Dez 2007
Nachdem der Bastard von Subway to Sally vor einigen Wochen das Licht der Welt erblickte, begeistert er nun viele Fans in ganz Deutschland, so auch im Bochumer Ruhrcongress. Für mich war dies natürlich Grund genug, meine Nase für ein paar Minuten in den Backstagebereich zu stecken und dem großen Simon ein paar Fragen zu stellen.
Hi und danke erst einmal, dass du dir die Zeit nimmst.
Ihr hattet auf eurer Herbsttour schon Gelegenheit, das neue Album zu erproben. Wie begeistert nimmt das Publikum das Album auf, wenn du es mit seinen Vorgängern vergleichst?
Super. Also wir sind eigentlich über die unglaublich positive Resonanz überrascht. Ich persönlich und ich glaube auch der Rest von uns empfindet das auch so, dass die Tour von der Stimmung her die beste A-Tour war. Also wir klassifizieren je nach Platte und die erste Tour im Anschluss einer erschienenen Platte ist die A-Tour. Und trotz der zeitnahen Veröffentlichung und des Tourbeginns gerade im Oktober ist es überraschend, dass die Leute so schnell so textsicher waren und mitgesungen haben.
Ihr habt euch über die Feiertage ein paar Tage frei geschaufelt, um euch eine kleine Auszeit zu nehmen. Ich denke, dann geht es nach Hause?
Ja klar. Wir sind am 23.12. zu Hause und den 24. verbringen wir natürlich mit der Familie, da hat jeder seine eigenen Pläne und am 25. fahren wir schon wieder los. Es ist nur ein kurzer Break zu Hause.
Kommt ihr dabei überhaupt richtig in Weihnachtsstimmung oder richtig zur Ruhe?
Och, ich denke schon irgendwie, weil man kommt ja dann doch nach Hause zur Familie und das ist dann schon schön. Und Weihnachten ist ja auch immer ein schöner Anlass, an dem man alle Leute aus der Familie mal wieder trifft. Und das passt dann schon. Da kann man sich schon während der Tour drauf einstellen.
Wenn man sich eure Auftritte anschaut, über das Jahr verteilt sind es doch schon einige. Fehlt dir dann etwas, wenn du längere Zeit mal nicht auf der Bühne stehst?
Nee. Pause……lacht
Also kommt nicht irgendwie Langeweile auf: Ich will unbedingt wieder rocken?
Nee, natürlich fehlt dir das schon. Wir sind ja auch alle Musiker geworden, um einfach auf einer Bühne zu spielen und um vor Leuten Musik zu machen. Aber wir haben auch immer viel zu tun, auch wenn wir nicht unterwegs sind. Parallel dazu schreiben wir Songs, produzieren Songs, so was, jede Menge Promotionverpflichtungen, und da fällt immer eine Menge Arbeit an. Also es ist nicht so, dass wir nur 60 Konzerte im Jahr spielen und 305 Tage lang zu Hause sitzen und uns langweilen.
Also ist das dann eine willkommene Abwechslung zur Studio – und Promoarbeit?
Ja na klar. Auf Tour sein ist eigentlich so das, was wir am liebsten machen. Natürlich ist es auch schön, Songs zu schreiben, ins Studio zu gehen und neue Platten zu machen, aber Konzerte zu spielen ist schon der Inhalt unseres Berufs.
Kommen wir nun zu eurem Album Bastard. Es ist ja gleich in der ersten Verkaufswoche auf Platz sieben der Charts gestiegen. Bedeutet euch das viel oder macht ihr euch da eher wenig draus?
Das ist mir relativ egal, bin ich ganz ehrlich, weil du erstens gar keinen Einfluss drauf hast, auf das, was passiert, und es ist natürlich auch eine sehr schöne Überraschung, wenn die Leute deine Musik mögen und dementsprechend auch die CDs verkauft werden, spielt aber heutzutage keine Rolle mehr. Wir waren jetzt viermal mit unterschiedlichen Alben dabei. Klar ist es schön, ich würde jetzt aber nicht anfangen zu weinen, wenn wir auf Platz 15 oder 20 wären.
Zu dem jetzigen Album habt ihr ja alle mehr beigetragen als zu den vorherigen Alben. Hattet ihr besondere Unterstützung bei der Arbeit, also jemanden, der euch besonders unterstützt oder inspiriert hat?
Wir haben mit verschiedenen Leuten innerhalb der Plattenproduktion zusammen gearbeitet, also wir hatten Fabio Trentini mit dabei, den man sicherlich kennt aus seiner Produzententätigkeit bei den H-Blocks oder Guano Apes, ich weiß es nicht mehr genau, und der auch selber praktisch mit dabei war. Und dann haben wir noch mit einem Gitarristen aus Hamburg zusammengearbeitet, dem Milan Polak, und haben dann in der großen Runde geschrieben und arrangiert und im Studio viel zusammen gemacht. Und es war sehr inspirierend, auch einen kreativen Input von außen stehenden Leuten zu bekommen, die auch relativ weit weg sind von unserem musikalischen Teil her, es war also sehr spannend.
Inwieweit war der kleine Simon mit involviert? Es war ja seine erste Produktion, an der er aktiv mitgewirkt hat.
