Aug. 2005
Vor dem Releasekonzert in der Bochumer Matrix stellte unser Redakteur Dominic Türk Schmeir und Mike von Destruction ein paar Fragen zum neuen Machwerk "Inventor of Evil".
Viel Spaß beim Lesen.
Wie fühlt man sich eigentlich, wenn die Platte fertig ist und man weiß, dass sie Montag rauskommt? Ist das ein bisschen wie Weihnachten?
Schmier: Für mich zumindest schon.
Entwickelt man auch gewisse Vatergefühle?
Beide: Das Baby kommt!
Mike: Ja, doch.
Schmier: Ein Bisschen ist das schon so. Als die Kiste mit den CDs kam war ich schon aufgeregt. Kiste kommt, du hast das Produkt vorher nicht gesehen, deshalb ist das immer ein bisschen aufregend. Auf jeden Fall.
Dann sprechen wir jetzt mal über die Platte.
Wer ist denn dieser Erfinder des Bösen?
Schmier: Die Menschheit. Die Menschen selber natürlich!
Und warum ist der Butcher auf dem Cover abgebildet?
Schmier: Er steht für die Menschheit, als hässliche Kreatur, blutrünstig...
Mike: ... und ein bisschen spießig. Er sieht sich als Metzger
Schmier: Du weißt ja nicht wie die Person aussieht, die vor dem Spiegel steht, das kannst ja du sein, ich sein, er sein. Der Butcher ist halt das Synonym für die Menschheit.
Wer hatte denn die Idee für das Artwork?
Schmier: Das haben wir zusammen entwickelt. Wir wollten den Butcher wieder haben und da haben wir uns überlegt den alten Stil mit dem Butcher wieder aufzugreifen.
Ich hab von Leuten gehört und habe auch selber festgestellt, dass das Album wieder back to the roots ist, vor allem da wieder mehr Wert auf die Gitarrenarbeit gelegt wurde.
Schmier: Ich denke, das war von Anfang an der Plan. Die Letzte hatte ein bisschen viel Gebrüll und wenig Riffing und das ist uns erst im nach hinein aufgefallen. Die Gitarre ist bei uns auch sehr wichtig.
Mike: Ich fühl mich jetzt nicht so, als hätte ich auf der letzten Platte schlechter gespielt hätte als jetzt.
Schmier: Nein, nein, aber die Gitarre kommt halt schlechter raus.
Mike: Ja, du sagst es...
„The Calm Before the Storm“ erinnert mich irgendwie an „Reject Emotions“: Der atmosphärische Anfang und dann volle Power. Wolltet ihr ein zweites „Reject Emotions“ machen?
Mike: Ja, dass war die Intention davon.
Schmier: Das haben wir schon seit Jahren probiert, aber nicht richtig hinbekommen. Es ist immer so: Es muss passen. Die Stimmung kann man nicht einfach so erzeugen. Es muss schon zusammenpassen, was da so kommt und ich denke, wir sind ganz froh, dass es diesmal geklappt hat. Man kann halt nicht sagen, wir schreiben jetzt eine Song, der muss so sein wie "Reject Emotions", sonder es muss halt automatisch kommen. Wir haben es beim letztem mal, also bei "Metal Discharge", probiert und da hat es auch nicht geklappt.
Mike: Wenn man da krampfhaft drangeht, dann geht es auch nicht.
Schmier: So ist es gereift und auch gut geworden.
Ihr habt "Seeds of Hate" einen leicht orientalisch angehauchten Frauengesang mit drin. Wer hatte die Idee dazu?
Schmier: Der Song geht hat um Religionsfanatismus und Kreuzzüge und da wollten wir einen orientalischen Flair haben. Wir haben im Studio ein bisschen herumexperimentiert. Wir hatten zuerst Männer- und Frauengesang. Sie ist die Frau von unserem Mitproduzenten V.O. Pulver.
Ich weiß, dass du schon etwas länger mit Pulver zusammenarbeitest. Wann gibt es das erste Pulver/Schmier-Projekt?
