Mit vollgepacktem Auto machten wir uns am Dienstag den 3. August 2004 kurz vor Mitternacht auf den Weg gen Wacken. Nach einiger Zeit ließ sich beobachten, dass die Menschen in dunkler Kleidung, mit langen Haaren und entsprechend gestalteten Autos an den Raststätten und Parkplätzen seltsamerweise immer mehr wurden...
Als wir gegen 5:30 Uhr in Wacken ankamen war der Campingplatz zu unserem Verwundern
trotz vormaligem Beteuern, ihn erst um 8 Uhr zu öffnen, bereits geöffnet
und auch schon recht gut gefüllt. Trotzdem knöpfte man uns 25 statt
der angekündigten 20€ ab... Aber zum Aufregen waren wir dann doch zu
müde und machten uns lieber daran in der Eiseskälte schnell unser Zelt
aufzubauen und unseren „Bereich“ mit dem Pavillon „abzustecken“.
Zunächst werde ich mal auf die negativen Dinge eingehen, um danach das positive
noch besser herauszuheben ;)...
Die Wassertanks an den Dixies erwiesen sich als „Matschproduzenten“,
Holzplatten davor wären daher wohl sinnvoll gewesen. Die Tatsache, dass es
Trinkwasser sein sollte schien nicht bei allen angekommen zu sein und zudem waren
die Waschstationen und Duschcamps wieder zu selten und überfüllt. Auch
dieses Jahr habe ich keines von innen gesehen. Es ging wieder ins Schwimmbad,
wo die Duschen selber aber auch eiskalt waren. Der Taxiservice war leider nicht
mehr so gut organisiert wie im Vorjahr, denn zuvor konnte man zum Festpreis von
5€ mit bis zu sieben Leuten zum Schwimmbad oder zurück fahren. Ein Taxifahrer
brauchte uns für 5€ nur bis zur Abzweigung vom Schwimmbad, von wo es
doch noch ein gutes Stück ist, weil er sich nicht auskannte und dachte, die
Leute würden ihn nicht durchlassen. Auf dem Rückweg wurden wir auch
für nicht ganz die ganze Strecke mehr als 5€ los, da Stau war und der
Taxifahrer dies mitberechnete.
An den übrigen Tagen (bis auf Mittwoch) verzichteten wir aber auf den Schwimmbadgang,
da unsere persönliche Running Order sehr voll war. Das Wetter war sehr gut
und entgegen unser Befürchtung im Rahmen von Murphys zwei-Jahres-Regel gab
es am ganzen Wochenende keinen einzigen Regentropfen. Allerdings hatten die Security-Leute
am Festivalgelände wohl kein Verständnis für die Mitnahme von Sonnencreme,
wohingegen bei starkem Andrang gar nicht mehr kontrolliert wurde. Der Biergarten
gefiel uns im Vorjahr besser, was den Aufbau anging, vor allem aber, weil dieses
Jahr Kohlensäure dauerhaft aus zu sein schien und die Tatsache, dass die
zahlreichen verschiedenen Becher viel zu schnell ihren Aufdruck verloren war doch
sehr schade.
Das ganze Festival schien vor allem am Donnerstag ziemlich vollgestopft und man
hatte weniger Platz vor den Bühnen, was vor allem bei Warlock sehr extrem
war. Ich mit meinen 1,65m sah leider gar nichts, da die Videowall noch tiefer
hing als im Vorjahr und somit ihren Sinn leider verfehlte. Der Sound war ebenfalls
ein Problem und, wenn man von Slayer mal absieht, schlechter als 2003.
Nun aber wir wollen ja nicht nur meckern, denn das Billing war wohl um Längen
stärker als noch im Vorjahr.
Neben den doch sehr umstrittenen Böhsen Onkelz, die noch den besten, lautesten
Sound hatten, eröffneten Motörhead als nur eine von vielen Größen
das Festival am Donnerstag. Wer nur ein Zweitagesticket hatte, konnte den Sound
trotzdem vom Biergarten aus genießen.
