Dez. 2008
Auch wenn die Sachsen von Aeveron dieses Jahr fast keine Live-Präsenz gezeigt haben, hat sich einiges in Zwickau getan. So konnte mit Alex an der zweiten Gittarre endlich das Line-Up kompletiert werden. Ein neues Album gibt es auch zu bestaunen - "Existential Dead End". Gründe genug um Thomas, seines Zeichens für die Vocals verantwortlich, ein paar Löcher in den Bauch zu fragen.
Moin,
ihr habt ein neues Album am Start, „Existential Dead End“. Wie würdet ihr dieses rückblickend bewerten? Was sagen Fans und Presse dazu?
Thomas: Alles in allem sind wir sehr zufrieden mit der Scheibe, sowohl vom Songwriting als auch vom Sound und der Aufmachung her betrachtet. Sicher findet man hier und da immer was kleines, das man verändern würde, aber wenn dem nicht so wäre, könnte man aufhören Musik zu machen, da man das perfekte Album abgeliefert hätte. Von den „Fans“ und der schreibenden Zunft ist das Album durchweg positiv aufgenommen worden, sieht man mal von einigen Kleingeistern ab, die bei jeder Veröffentlichung gern das Haar in der Suppe suchen, ohne sich großartig mit der CD beschäftigt zu haben. Leider häufen sich diese Hobbyjournalisten und bringen die Metal-Presse arg in Verruf. Du weißt sicher, was ich damit meine.
Aufgenommen wurde im Rape of Harmonies Studio, wo unter anderem auch der Alex (vielen besser bekannt als Gitarrist von Heaven Shall Burn) hinter den Pulten steht. Wie war das Arbeitsklima? Das Studio-Team verweist auf der Homepage explizit darauf, dass Partys nicht in den Preis mit reinberechnet werden. Habt ihr dieses Angebot ausgiebig genutzt?;)
Thomas: Ja, wir waren schon zum zweiten Mal in Triptis im ROH. Unsere EP „The Ancient Realm“ haben wir dort im Oktober 2005 aufgenommen. Das Arbeiten mit Patrick, Ralf und Alex hat wieder viel Spaß gemacht, da die drei ihr Handwerk sehr gut verstehen. Sie haben aus uns das Beste herausgekitzelt – und das meine ich jetzt nicht wörtlich. :)
Da alle Mitglieder in der Band beruflich sehr gebunden sind, war es nicht möglich mit versammelter Mannschaft ein richtiges Saufgelage nach Beendigung der Aufnahmen zu veranstalten. Dirk (unser Bassist) und ich haben lediglich ein paar Bierchen und Schnäpschen nach dem letzten Aufnahmetag zu uns genommen. Das richtige Saufgelage haben wir dann woanders nachgeholt. Keine Angst. ;)
Ansonsten sind wir, wie oben bereits erwähnt, sehr zufrieden mit dem Endergebnis und auch die Jungs im ROH haben unserer CD einen Platz an ihrer CD-Wand gegeben.
„Existential Dead End“ ist unter Battlegod-Productions erschienen. Wie seit ihr auf gerade dieses Label am anderen Ende der Welt gekommen? (Anmerkung: Bei Battlegod-Productions handelt es sich um ein australisches Label)
Thomas: Das ist eine ganz einfache und kurze Geschichte. Unser Schlagzeuger (Paul) kennt Gorgoroth von Baltak sehr gut und hat seine letzte Scheibe „Macedonian War“ eingespielt. Der Kontakt blieb ständig bestehen und als Gorgoroth von unserem neuen Album hörte, bot er seine Zusammenarbeit an.
Unsere Vorgängeralben wurden von einem Kumpel von uns lediglich veröffentlicht, jedoch nicht im Sinne eines Labels beworben und vertrieben.
Mit Battlegod haben wir nun die Möglichkeit, unseren Bekanntheitsgrad enorm zu steigern, da Gorgoroth über sehr viele Beziehungen in die ganze Metal-Welt verfügt und diese auch clever zu nutzen weiß. Allein die Anzahl der Reviews und Interviews ist für unsere bisherigen Verhältnisse extrem angestiegen. Das freut uns natürlich ungemein.
Die dazugehörigen Texte gibt es im Internet noch nirgenwo nachzulesen und auch bei meiner Promo war nix dabei. Worum geht’s also inhaltlich?
Thomas: Von den neun Texten auf der CD stammen sieben von mir und zwei von unserem ehemaligen Gitarristen Kay. Während seine Texte („Cathartic Rain“ und Bound For Victory“) eine eher „positivere“ Atmosphäre verbreiten, kann man bei meinen lyrischen Ergüssen von purem Pessimismus sprechen. Die Texte rangieren von Depression und Suizidgedanken über Misanthropie und Hass bis hin zu Allmachtsphantasien. Also, alles andere als positive Themata. Ich verarbeite einfach all das, was mir in meinem Leben widerfährt und was ich sehe. Das Leben ist nun mal kein Zuckerschlecken. Wer sich mehr für die Texte interessiert, sollte sich das Album zulegen, denn dort kann er/sie alles genau nachlesen.
