Erst einmal Glückwunsch zum gelungenen Album und danke, dass du dir die Zeit nimmst ein paar Fragen zu beantworten.
Eine Frage, die sich sicherlich jeder gestellt hat, ist, wie du überhaupt auf die Idee gekommen bist alten und recht bekannten Schlagern ein neues, Rammstein lastiges Gewandt zu verpassen?
Letztes Jahr haben mich Redakteure vom Punk-Magazin Ox-Fanzine gefragt, ob ich bei einem Gunter Gabriel Tribute Sampler mitmachen wuerde. Ich hab gleich ja gesagt und mir den Titel “Komm unter meine Decke” ausgesucht. Bei der Produktion kam richtig Spass auf, und als wir den Titel dann noch live gebracht haben, war fuer mich klar – ich muss zurueck zu meinen schwarzen Zeiten wie “Nick Nack Man” und “Ur-Ur-Enkel von Frankenstein”. Zu dieser Zeit war mir sowieso alles scheissegal, weil z.B. die Radiostationen nur noch Hits spielten und die Container- und Casting-Shows im Fernsehen kaum noch Platz fuer andere Interpreten hatten.
Wie haben deine Schlagerfans diese mittlerweile zwei Alben aufgenommen?
Ich hatte nie die eingefleischten Schlagerfans wie z.B. Roland Kaiser. Vor meiner Bühne standen eher immer Typen mit ner Flasche oder die schweren Jungs aus der Biker-Szene. Das liegt wohl an meiner zermarterten Stimme und Songs wie “Ich trink auf Dein Wohl Marie” oder auch “Hier kommt Kurt”.
„Rabenschwarz 1“ wurde von vielen in der Metal-Szene als „peinlich“ betitelt. Wie gehst du mit solch Kritiken um?
Ich habe in den 30 Jahren Buisiness gelernt, dass man es sowieso nie allen recht machen kann und ausserdem sollte man sich und die Musik nicht zu ernst nehmen. Es gab aus meiner Sicht aber ueberwiegend gute und ermutigende Kritiken aus der Gothic- und Metalszene, da die meissten wussten, wie meine Karriere begonnen hatte.
Wie hat eigentlich Kollege Gunter Gabriel auf deine Version von „Komm unter meine Decke“ reagiert?
Der rief mich an und wollte gleich noch einen Song mit mir gemeinsam aufnehmen. Das wollte ich aber nicht, denn es kann nur einen Henker geben ;-)
Auf dem zweiten „Rabenschwarz“-Teil kommen noch mehr altbekannte Nummern unter die Räder. Da wäre „Er gehört zu mir“ oder „Du kannst nicht immer 17 sein“. Wie bist du bei der Songsauswahl vorgegangen?
Es ist hauptsächlich der Text, der inspiriert. Er muss dieses zweideutige besitzen ... z.B. “Wenn Du gehst, dann geht nur ein TEIL von Dir...” aus Maffay´s “So bist Du”. Natürlich müssen die Schlager auch bekannt sein und irgendwie Kultcharakter haben, sonst wirkt es nicht.
Was haben deine Kollegen zu deinen „Verwurschtelungen“ gesagt?
Naja, Christian Anders war völlig entsetzt über seinen “Zug nach nirgendwo” und Udo Jürgens bekam eine weisse Nase vor Ärger, wollte schon Klage einreichen, bis seine Musiker und Produzenten ihm davon abrieten, denn Sie wussten, es wuerde keine gute Schlagzeile fuer ihn werden...
Dein eigenen Nummer, wie den Kulthit „Hier kommt Kurt“, hast du auch im Rammstein-Stil aufgenommen. Hat es Spaß gemacht diese so umzugestalten und nicht andere Hits zu verbraten?
Natürlich mach ich vor mir selber nicht halt und schreddere auch die eigenen Hits, aber der “Ur-Ur-Enkel von Frankenstein” gefaellt mir jetzt besser denn je. Freue mich schon auf den 3. und wahrscheinlich letzten Teil von Rabensschwarz im nächsten Jahr.
Was steckt eigentlich hinter dem Song „Im Keller“? Ist Michael Meyer ein Synonym für die heutige Gesellschaft?
Es ist die Geschichte von einem typischen Spießer, dem man nichts anmerkt, der voll in der “Norm” lebt und der erst in seinem Keller sein wahres Ich rauslässt und zum Tier wird. Ein wenig Gesellschaftskritik steckt schon in dem Song, denn ich lese immer häufiger von abartigen Delikten oder Verbrechen, die von scheinbar ganz normalen Bürgen begangen werden. Ein schlechtes Zeichen...
Mit dem Duett mit Nina Hagen hast du dir ja einen Traum erfüllt. Warum wolltest du ausgerechnet mit ihr mal einen Song aufnehmen?
Sie gehört zu den ganz wenigen, die über den Dingen schweben. Nina kann musikalisch alles machen und bleibt sich dennoch treu. Sie ist eine extreme und exzentrische Figur, die von ihrer Art her und natürlich auch von ihrer Stimme irgendwie zu mir passt. Kennengelernt habe ich sie bei einer Kinosynchronisation “Guck mal, wer da bellt”, und da haben wir uns schon beide verprochen – wir machen mal was zusammen –
Wie kann man sich die Live-Umsetzung der CD vostellen?
Drei Gitarristen, Bass, Drums, Keyboard und ab gehts... Es wird natürlich ein Mix aus alten und neuen Songs aber wer es hart mag und ein wenig Humor hat, der wird voll bedient. Die ganz alten Songs von mir wie z.B. “Oh, Susi” oder “Ich trink auf Dein Wohl, Marie” bringe ich in kleiner “unplugged” Besetzung – quasi zur Erholung...
Gibt es schon Tourdaten, die du nennen könntest?
Es gibt schon einige Termine und Anfragen fuer das naechste Jahr. Sobald die Tour steht, schicke ich Euch die Daten... Ansonsten auf meiner Homepage: www.frank-zander.de
Und nun eine Frage, die bislang jedem gestellt wurde und auch vor dir keinen Halt machen wird: Wie ist deine Meinung zum Thema Internet (Filesharing, Webzines, etc)?
Da ich von meiner Musik leben muss und nicht zu den sog. Major-Acts gehoere, freue ich mich ueber I-Tunes und Musicload etc., denn die sind nun echte Konkurrenz zu den kostenlosen Download-Portalen – Es trifft ja leider immer die Falschen, also die kleinen Labels und die kleinen Bands, die abhängig sind von den paar CD-Verkäufen.
Ich bedanke mich und überlasse dir die letzten Worte!
Danke fuer Euer Interesse.
Interview: Dominic Türk
Fotos: Frank Zander
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