Im folgenden möchten wir auf einige Bands und deren Performance eingehen
(alphabetisch):
Anthrax:
Das Anthrax live eine Bank sind, war bekannt. Bei der vorhherschende Hitze die
ganze Zeit auf und ab zu rennen ist kein leichtes! Anthrax boten, wie eigentlich
immer, eine perfekte Show und man sparte sich keinen Hit auf und zockte viele
klassiker. Thumbs up!
Arch Enemy:
Arch Enemy war auch so eine der Bands, die wohl zur falschen Tageszeit auftraten.
Die Show war im Grunde gut. Doch durch den Wind wohl noch begünstigt hatten
sie einen nicht so idealen Sound. Die Gitarrenspur, für die ich Arch Enemy
schätze, weil es eben nicht nur Geklöppe ist, ging leider fast völlig
verloren. Somit erkannte man die Songs sogar teilweise kaum wieder, weil eben
das charakteristische fehlte. Aber insgesamt war es schon gelungen, doch die
Mittagshitze laugte wohl nicht nur mich als aufmerksamen Hörer so aus,
dass es mir eher nicht zum „abgehen“ zu Mute war.
Death Angel:
Hach, was war das schön, diese Kombo live zu sehen. Stageacting perfekt,
Sound mieß, aber hauptsache die gute Laune war da.
Destruction:
Wuah, was war der Sound mal mieß! Jeder Ton eine Tortur. Dies mag aber
daran gelegen haben, dass zu diesem Zeitpunkt der Wind auffrischte und wir recht
weit hinten Standen. So machte der Gig keinen Spaß und wir verzogen uns
nach gut 15 Minuten.
Eläkeläiset:
Humppa!
Grave Digger:
Grandios, einfach grandios! Die Kombo um's Gladbecker Urgestein Chris bat eine
sehr gute Best-of Show. Man feuerte einen Hit nach dem anderen ab. Untermauert
wurde das Ganze mit einer nette Pyro-Show, die aber nicht so atemberauben war,
dass sie einen umwerfen hätte können, aber besser als nichts. Stimmlich
war der gute Chris auch in höchstform. So krächste er Songs wie „Battle
of Banockburn“ oder „Rebellion“ perfekt raus. Die Fans dankten
den Totengräbern mit lauten Rufen, die auch 5 Minuten nach dem Ende des
Gigs nicht verklingen wollten.
Helloween:
Helloween waren auch sehr geil, nur sollte man nicht den Fehler begehen „Keeper
of the Seven Keys“ live zu performen, denn dieses etwas langatmige, aber
dennoch genial Stück ist live nicht der Bringer und tötet jede Stimmung.
Zudem sollte man diesen Song lieber Herrn Kiske singen lassen, da Andi Deris
nicht so perfekt in die Höhe kommt.
Trotz dieses Schwachpunktes im Set war der Auftritt sehenswert!
Hypocrisy:
Live wie immer eine Bank, mehr braucht man dazu nicht sagen! „Rossel 47“
wurde am Ende einfach mal zu „Wacken 47“ umfunktioniert und auch
sonst hat alles gepasst.
J.B.O.:
J.B.O. hatten die ehrenvolle Aufgabe das Festival am Samstag abend „dicht
zu machen“. Die zahlreichen Witze habe ich leider mangels hoch genug hängender
Videowall nur zu Bruchstücken nachvollziehen können (grummel). Die
Erlanger verbreiteten gewohnt gute Laune und auch die, noch zum Großteil
unbekannten, Songs der kurz zuvor erschienen neuen Platte „United States
of Blöedsinn“ wurden gut vom Publikum aufgenommen. Hannes und Co
waren begeistert und überrascht, dass zu dieser Stunde doch noch so viele
Zuschauer anwesend und vor allem – mehr oder weniger – aufrecht
stehend anzutreffen waren. Ich weiß nicht wieviele es waren, aber die
Leute standen doch bis recht weit hinten.