Der Titel "Existential Dead End" lässt viele Interpretationsansätze offen. Wer hat sich diesen Titel ausgedacht und wie legt Ihr ihn für euch aus?
Thomas: Der Album- und Songtitel stammt aus meinen verworrenen Gehirnwindungen.
Der Text zu „Existential Dead End“ ist eine Art Analyse des bisherigen menschlichen Handelns auf diesem Planeten, welches aus dem kreativen Aufbau von Gesellschaften und deren systematischer Zerstörung bestand und besteht. Man muss einsehen, dass sich der Mensch in einer existentiellen Sackgasse befindet. Wenn man den Text zwischen den Zeilen liest, wird man feststellen, dass immer eine gewisse Gruppe Menschen für den jeweiligen momentanen und desolaten Zustand unserer Gesellschaften verantwortlich ist und diese vom lyrischen Ich einfach nur noch tot gesehen werden will. Es ist an der Zeit für eine neue Ära.
In dieser Situation gefangen, fragt das „Ich“ im Text nach der Richtung, in die es gehen soll; in einer untergehenden, eitlen Welt voll kranker Machtbesessener.
In diesem Zusammenhang steht auch das Cover. Für die im Vordergrund kniende Gestalt, stellvertretend für die bösen Machenschaften gewisser Gruppen, ist das Ende gekommen, während die Armee im Hintergrund neuen Zielen und Kämpfen entgegeneilt. Das ist natürlich utopisch, denn mit dem Ende eines machtgierigen Regimes, steht bereits das nächste in den Startlöchern. Wir bewegen uns also innerhalb einer Sackgasse nur vor und zurück. Das ist die Natur des Menschen: Zerstören, wiederaufbauen und von neuem zerstören.
In welcher Atmosphäre würdet Ihr den Genuss einer Aeveron-Scheibe empfehlen?
Thomas: Mach dir ein schönes, kühles Blondes auf, dimme das Licht und reiß’ deine Anlage voll auf.
Was macht Ihr neben Aeveron beruflich?
Thomas: Wie schon oben gesagt, sind alle in der Band beruflich tätig, bis auf unseren neuen Gitarristen Alex, der studiert. Ich möchte hier nicht so sehr ins Detail gehen.
Auf eurer Homepage ist recht knapp nachzulesen, dass ihr endlich einen zweiten Gitarristen gefunden habt. Wie seit ihr auf Alex gekommen und wie schlägt er sich?
Thomas:
Ehrlich gesagt, weiß ich jetzt gar nicht, wie wir auf ihn gekommen sind. Ich hatte in dieser Zeit sehr viel auf Arbeit zu tun und war oft nicht zu den Proben anwesend.
Er war auf einmal einfach zur Probe da und konnte bereits einige Songs spielen. Wir sahen, dass er sich wirklich mit der Musik auseinandergesetzt hatte und ein festes Mitglied werden wollte. Also ließen wir ihm noch einige Zeit zum üben und entschieden dann Ende September, dass er dabei ist.
Träum mal ein bisschen! Mit welcher Band würdet Ihr gerne die Bühne teilen?
Thomas: Das ist eine schwierige Frage, aber ich versuche sie trotzdem zu beantworten. Unser Bassist Dirk ist ein riesiger Iron Maiden-Fan, also denke ich, dass es sein großer Traum wäre, einmal als Support für sie zu spielen. Da die anderen jetzt nicht da sind, kann ich nur für mich sprechen. Wenn es die göttlichen Edge Of Sanity oder At The Gates noch gäbe (wobei das nicht ganz stimmt, da At The Gates erst eine Live-Reunion-Tour gespielt haben), wäre es für mich mehr als eine Ehre, auf derselben Bühne wie Dan Swanö oder Tomas Lindberg zu stehen. Ich glaube, ich würde mir vor Angst in die Hose machen.
Kleines Assoziationsspiel: Ich geb dir zwei Begriffe und Du erläutert knapp, welchen Du wählst.
W:O:A oder Summer Breeze?
Thomas: Ist das jetzt peinlich, zu sagen, dass ich noch auf keinem von beiden war? Wenn ich allerdings die Wahl hätte zwischen Summer Breeze und dem weltweit größten Metal-Festival, würde ich wohl gen Hamburg fahren.
Obama oder McCain?