Schmier: Also ich weiß noch nicht. Damals als ich bei Headhunter gespielt habe, haben wir einen Song zusammen geschrieben und ihn danach wieder vergessen. Wir schon ein paar Mal gesagt, dass wir was zusammen schreiben sollten. Dann hatten wir wieder keine Zeit, denn es war viel los. Jetzt hat V.O. wieder mehr Zeit mit seinem Studio. Er hat sich jetzt mehr oder weniger selbstständig gemacht und seinen Job aufgegeben. Ich denke da wird schon etwas Brauchbares bei rauskommen wenn V.O und ich was schreiben.
Schauen wir mal.
Ihr arbeitet jetzt im fünften Jahr das dritte Mal mit Peter Tägtgren zusammen. Wie viel Einfluss hat er auf euren Stil gehabt.
Schmier: Er hat Songs geschrieben, alles eingesungen, die Gitarren hat er eingespielt.
(Alle lachen)
Schmier: Ne, also er hat die Platte nur gemischt. Bei den letzten Platten, die er mitproduzierte, hat er ein wenig mitgeredet. Er hat hier und da mal gesagt, dass das Arrangement nicht so gut sei, hier könnte mehr Speed sein, da vielleicht mal das Tempo rausnehmen. Er hat halt an den Sachen mitgearbeitet.
Diesmal war es so, dass die Sachen schon fertig waren und er hat nur die Demos gehört. Peter ist jemand der auf unsere Wellenlänge liegt. Wir haben einen ähnlichen Geschmack, das passt schon.
Also, ich stelle jetzt mal eine These auf: "The Alliance of Hellhoundz" ist ein zweites "Eternal Ban". Zumindest von der Thematik her.
Beide: Ja..
Schmier: Aber diesmal mit den Leuten, die den Metal erfunden haben, bis hin zu denen, die den Metal heute prägen. Ich denke, dass macht ihn halt etwas spezieller, wenn man solche Leute hat. Vor allem Biff, der "Denim ans leather" sing, dann ist das schon schön.
Oder halt "Wheels of steel".
Schmier: Ich denke, der Song macht erst richtig Spaß, wenn man den Text vor sich liegen hat und sieht, wer was sing. Es ist halt schwierig, denn wir haben auch Stimmen übereinander gelegt. Zum Beispiel zu Stimme eines Paul Di`Anoo, die halt hier sehr hoch ist, so dass man ihn auch nicht sofort erkennt, aber wenn er dann Zeilen singt, die ihn berühmt gemacht haben, wie "Wrathchild" oder "I`m running free", dann ist das schon ein wenig Gänsehautfeeling. Für mich noch mehr, als für die Fans. Dann kommen die ganzen alten Anekdoten wieder raus. Für mich selber auch. Ich denke, dass ist schon ganz lustig so.
Wird man den Song in der Konstellation mal live sehen können?
Mike: Wie soll das zu machen sein?
Schmier: Ich denke, dass wir es vielleicht versuchen werden, wenn wir 2006 auf Wacken spielen sollten, den Song versuchen zu spielen und auch diese Leute zu bekommen und auch ein paar hinzuzuholen, die auch da sind, weil es geht nicht nur um die Typen selber, sondern um die Message. Wenn Biff nicht da ist werden wir halt den Dirkschneider fragen, oder wen, der auch Kult ist.
Mike: Das haben wir auch hier und da schon gemacht.
Das war auf`m Bang Your Head, oder?
Schmier: Ja, mit Doro, Johann von Amon Amarth, mit dem Morgana LeFay-Sänger. Na, wie heißt er..
Mike: Das ist ein schwedischer Name.
Schmier: Ja, das ist so ein schwedischer Name, ...Charles Rytkönen. Weist du, eigentlich können alle ersetzt werden, denn die Aussage ist die gleiche, aber das Original ist das Original. Ich denke, auf den großen Festivals werden wir es aber versuchen umzusetzen.
Wie seid ihr überhaupt mit den Leuten zusammengekommen? Habt ihr euch gesagt: Wir brauchen den und den, die würden da gut reinpassen?