Na, er hat viel mit geschrieben, wie man auch in der Autorenliste lesen kann. Und er ist ein großartiger Musiker, der einfach auch in der Lage ist, im Studio bestimmte Arrangements mit zu „erjammen“, also wenn Sachen noch nicht fertig waren im Vorfeld, und da hat er großen Bestand während der Produktion gehabt.
Bastard ist ja auch wieder ein volles Werk mit einigen kritischen Themen, wie „Fatum“ oder auch „Umbra“. Woher nehmt ihr immer diese Themen?
große Augen und lange Pause
Also gerade auch das Sozialkritische
Das Sozialkritische? Ich glaube das kommt nicht zwangsläufig. Oder wenn man nicht völlig blind durch die Welt rennt, dann gibt es natürlich immer Sachen, die einem auffallen, die man selbst als problematisch oder für die Umwelt als problematisch empfindet, und die nimmt man dann natürlich auch und thematisiert die. Wir sind ja nicht blind, wir gehen ja mit offenen Augen durch die Welt.
Also wollt ihr auch die Leute damit zum Nachdenken anregen?
Das ist immer eine andere Frage. Wir haben eigentlich eher den Standpunkt, dass wir die Dinge für uns thematisieren. Was der geneigte Hörer am Ende des Tages daraus macht, sollte eigentlich auch bei ihm bleiben. Wir sind keine Freunde von „Wir stupsen dich mal thematisch mit der Nase auf das und das Problem und jetzt denk gefälligst mal drüber nach und bild dir ´ne Meinung“. Das ist nicht unser Ding. Wir sprechen Dinge an und dann hoffen wir, dass die Leute intelligent und kreativ genug sind, sich ihre eigene Meinung zu bilden. Das ist es eher.
Um noch mal auf das Album zurückzukommen: ihr sagt „Voodoo“ stammt aus der Zeit von Herzblut und enthält deswegen auch ähnliche Elemente und Rhythmen. Es hat auch fast das gleiche Intro wie „Die Schlacht“, ist das gewollt oder Zufall?
Das ist nicht das gleiche Intro wie „Die Schlacht“.
Das ist aber sehr ähnlich. Am Anfang klingt es noch gleich, am Ende ist es abgeändert.
Es ist nicht das gleiche Intro wie „Die Schlacht“. Es ist ähnlich, aber nicht das gleiche.
Wolltet ihr direkt darauf anspielen oder war das eher Zufall?
Das ist Zufall. Du hast es ja gerade richtig gesagt, die sind beide in der gleichen Zeit entstanden, beide aus der Feder von Bodenski, und deswegen sind sie wahrscheinlich auch vom Arrangement her, von den Sounds, die da verwendet werden, her einfach ähnlich. Sie sind sehr zeitnah zueinander entstanden. Und wir haben jetzt auch diesen Titel für die Bastard verwendet und wir kennen natürlich auch die Schreie: „Ah, das ist doch ´Die Schlacht´!“ Das ist es aber nicht.
Ist ein à capella – Stück bei euch schon zur Tradition geworden?
Ich weiß nicht, ob es Tradition ist, wir machen es einfach gerne. Wir singen es gern und dazu kommt, dass wir es auch können, und es ist auch immer eine sehr schöne Arbeit, das mit den anderen beiden Jungs zu machen. Ich weiß nicht, ob es eine Tradition ist, es ist einfach ein Markenzeichen von uns, wir haben halt einen sehr schönen Chor, mit Eric, Bodenski und mir.
Nach welchen Kriterien habt ihr den Song für den Bundesvision Song Contest ausgewählt?
Das kann ich dir nicht mehr wirklich sagen. Wir saßen damals in Hannover im Studio und haben die Songs ausgesucht und haben „Auf Kiel“ ausgesucht, wir haben uns am Refrain orientiert. Es hat den eingängigsten, hymnischsten Refrain auf der Platte, und ich glaube das war damals das Kriterium dafür, dass wir „Auf Kiel“ ausgesucht haben.
Und nach welchem Kriterium habt ihr den Titel Bastard ausgesucht?
Das hatte mehr mit der Art und Weise zu tun, wie die Platte entstanden ist, weniger mit den Titeln, die auf der Platte sind. Dass wir die anders produziert haben als die Vorgänger, dass wirklich alle beteiligt waren. Es ist also kein normal groß gewordenes geborenes Kind, sondern ein Produkt einer anderen Art und Weise zu arbeiten. Das war für uns mehr das thematische, um die Platte so zu nennen, das hat also nichts mit den Titeln auf der Platte zu tun.
Jetzt noch ein bisschen Smalltalk: Mit wem würdest du mal gerne im Aufzug stecken bleiben?
Mit wem? Mit Angelina Jolie.
Warum ausgerechnet?
Weil die total heiß ist.
Also kann der Aufzug da auch ein bisschen länger stecken bleiben.
Ja. grinst
Wenn du mal Mäuschen spielen könntest, wo würdest du das am liebsten tun?
Ach Gott, du kannst Fragen stellen……Ich wäre gerne mal bei Bob Rock im Studio und würde gucken, wie der arbeitet, wenn er alleine ist.
Dann danke ich dir für das Interview.
Gern.
Interview: Simone Grigar
Live-Fotos: Marcus Kösters
Promotion-Fotos: Nuclear Blast / Subway to Sally
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