Thomas:
Da mich Politik eher periphär tangiert, ist es mir schlichtweg egal, welche Marionette an der Macht ist. Ich harre der Dinge, die da kommen. Machen kann ich eh nix.
McDonalds oder Burger King?
Thomas: Ganz klar BK. Die Burger sind größer und schmecken besser.
Metal Hammer oder Rock Hard?
Thomas: Ich lese schon lange keine Metal-Gazetten mehr, doch früher habe ich beide gelesen und fand die Rock Hard deshalb etwas besser, weil sie nicht ganz so stark in den Mainstream abgedriftet war.
Wie ist 2008 aus der Sicht von Aeveron gelaufen. Im Großen und Ganzen zufrieden oder findet ihr nen Haar in der Suppe?
Thomas: Im Großen und Ganzen war das Jahr sehr gut. Wir haben ein neues Album aufgenommen und im selben Jahr veröffentlicht (was bei uns nicht immer die Regelmäßigkeit war).
Wir haben einen neuen zweiten Gitarristen und sind somit wieder komplett.
Einzig die Live-Präsenz war in diesem Jahr mehr als dürftig. Es wird am 25.12.08 noch eine kleine Veröffentlichungsfeier in Zwickau geben, aber ansonsten waren die Gigs eher rar gesät.
Wie soll's nächstes Jahr weitergehen? Schmiedet Ihr schon große Pläne oder gibt’s erstmal nen bisschen Ruhe?
Thomas: Um die Antwort der vorhergehenden Frage gleich weiterzuspinnen, wollen wir im kommenden Jahr auf jeden Fall das neue Album so viel wie nur irgend möglich live darbieten. Vielleicht ist auch mal wieder der ein oder andere Festival-Auftritt möglich.
Eine längere Tour wird es auch im nächsten Jahr eher nicht geben, da wir wegen der Arbeit stark gebunden sind. Obwohl uns dieses Abenteuer schon sehr reizen würde.
Das Jahr ist jetzt fast gelaufen. Zieh mal ein persönliches Fazit aus 2008:
-Die drei besten Alben
Thomas:
Ehrlich gesagt habe ich in diesem Jahr nicht viele Cds gekauft, so dass ich gar nicht genau weiß, was ich jetzt antworten soll. Nun denn, auch wenn man mich jetzt steinigen möchte, ist die aktuelle In Flames „A Sense Of Purpose“ in meiner Top 3. Am meisten überrascht in diesem Jahr hat mich das kongeniale Soloalbum vom Nevermore-Fronter Warrel Dane „Praises To The War Machine“ Einfach geil. Zu guter letzt muss ich hier noch Ayreon’s grandioses Opus „01011001“ erwähnen. Für mich als Sänger sind gerade diese Alben ungemein inspirierend.
-Das schlechteste Album
Thomas:
Ich würde nicht unbedingt sagen, dass es das schlechteste Album des Jahres ist, aber es hat doch enttäuscht, „Death Magnetic“ von Metallica.
-Bester Neuzugang
Thomas: Ich beobachte die Szene schon lang nicht mehr, sodass ich dir gar nicht sagen kann, wer neu und angesagt ist.
-Überhypteste Band
Thomas:
Ich würde da jetzt keine bestimmte Band nennen wollen, aber Labels wie Nuclear Blast und Metal Blade übertreiben die Werbung für ihre Bands so sehr, dass es richtig nervt. Was will ich bitteschön mit einem Stahlhelm mit Belphegor-Schriftzug, einem Trinkhornhalter von Korpiklaani oder gar Kondomen von Manowar???? Bei diesen Firmen hat man das Ziel, die Musik, aus den Augen verloren. Nur noch Profit zählt.
-Bestes Konzert / Festival
Thomas:
Auch auf Konzerte und Festivals gehe ich in letzter Zeit seltener. Dennoch muss ich sagen, dass das Symphony X-Konzert im Februar 2008 in Nürnberg eins der geilsten war, die ich je gesehen habe. Ich bin ein großer Fan der Band und war von Russell Allens Stimmgewalt schier überwältigt, wie natürlich auch von den Fingerfertigkeiten eines Michael Romeo. Einziger Wehmutstropfen war der beschissene Sound, aber ist das nicht fast immer so?
Das war's dann auch schon! Vielen Dank für das Interview und viel Erfolg für die Zukunft!
Die letzten Worte gehören Dir!
Thomas:
Vielen Dank für das Interesse an Aeveron und dieses Interview. Wer auf melodischen Death gepaart mit anderen Metal-Stilarten steht, sollte sich „Existential Dead End“ im edlen Digi mit Bonustrack nicht entgehen lassen. Klickt einfach auf www.aeveron.com und bestellt direkt.
Interview: Torben Knöpfler
Photos: www.aeveron.com
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