Kotipelto:
Die Partystage war nur mäßig befüllt, was ich eher als positiv
empfand, da ich so endlich mal etwas sehen konnte. Aber vermutlich lag das geringe
Interesse an der parallel spielenden Hauptband. Kotipelto und seine Mannen,
die zu dieser Zeit die Liveband des Soloprojekts des damals Ex-Stratovarius
Sängers bildeten schienen zwar nicht wirklich auf einander abgestimmt und
Timo sagte selber rückblickend zu mir, das Konzert sei nicht gut gewesen.
Für Timo war es wohl auch eine Umstellung, da er mit Stratovarius ein großes
Publikum gewohnt war/ist und 2003 noch mit diesen die TrueMetal-Stage gerockt
(und angeblich die PA gefetzt) hatte. Für mich war es das erste Konzert
von Timos Soloprojekt und ich empfand es somit als gut, obwohl sich später
zeigte, dass dort bei weitem mehr geht. Es wurde aber deutlich, dass Kotipelto
eine sehr enge Beziehung zur Musik hat und die Songs seines, damals, neuen Albums
kamen ebenso gut an wie die des ersten.
Motörhead:
Ich weiß nicht, aber irgendwie habe ich mir Motörhead live besser
vorgestellt. Man bot zwar einen Mix aus Alt und Neu, überzeugen konnte
sie jedoch nicht. Der Sound war auch nicht der beste, so forderten die Fans
von Beginn an, dass der Bass lauter gestellt werden solle. Dies geschah nicht,
amcht aber auch nichts. Der Gig kann getrost in die Kathegorie „Durchschnitt“
abgelegt werden.
Paragon:
Für mich die Überraschung des Festivals. Da ich nur ein paar Songs
flüchtig kannte, überzeugten die Hamburger um so mehr.
Saxon:
Gigantisch! Mehr fällt mir dazu nicht ein! Ich kannte Saxon zuvor gar nicht
und war restlos begeistert. Die Performance war einfach nur große Klasse.
Die Songs kamen super rüber und das Zusammenspiel klappte super. Die Stimmung
im Publikum war klasse und es mischten sich jung und alt, vom 10-jährigen
Jungen mit Vater bis zum Alt-Rocker jenseits der 30. Ich war restlos begeistert
und beeindruckt, obwohl ich kein einziges Lied kannte...
Warlock:
Man braucht eigentlich nicht viel mehr sagen als, dass es eine ganz nette Idee
war, mehr aber auch nicht.
Das Verkehrschaos am nächsten Morgen ersparten wir uns, indem wir direkt
nach J.B.O. losfuhren. An der Tankstelle wunderte sich dann auch schon keiner
mehr über Beifahrer, die barfuß den Shop betraten – nach vier
Tagen Boots braucht man das auch mal...
Insgesamt war das Festival wieder ein Erfolg und ein Ereignis, welches einem
im Gedächtnis bleibt. Schwierigkeiten in der Organisation gibt es eben
überall. Doch die Veranstalter sind ja auch jedes Jahr bemüht, die
Situation zu verbessern, was sich vor allem bei den Toiletten gezeigt hat und
die Idee des kostenlosen (!) Wassers war ja gut gemeint, aber eben in der Umsetzung
noch nicht ganz ausgereift – das Verhalten mehr oder weniger alkoholisierte
Menschen sind schließlich noch schwieriger vorherzusehen... Doch wir wollen
hoffen, dass das Wacken Open Air nach dem 15. Jubiläum noch besser wird.
Es ist eben von Jahr zu Jahr gewachsen und eben kein Geheimtipp mehr. Was man
davon halten mag ist immer eine persönliche Sache. Doch das wichtigste
ist wohl, dass hoffentlich auch weiterhin so viele nette und verträgliche
Menschen dort sind, so dass sich z.B. auf dem Campingplatz kleine Gruppen von
zuvor völlig fremden bilden. Dies ist natürlich anderswo auf der Fall,
doch das Campen direkt am Auto ist ja eher selten.
Links:
Zur Wacken-Homepage
Zur Metaltix-Homepage
Zum Vorbericht zu Wacken 2005
Bericht: Nathalie Mohr, Dominic Türk
Bilder: Wacken Open Air
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