Metalearth.de  
    Login oder Registrieren
::  Home  ::  Reviews  ::  Interviews  ::  Konzertberichte  ::
 
   
Navigation
· Home
· News
· News Archiv
· Board
· Reviews
· Interviews
· Konzertberichte
· Impressum
   
Supported by:

Cheeno
Dez. 2008



Das Jahr neigt sich dem Ende zu. Neben einem Plattenvertrag mit Prevision Music und dem ersten veröffentlichten Full-Length Album hat sich einiges im Hause Cheeno getan. Joey und Carsten berichten im Interview über die artgerechte Haltung von Grafikerinnen, die Abstumpfung der Menschheit und Zukunftsvisionen für Cheeno.


Cheeno Moin zusammen! Erstmal Glückwunsch für's neue Album! Da habt ihr ja eine ganz schöne Granate auf die Fans losgelassen (bzw. losgelassen ist sie noch gar nicht). Wie geht's euch nun nach dem Fertigstellen der Produktion? Seit ihr zufrieden mit dem Ergebnis?
Joey: Ja, sehr sogar. Wir sind mehr als glücklich. Aber es war auch ein hartes Stück Arbeit. Unser Gitarrist Phil ist Inhaber des gut gehenden SU2-Studio's und ist sozusagen am Dauerproduzieren. Da wir für den Erstling kein Budget zur Hand hatten, mussten wir quasi immer in Phils 'Freizeit' aufnehmen. So entstand das Album dann in mehreren Nacht und Nebel Etappen.

Carsten: Durch den gestückelten Aufnahmeprozess schlichen sich unbewusst immer wieder neue Sounds und Stimmungen ein, was dem Album im Endeffekt sehr zugute kam. Das Album wurde dadurch sehr lebendig.

Von mir hat "The next step will be the hardest" genauso viele Punkte wie "Dark Horse" von Nickelback bekommen (Anmerkung: 8/10) . Was ist es für ein Gefühl direkt mit dem ersten Full-Length Output so viel positives Feedback zu bekommen?
Carsten: Wie fühlt man sich wohl, wenn man fast 2 Jahre als Idealistentruppe für was kämpft, alle Zeit für ein Produkt opfert und dann von allen Seiten Zuspruch erntet? Das kann man kaum beschreiben. Es ist einfach sehr schön oder mit den Worten des A-Team Chefs: “Ich liebe es, wenn ein Plan funktioniert!“.

Joey: Uns war natürlich allen klar, dass es mittlerweile extrem schwer ist in der überlaufenen Musikwelt heraus zu stechen. Deshalb haben wir von Anfang an Vollgas gegeben. Nickelback haben wohl schon ein paar Platinplatten im Rücken und von daher fällt es denen nicht wirklich schwer die Aufmerksamkeit der Masse zu erlangen.

"The next step will be the hardest" gibt es in zwei verschiedenen Varianten zu kaufen. Habe ich das richtig gelesen und das Buch in der limitierten Variante bringt es wirklich auf 150 Seiten? Was habt ihr denn da alles rein gepackt?
Joey: Vieles… Haha… Auf meinem Rechner brachte es das Buch bzw. der Roman auf stolze 270 Seiten. Aus ökonomischen Gründen wurde es von der Schriftgröße her kleiner gesetzt… Nun sind's 150 Seiten... Auf die Idee kam ich nachdem ich ein Skript für unser Video zum Song @ geschrieben habe. Da merkte ich, dass unsere Songs bzw. Songtexte alle einem gemeinsamen inhaltlichen Konzept folgten, obwohl sie unabhängig voneinander entstanden sind. So schrieb ich einfach drauf los und hatte irgendwann 17 Kapitel zu 17 Songs fertig geschrieben. Ich entwickelte einen roten Faden durch alle Songs hinweg zu einem irren Konzept. Die Texte finden sich alle auch irgendwo in dem Roman wieder, zum Beispiel als Zitate. Ich muss natürlich dazu sagen, ich bin kein Schriftsteller, aber es macht mir tierisch Spaß, Welten, Personen und Handlungen zu erschaffen.

