Metalearth.de  
    Login oder Registrieren
::  Home  ::  Reviews  ::  Interviews  ::  Konzertberichte  ::
 
   
Navigation
· Home
· News
· News Archiv
· Board
· Reviews
· Interviews
· Konzertberichte
· Impressum
   
Supported by:

Das Kammerspiel/Grabnebelfürsten
Dez 2009



In der deutschen Avntgarde Black Metal Szene tut sich momentan einiges. Die Grabnebelfürsten werden sich verabschieden, Das Kammerspiel veröffentlicht ein neues Album und andere Nebenprojekte warten auf.
Dirk Rehfus, Sänger und Kopf der Grabnebelfürsten und Das Kammerspiel, beantwortet einige Fragen um etwas Licht ins Dunkel zu bringen.


Hallo Dirk, stell dich den Lesern doch erstmal vor.
Mein Name ist Dirk Rehfus, ich bin 1,85 cm groß, wiege 80 kg, bin verheiratet und Vater eines einjährigen Sohnes.

Wie kommt es zu deinem Künstlernamen "Sturm Deiner Winter"?
Den habe ich vor zig Jahren gewählt. Er entspringt der Idee, wie es denn wäre, komplett mit der Natur zu verschmelzen bzw. in ihr zu existieren. Ein Sturm unter Stürmen inmitten eines kalten Winters zu sein. Der Name gefällt mir immer noch sehr gut, wenn gleich ich ihn lediglich für Grabnebelfürsten verwende.
gnf
Die Grabnebelfürsten waren eine feste Institution im deutschen Avantgarde Black Metal. Warum wollt ihr das aufgeben?
Weil wir uns dazu gezwungen sehen. Wir haben in den letzten Jahren riesige Probleme gehabt, mal halbwegs konstant zu proben, weil sämtliche Bandmitglieder weit auseinander wohnen und auch teilweise keinen Führerschein haben. Es ging alles nur noch sehr schleppend voran und war meilenweit von unserer früheren Produktivität entfernt. Es ist schade, dass die Band sich auflöst, aber es ist auch kein Drama.

2010 erscheint noch eine letzte EP von euch, was kannst Du darüber verraten?
Wir wollen noch mal das Beste geben, was wir drauf haben. Es wird eine sehr runde Sache, trotz der Tatsache, dass wir lediglich 4 richtige Songs aufnehmen werden. Alleine schon das Coverartwork ist überragend. Und auf musikalischer Seite wollen wir zum letzten Mal beweisen, dass unser kreativer Status dem vieler etablierter Bands deutlich überlegen ist.

Dirk RehfusAuch wenn die GNF nicht mehr existieren, so gibt es eine Reihe Nebenprojekte wie Allvaters Zorn oder Das Kammerspiel. Was unterscheidet diese Projekte für dich untereinander?
Ich spreche aus beiden, versuche aber beiden Projekten eine andere Wirkung zu geben, was mir, glaube ich, auch gelingt. Allvaters Zorn ist auf jeden Fall der epische und rasend-euphorische Teil des Wesens, das sich für das Kammerspiel besinnt und eher aus der Ruhe und der Zurückgezogenheit agiert. Auch wenn das neue Kammerspiel-Album “Wege“ alles andere als ruhig klingt, ist es für mich eine sehr meditative Platte. Und zuletzt betreibe ich das Kammerspiel alleine, während bei Allvaters Zorn mein Bandkollege Tao ebenfalls maßgeblich am Songwriting beteiligt ist. Alleine deswegen besitzt Allvaters Zorn eine deutlich größere Offenheit und auch Angriffslust. Unser kommendes Album wird das beweisen.

Kommen wir zu Das Kammerspiel, womit du vor kurzem das Album "Wege" veröffentlicht hast. Wie kommt es, dass auf "Das Kammerspiel" nur Ambient-Musik war, während bei "Wege" Black Metal im GNF Stil dominiert?
Ich orientiere mich nicht an einer stilistischen Schublade, sondern mache die Art von Musik, die mir zu einem bestimmten Zeitpunkt am besten gefällt bzw. mit der ich mich zu diesem Zeitpunkt ausdrücken möchte. Das Kammerspiel ist in keinem Genre unverrückbar verwurzelt. Es kann sein, dass das nächste Album ein Black Metal-Album wird, es könnte auch ziemlich elektronisch ausfallen, es könnte sogar Pop-Musik beinhalten. Ich weiß jetzt noch nicht, wie sich die Musik entwickeln wird. Ich werde mir keinen Stil verordnen.

Woher ziehst du die Inspiration für diese breit gefächerte musikalische Spielwiese und Texte?
Die Texte und eigentlich auch die Musik schreibt der Geist bzw. die Lebenswirklichkeit. Ich glaube, dieser gesamte kreative Prozess überkommt mich und ich kanalisiere ihn höchstens in die eine oder andere Richtung. Wie jeder Mensch bin auch ich gewissen Reizen und Eindrücken meiner Umwelt ausgesetzt.
Manches was ich wahrnehme verarbeite ich wohl in einem positiven, absolut lebensbejahenden Sinn, manches verbittert mich und lässt Hass oder Frustration in die Musik einfließen. Deswegen kann ich auch nicht sagen, wie das nächste Album klingen wird. 2009 war ein schwieriges Jahr für mich, dementsprechend ist auf „Wege“ nicht alles eitel Sonnenschein. Ich würde gerne sagen, dass die nächste CD harmonisch und friedlich klingen wird, denn dann wüsste ich, dass die nächsten 2-3 Jahre absolut harmonische und friedliche Jahre für mich sein würden. Nur leider lässt sich das Leben so etwas nicht vorschreiben.

