Anlässlich des neuen Albums "Hart am Wind" und der bevorstehenden Deutschlandtour hat uns Sänger Philipp der Band Frei.Wild einige Fragen beantwortet.
Hey Philipp, schön dass Du dir Zeit für das Interview nimmst. Alles klar bei dir und der Band?
Ich, oder besser gesagt, wir habe zu danken, ja es geht uns prächtig. Wir sind zwar zur Zeit etwas gestresst wegen dem Release und der Tourvorbereitung, aber wie gesagt, alles im Lack soweit. Dass aber so viel Arbeit auf uns zukommt, haben wir uns wirklich nicht gedacht.
Euer neues Album "Hart am Wind" ist nach euren Angaben das beste Frei.Wild Album ever. Woran liegt das, wenn doch so viele alte Stücke mit drauf sind?
Da sind wir uns ganz sicher. Das liegt zum einen daran, dass wir ja viele Songs bereits schon vorher kannten und Dank der Infos in unserem Forum wussten, dass die Stücke sehr beliebt sind. Nun, diese Stücke, vor allem die Songs der ersten 3 Alben sind stellenweise gar nicht mehr wiederzuerkennen, sind optimal aufgenommen und klingen nach 2009, also, so viele zu diesen Tracks. Die Songs der letzten beiden Alben wurden auch neu eingespielt und gehen auch mehr nach vorne, mehr in die Fresse einfach. Ja, und die neuen 6 Songs, klingen in unsere Ohren auch sehr gut. Ich denke , dass vor allem der Faktor Zeit, die Vorbereitung und das Herumexperimentieren an den Songs selbst der Schlüssel zum Ergebnis waren. Also wie du schon sagst, wir sind zufrieden.
Verlief bei den Aufnahmen zu dem Album alles glatt oder gibt es irgendwelche witzigen Anekdoten?
Alles glatt? Bestimmt nicht, wie immer bei unseren Aufnahmen. Ich sag nur so viel. Bei einem Song, den ich vor 7-8 Jahren noch problemlos auf einer bestimmten Tonlage einsingen konnte, habe ich im Januar erst bei der definitiven Vocals-Aufnahme bemerkt, dass ich eventuell bei bestimmten Parts, gar nicht mehr hoch komme. Also, Ärger über mich selber, alles neu einspielen und noch mal ran. Ja, ja, höher wird die Stimme nicht im Lauffe der Jahre. Aber jetzt ist halt alles einen Ton tiefer und es rockt noch mehr. Im Endeffekt gefällt mir die Nummer so sogar noch besser, weil sie heavier ist.
Weg von "Hart am Wind", hin zu Live-Aktivitäten. Was mögt ihr am Touren und live-spielen am liebsten und wo spielt ihr lieber-auf Festivals à la Wacken oder G.O.N.D. oder in kleinen Clubs.
Der Reiz, live unterwegs zu sein, liegt in mehreren Dingen. Zum einen darin, sich mit seinen Songs vor Publikum zu präsentieren und den Leute von der Bühne aus beim Feiern zuzusehen. Des Weiteren ist ein Wiedersehen mit befreundeten Bands auch immer wieder schön und nett, die Aftershowparties sowieso, und selbst die Fahrten zu den Gigs, sind jedes mal wieder ein Spaß.
Ich würde eigentlich sagen, dass wir sowohl große als auch kleinere Konzerte übelst gerne spielen und auf beides nicht verzichten möchten. Die Fannähe bei kleineren Gigs ist bestimmt größer und geiler als bei Mega-Events wie der Gond oder auf Wacken. Andererseits ist eine unüberschaubare Menschenmasse der Letztgenannten auch wiederum ein extrem großer Reiz. Also beides unbedingt wichtig und geil für uns.
Gibt es irgendeine abgedrehte Geschichte vom Tourleben, die die Leser erheitern könnte?
Ja da gibt es mehrere. Wir wurden einige Male abgeschleppt, haben die Karre nicht mehr gefunden, haben falsch getankt und wurden schon diverse Male gezwungen, das komplette Auto auszuladen, um den Drogenfahndern freien Zugang zu gewähren. Es wurde gekotzt, in Stebes Gesicht gefurzt (Stebe, der Mercher aus Südtirol) , wenn er schläft, statt Gel, Zahnpasta auf die Haare gedrückt (auch Stebe) und und und. Aber das Beste und Erstaunlichste war, dass uns ein Polizist rausgewunken hat, nur um zwei Cds zu ergattern . Das war in Stuttgart. Wie ihr seht, Touren ist tatsächlich anstrengend , aber auch unendlich lustig.