Carsten: Irgendwie isses schon krank. Wir planen ein Debütalbum und raus kommt 'ne Special Edition mit 'nem Buch als Bonus, die manch einer in seiner Discographie ganz weit hinten stehen hat. Das hätten wir uns nie träumen lassen. Das Buch ist anscheinend so gut geworden, denn die Nachfrage ist sogar im Ausland da. Wir sind noch am Überlegen das Buch einzeln zu veröffentlichen, da viele Leute danach fragen und die Holzboxen schon vor dem Release so gut wie ausverkauft sind.

Wie kamt ihr auf die Idee euch direkt mit dem ersten "richtigen" Werk an einem Konzeptalbum zu versuchen?
Carsten: Als wir die ersten ca. 11 Songs fertig hatten, hätte das schon für ein Full Length Album gereicht. Aber irgendwie wirkte alles noch so brav und nicht wie sich ein Cheeno Album anfühlen sollte. Da fehlte uns das gewisse Etwas...

Joey: Etwas Auffälliges musste her. Da wir alle der Meinung sind dass es irgendwo totaler Schwachsinn ist, sich durch Verkleidung oder andere Verstellung anzubiedern, wollten wir eher mit Authentizität und Anspruch auffallen. Hier gilt das Gleiche wie bei dem Buch. Wir haben die Songs dann mit einem roten Faden durch 'Interludes' verbunden… und dabei war uns jedes Stilmittel recht.

Der Pressetext von Seiten von Prevision Music fasst sich relativ knapp in Bezug auf das inhaltliche Konzept. Stellt dieses den Fans doch mal vor!
Joey: Die meisten unserer Songs handeln von irgendeiner Form der Verzweiflung bis hin zum Selbstmord. Nicht weil wir auch so verzweifelt sind, doch weil man mehr und mehr eine gewisse Massenverzweiflung erkennen kann. Man merkt doch heutzutage, dass Menschen mit Stolz erzählen, wie abscheulich ihr Job, wie beschissen ihre Finanzlage oder ihr Privatleben ist. Ist das der richtige Weg? Sinnlos rumjammern, sich an den Meistbietenden zu verkaufen und immer mehr in die Fresse zu bekommen und dabei abzustumpfen?

Carsten: Immer weniger Menschen in einer Wohlstandsgesellschaft prahlen damit, dass sie wirklich glücklich sind, dass es ihnen gut geht. Neid, Konsum, Schönheit, Gewalt, Sex, Rivalität,... Alle Energie wird unbewusst auf solche negativen Attribute verwendet, anstatt sich mal Gedanken zu machen, wie man glücklich und zufrieden mit sich und seinem Leben sein kann. Man muss am Glück arbeiten. Doch das ist ein schwerer Weg und da wird für immer mehr Menschen der nächste Schritt nicht nur der schwerste sondern er wird unmöglich…

Cheeno Für die genialen Illustrationen zeigt sich die Kanadierin Julie Keene verantwortlich. Wie seit ihr auf sie gekommen? Hattet ihr gewisse Vorstellungen, was das Cover betrifft?
Carsten: Wir haben sie bei MyPainter.ca als persönlichen Cheeno Grafiker für 10 Cent ersteigert und halten sie jetzt bei uns im Keller. Aber sie ist glücklich, denn sie bekommt zu ihrem Brot sogar 'nen Becher Wasser! Könnt schlimmer sein, oder? ;) Nee, jetzt ma ernsthaft...

Joey: Wir sind im Internet auf ihre Zeichnungen gestoßen und uns hat der Stil absolut zugesagt. Dann haben wir sie angeschrieben und schnell stellte sich raus, dass man super mit ihr arbeiten kann. Sie hat das Konzept perfekt umgesetzt. Wir sind uns ziemlich sicher, dass wir auch in Zukunft noch mehr mit Julie arbeiten werden.

"The next step will be the hardest" beginnt ziemlich kryptisch mit dem Intro "Bo-Toxx Mind Society". Wen darf man sich unter dem Begriff der "Bo-Toxx Mind Society" vorstellen und wen unter dem Gegenpol, der "Anti-Bo-Toxx Revolution"?
Joey: Da sind wir wieder bei der zunehmenden Unzufriedenheit. In der Geschichte ums Album wurde eine fiktive Welt erschaffen in der es die Politik erlaubt, Botulinumtoxin in die Hypophyse zu spritzen, um so alle Gefühle auszuschalten. Denn der Mensch, der absolut gar nichts mehr fühlt, ist ein perfektes Werkzeug. Eine kranke Vorstellung, die aber gar nicht mehr so abwegig ist, wenn man die aktuelle Welt mal genauer unter die Lupe nimmt… Die „Anti-Bo-toxx Revolution“ ist also die logische Konsequenz zur „Bo-Toxx Mind Society“.