Was ist so für die Zukunft geplant? Wie geht es mit deinen Projekten weiter, oder schwebt gar schon die Idee eines neuen Projektes im Raum?
Über ein weiteres Projekt möchte ich nicht nachdenken, denn Allvaters Zorn und Das Kammerspiel bieten mir so viele Möglichkeiten der kreativen Selbst-Verwirklichung, dass ein weiteres Projekt keinen Sinn machen würde. Grabnebelfürsten existiert auch noch und 2 musikalische Schlachtfelder sind auch wirklich genug.

In der Metal-Szene etablieren momentan vereinzelte Indie-Giganten eine ähnliche Label-Politik wie sie die Größen der Chart-Landschaft auszeichnet. Käme ein Deal mit Nuclear Blast und Co. für dich in Frage? Wenn nein, warum nicht?
Abgesehen davon, dass Nuclear Blast mich vermutlich nicht signen würden, wäre ich im Zweifelsfall nicht abgeneigt. Ich glaube, dass man als Musiker auch viele Vorteile hätte, ein solches Label zu haben, das große Möglichkeiten besitzt. Aber wie gesagt, ich kann mir das nicht vorstellen. Ich bin Underground-Musiker und ich glaube kaum, dass man in der Vorstandsetage von Nuclear Blast meinen Namen kennt oder meiner Musik besonders viel Verkaufspotential zutrauen würde. Und es gäbe theoretisch ja auch Zwischenlösungen zwischen z.B. Lost Souls Graveyard auf der einen und z.B. Nuclear Blast auf der anderen Seite.
Dirk Rehfus
Politik und Religion sind in der Black Metal Szene ein häufig kontroverses Thema. Natürlich bist Du kein typisches Kind dieses Genres. Inwiefern tangieren dich diese Themen trotzdem als Musiker?
Nun, ich sehe mir regelmäßig Nachrichten an, dies aber mehr aus eigenem Interesse als Privatperson. Natürlich ist es möglich, dass gewisse Meldungen und Berichte einen gewissen Eindruck hinterlassen, den man dann künstlerisch verarbeitet. Ansonsten gucke ich mir fast kein Fernsehen an.
Religion ist natürlich für einen Musiker ein viel zu wichtiges Gebiet, als dass man es unbeachtet lassen könnte. Ich bin selbst auch durchaus ein Mensch, der einen Hang zum Religiösen in sich trägt. Ich benenne diesen Hang aber nicht nach einer bestimmten Religion, sondern trage diese Dinge in mir selbst. Ich finde Spiritualität eine schöne und auch mental bedeutsame Sache.

Das Jahr 2009 neigt sich seinem Ende zu. Was hat es für dich und deine Musik Gutes und Schlechtes gebracht? Welche Alben haben deine Sammlung nachhaltig erweitert, welche dich enttäuscht?
Nun, ich denke, dass „Wege“ ein sehr gutes Album geworden ist. Genauso „Der Einkehr später Gast“, das Album ist ja auch erst 2009 erschienen und geht z. Zt. leider ein wenig in der Beachtung unter – wobei ich schon sehr froh bin, dass „Wege“ immerhin etwas Beachtung findet. In meine Sammlung sind 2009 auch ein paar tolle Platten gewandert. Die besten sind dabei für mich die letzten Alben von Nile, Katatonia und Ahab. Das sind für mich die besten drei Alben des Jahres 2009.
Enttäuscht war ich eigentlich von keiner Neu-Anschaffung, da ich mittlerweile sehr gezielt Musik kaufe. Die neue Porcupine Tree ist leider nicht so großartig wie „Fear of a blank Planet“, aber trotzdem sehr gut. Das letzte Rammstein-Album ist im Gegensatz zu „Reise, Reise“ auch eher dürftig, aber trotzdem noch halbwegs ok. Die letzte Opeth ist meiner Meinung nach auch ein kleiner Rückschritt zur „Ghost Reveries“, wobei ich jetzt gar nicht genau weiß, ob die „Watershed“ nicht schon 2008 rausgekommen war.

Zum Schluss eines Interviews machen wir meistens ein kurzes Brainstorming.
Wenn ich Papst wäre:
würde ich wohl zuerst in die Vatikan-Bibliotheken gehen.
Musik bedeutet für mich: deutlich mehr als Entertainment.
Ich werde wiedergeboren als: die gleiche Person, die ich bin – mir wird dann lediglich eine weitere Lebensperiode in der Zukunft gewährt. Danke übrigens.
Mein Lieblingszitat: Musik muss bluten.

Vielen Dank, dass du dir die Zeit für das Interview genommen hast. Die letzten Worte gehören dir:
Ich bedanke mich bei Dir für Dein tolles Review und die interessanten Fragen! Ich hoffe, Dir gefallen meine Antworten.


Interview: Kevin Wedel
Fotos: http://press.lost-souls-graveyard.de/ & http://www.grabgewalt.de/








Copyright © by Metalearth.de Alle Rechte vorbehalten.

Publiziert am: 2009-12-30 (6397 mal gelesen)

[ Zurück ]

Access Denied