Schmier: Genau. Die Schwierigkeit war aber erstmal welche alten Ikonen, damit die Basis steht. Dann hat man ein paar Kollegen gefragt, Peavy von Rage zum Beispiel, der für den Power Metal steht, ist halt ein alter Kumpel. Mit Dimmu Borgir haben wir schon getourt. Man kennt sich halt teilweise und die, die man nicht kannte, hat man dann über die Plattenfirmen angefragt. Die meisten waren echt ziemlich begeistert.
Mike: Die wollten es halt alle erst mal hören. Erst mal den Sound checken.
Schmier: Messiah hat erst mal gemeint, Destruction habe er schon lange nicht mehr gehört. Er hat dann "The Antichrist" von uns bekommen und hat dann gleich geschrieben: "Jawoll! Geil!"
Messiah war auch weg vom Fenster. Dann kam er ins Studio und hat dann wirklich den ganzen Tag gesungen. Den Song halt ein paar Mal eingesungen. Ich glaube er ist der Sänger, der am meisten gesungen hat, den man am meisten hört. Wir haben ihn dann ein bisschen zurück genommen. Hier und da etwas ausgeblendet. Er hat es halt drauf und ist sehr engagiert.
Stehen denn schon Tourdaten für dieses Jahr fest?
Schmier: Die Tour fängt im September an. Dann gehen wir nach Japan. Ich glaube am 10. ist die erste Europashow geplant. Dann werden wir bis Dezember auf Tour sein in Europa und dann ist die USA geplant. Die exotischen Sachen auch. Für Malaysia haben wir ein Angebot im Dezember.
Sodom lässt grüßen, oder?
Schmier: Ja, China steht auf der Liste weit oben. Auch die arabischen Länder, Afrika und so.
Mike: Da bin ich ja so ein bisschen neidisch auf Kreator, die in Marokko gespielt haben.
Schmier: Man sammelt auch die Impressionen der Länder...
... und nimmt die Kultur mit...
Schmier: Ja, vor allem wenn man nach Japan geht, das ist alles so anders da. Ich steh da drauf, dass gibt dem Leben ein wenig Würze.
Und nun eine Frage, an der keiner vorbeigekommen ist: Wie ist eure Einstellung zum Thema Internet, Internetmagazine, Filesharing?
Schmier: Ich find es schon wichtig. Erst mal die Kommunikation zwischen den Leuten, zwischen den Bands und dann halt die Download-Sache, was so appetiser für die Platte sind. Ich denke, es gibt viele Leute, die sich die Platte anhören und dann auch kaufen. Natürlich wenn sich die Leute hunderte Platten runterladen, dann kaufen sie gar nichts mehr. Da würde ich ein schlechtes Gewissen kriegen. So eine Band wie Metallica hat es nicht nötig aber wenn du halt Metal hast, der nicht auf MTV läuft, dann bist du auf jeden Pfennig angewiesen.
Mike: So wie das im Moment ist, ist das auch nicht richtig, da sollte man eine Regelung finden.
Ja, eine CD kostet im Schnitt zwischen 15€ und 18€.
Schmier: Stimmt, das ist viel, aber da sind die Plattenfirmen selber Schuld. Ein Musiker bekommt von einer Platte ca. 2 – 3€ und darum muss die Platte 15€ kosten deswegen, damit sie mitverdienen Im Grunde ist eine CD auch ein Kulturgut, wie ein Buch, aber die Plattenfirmen wollen halt mitscheffeln und die dummen sind die Musiker im nachhinein.
Dann bedanke ich mich bei euch, genieße gleich die Show und überlasse euch die letzten Worte.
Schmier: Wird bestimmt lustig heute und ich denke wir kommen im Herbst dann wieder hier her. Ich bin zum ersten Mal hier und bin gespannt.
Der Sound ist nicht der beste hier.
Schmier: Ich denke, so schlimm wird es nicht werden. Ich habe da ein gutes Gefühl. Auf der Bühne ist es noch ein bisschen matschig, aber wann nachher Leute drin sind, dann wird es schon einigermaßen. Es wird nicht so matschig sein, dass man nichts mehr hört, aber es wird auch nicht so toll werden. Es ist halt eine lange Röhre mit Beton. Stetin vor kurzem war schlimmer.
Interview: Dominic Türk
Fotos: AFM Records
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