Carsten: Zu jeder Bewegung gibt es doch immer eine Gegenbewegung. Wenn alle dafür sind, muss mindestens einer dagegen sein oder einer sagt nicht seine Meinung... Irgendwie ist das natürlich. Es scheint, als bräuchte die Menschheit (Vielleicht sogar die ganze Welt) immer die Gegenüberstellung von Schwarz und Weiß, Krieg und Frieden, 0 und 1 usw. Anscheinend ist es irgendein Urgedanke der Menschheit alles möglichst einfach zu kategorisieren und zu polarisieren.

Auf den Begriff "Bo-Toxx" kann ich mir nach wie vor noch keinen Reim machen. Helft mir auf die Sprünge. Die Verbindung zu Botox ist klar aber wieso die Trennung und das Doppel-X?
Joey: Botox ist ein eingetragenes Produkt. Das wollte ich nicht in den Schmutz ziehen und der schweizer Firma auch nicht zu nahe treten. Die einzige Verbindung ist, dass sie auf dem gleichen Wirkstoff aufgebaut sind. Ich sah irgendwann einen Bericht über Botox und dachte mir:„Ist schon krank, dass man aus einem irrsinnigen Schönheitswahn in Kauf nimmt sich gewisse Gesichtspartien zu lähmen!“ Im Anschluss kam mir der Gedanke:“Wie wär' das wohl, wenn man sich damit die Gefühle komplett lahm legen könnte?“

Carsten: Dem ist nichts hinzuzufügen... Außer: Joey und ich sehen nach den zahlreichen Selbstversuchen um Längen besser aus...

Ist die Thematik des Albums als Warnung zu verstehen oder denkt ihr, dass die Menschheit die dargestellte Grundposition schon erreicht hat?
Joey: So tief wie in der Album Story ist die Menschheit sicher noch nicht. Im Buch ist alles bewusst übertrieben dargestellt. Aber die Menschheit ist in Sachen Gefühlen, Selbstverwirklichung und Glaube an sich auf einem guten Weg in Teilnahmslosigkeit zu versinken. Es soll hier nicht misanthropisch wirken, nur gibt es viele Einzelbeispiele an denen wir sehen können, wie armselig viele mit dem Leben umgehen. Um ein Beispiel zu nennen: Die Allgemeinheit zieht sich doch lieber nach einem Mülleimer klingende Mp3s aus dem Netz, als noch den puren Klang einer LP oder CD auf einer guten Anlage zu genießen…

Carsten: Ich denke nicht, dass es als Warnung zu sehen ist. Es sollte eher als eine Art Denkanstoß betrachtet werden. Es gibt wohl ein ungeschriebenes Gesetz der Menschheit, das besagt: Man muss etwas erst kollabieren lassen, bevor der Wille und der Mut zur Veränderung da ist. Warum aber? Die Gesellschaft, die im Buch beschrieben ist, steht kurz vor dem Kollaps: müssen wir denn auch so lange warten bis wir was ändern? Wahrscheinlich schon, weil es menschlich ist.

Wie sieht's mit 'nem Video zu einer der Nummern aus? Stell ich mir bei den Themen sehr interessant vor.
Joey: Ja… zu @ haben wir ja schon ein Video im Kasten. Eventuell sind noch weitere geplant. Ich muss gestehen, dass wir auch schon über eine Verfilmung der Geschichte nachgedacht haben. Falls David Fincher mal Bock hat, sind wir direkt dabei. Man darf ja das Träumen nie verlernen :)

Carsten: Klar, wäre bestimmt 'ne tolle Sache. Ein richtig gut produziertes Video kostet in der Regel viel Kohle. Aber bei uns verrückten, besoffenen Libellen kann man ja nie wissen, vielleicht legen wir ja noch ein oder zwei Videos drauf. Die Thematik gibt 'ne Menge her.