Ihr kommt bekanntlich aus Brixen im wunderschönen Südtirol. Was gefällt euch an dieser Gegend am besten?
Die Landschaft, ganz klar. Aber ganz sicher auch die Vielfalt des Landes und das mega, mega gute Klima. Nicht zu heiß, nicht zu kalt. Einfach wunderschön.
...und was mögt ihr dort garnicht?
Geldgeile Gastwirte, die die Oma in den Stall schicken, nur um ein weiteres Gästezimmer vermieten zu können. Das gibt’s wirklich.
Seid ihr in Südtirol ebenso erfolgreich wie hier in Deutschland?
Nein, niemals, aber das ist bei einem kleinen Land wie Südtirol ja auch kaum möglich, ach was, überhaupt nicht möglich. Südtirol bietet in musikalscher Hinsicht zwar einiges, aber für uns nicht das, was wir uns vorstellen. Wenn wir dort spielen, machen wir die Läden oder Zelte auch voll, aber halt einfach in kleineren Dimensionen. Wir spielen eindeutig lieber in Deutschland.
Gestartet habt ihr als Coverband der Böhsen Onkelz. Was hat euch dazu bewegt, auch eigene Songs zu schreiben?
Nein, das stimmt so nicht. Wir haben von Anfang an eigene Songs geschrieben. Die Coversongs kamen nur um das Live-Programm zu füllen. Aber wir haben diese auch schon bald wieder aus dem Programm genommen. Als wir am Anfang noch zu wenig eigene Sachen hatten, mussten wir ja die Spielzeit voll bekommen - es gibt nichts Schlimmeres als eine Band, die nach einer halben Stunde von der Bühne geht, weil sie kein Material mehr hat.
Zieht ihr eure gesamte Inspiration aus den Onkelz oder gibt es noch andere Bands und Inspirationsquellen?
Die Inspiration? Die kommt aus unserem Leben und dem Leben der Menschen, die man kennt oder von denen man etwas weiß, nicht von irgendeiner speziellen Band. Aber Onkelz haben sicher unser Leben geprägt, genauso wie viele andere Bands auch und von dem her haben sie ja doch wieder etwas mit Frei.Wild zu tun. Um einige Namen zu nennen. Wizo, die Toten Hosen, Rammstein etc.
Was haltet ihr von der aktuellen Mainstream-Musikszene? Seid ihr froh, dass der ganze Plastikpop/-rock in den Charts ist und Bands wie ihr etwas Besonderes seid oder hättet ihr lieber, dass die ganze Chartwelt komplett mit harter, ehrlicher Musik aufgeräumt werden würde?
Ich mag den ganzen Mainstream „Diskut“ eigentlich nicht. Es ist auffällig, dass jede Band, die den Sprung nach ganz oben nie geschafft hat immer gegen Mainstream wettert und verpönt und die Erfolgreichen, kein Problem damit haben. Von dem her wäre es mal interessant zu sehen, obs am Erfolg liegt, solche Aussagen zu treffen, oder an der Einstellung an sich. Kein Schwein hätte vor 20 Jahren geahnt, dass Rammstein mal Mainstream sein werden und jetzt sind sie es scheinbar doch. Weils sie es nicht wollten, oder einfach schweinemässigen Erfolg haben? Also, ich gönne jedem alles und viele anscheinend nicht.
Was können die Fans in nächster Zeit erwarten? Habt ihr besonderen Pläne?
Ja erstmal die Tour gut zu überstehen. Desweiteren sind wir ab Januar im Studio und auch sonst ist einiges geplant. Aber alles zu seiner Zeit.
Zum Abschluss das inzwischen beliebte Spiel, bei dem ich ein Stichwort gebe und Du das Erste, was dir in den Kopf kommt antwortest:
-Religion = Sollte jeder frei entscheiden, aber bitte keinen Fanatismus
-Dolomiten = Bergkette und Zeitung
-Deutschland = da wo die Leute rocken, die wirklich rocken
-Dieter Bohlen = so unsymphatisch, dass er mir schon wieder symphatisch ist
-Internet = sehr geschickt, aber oft wärs besser ohne
Vielen Dank für das Interview und alles Gute für dich und deine Band auf eurem weiteren Weg. Du hast die letzten Worte.
Auch wir wünschen dir alles Gute und euch allen auch. Hat uns gefreut.
Bleibt sauber und schaut mal wieder auf unserer Seite vorbei.
Frei.Wild
Interview: Kevin Wedel
Fotos: http://flash.frei-wild.net/
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