Lasst uns mal einen kleinen Blick in die Zukunft werfen. Wie wird's mit Cheeno weitergehen? Wo seht ihr euch selbst in 5 Jahren?
Joey: Schritt für Schritt. Eine tolle Redewendung, die sich wirklich oft anwenden lässt und wahrscheinlich zu unserer Philosophie innerhalb der Band geworden ist über die letzten Jahre. Wir arbeiten von Schritt zu Schritt. In 5 Jahren kann viel passieren und wir sind uns sicher, dass viel passiert. Wir wollen einfach Stück für Stück wachsen und unsere Musik mit so vielen Leuten teilen wie möglich. Diese Herausforderung ist, was uns den Spaß an der Sache bringt.

Carsten: Wir arbeiten bereits am neuen Album und haben schon konkrete Vorstellungen und Termine für die Umsetzung. Der Weg zum nächsten Album wird bestimmt sehr interessant werden. Mal schauen, was kommt... Das ist der Kick als Künstler.

Cheeno Wo wir gerade bei Zukunftsplänen sind: Mit welcher Band würdet ihr mal gerne die Bühne teilen?
Joey: Wir haben schon mit vielen Bands aus unterschiedlichsten Genres die Bühne geteilt und waren nicht selten überrascht, wie nett viele sind und manchmal natürlich auch, welche Arschlöcher sich hinter manchen Bandnamen verbergen.

Carsten: Ich denke, wir wollen einfach so viele Konzerte wie möglich spielen, bei denen die Leute vielleicht ein bisschen mehr als zufrieden nach Hause gehen und ihren Freunden erzählen können, wie schön der Abend war. Welche Band da noch mitspielt ist grundsätzlich egal – Hauptsache, das oben Erwähnte wird erfüllt. Ich persönlich bin froh, wenn ich meine musikalischen Helden nicht persönlich kennen lerne. Da hab ich bis jetzt zu viele Enttäuschungen erlebt...

So jetzt noch ein kleiner musikalischer Jahresrückblick und ihr habt's geschafft! Berichtet ein bisschen über eure Highlights (beste Alben, bestes Konzert / Festival usw.)!
Joey: Das vergangene Jahr stand für uns größtenteils im Zeichen der Arbeit. Album-Produktion, Buch, Orga und insbesondere Labelsuche. Nun hoffen wir natürlich auf eine reichhaltige Ernte aus dieser Arbeit. Natürlich spielten wir auch Konzerte, aber das ist für uns eigentlich schon selbstverständlich. Im Moment sind wir froh, das Album abgeschlossen zu haben und es nun am 5.12.2008 auf die Welt raus zu lassen.

Carsten: Wir haben mit Prevision Music einen optimalen Partner gefunden. Prevision Music ermöglicht uns Dinge, die wir beim Release unseres Debütalbums nicht mal für möglich gehalten hätten. Wir hatten echt einiges an Angeboten über die letzten 2 Jahre. Aber wir haben mit Prevision Music die richtige Entscheidung getroffen und bereuen es kein Stück.

Vielen Dank für das Interview und viel Erfolg für die Zukunft. Die letzten Worte gehören euch!
Wir haben viel Liebe, Mühe und Arbeit in die letzte Zeit und in dieses Album gesteckt. Nun geben wir es euch da draußen. Unterstützt uns in dem ihr das Album kauft und nicht wie der Großteil mittlerweile nur auf irgendwelchen virenverseuchten Internetseiten irgendwas in schlechter Qualität herunterladet. Hört euch unser Zeug auf www.myspace.com/cheenorock an, geht auf unsere Seite www.cheeno.de oder www.prevision-music.com und bestellt das Album, Buch oder die fast vergriffene Holzbox Edition. Ihr, die Leser und auch die Magazine, habt es in der Hand. Ihr seid die Essenz für unseren nächsten Schritt und wir wollen noch lange weiter laufen!


Interview: Torben Knöpfler
Fotos: www.cheeno.de








Copyright © by Metalearth.de Alle Rechte vorbehalten.

Publiziert am: 2008-12-07 (7134 mal gelesen)

[ Zurück ]

Access Denied