Juli 2007
Nachdem uns ein Interview mit der Letzten Instanz angeboten wurde, ergriffen wir diese Gelegenheit natürlich beim Schopfe und am Veldensteiner Burgfestival stellte sich dann - nach einigem Hin- und Hergerenne, weil niemand von der Security so genau wusste, wo er mich da hinschicken soll - Specki, der Drummer der Band, unseren Fragen.
Hallo, wie war der Auftritt?
Heiß. Es hatte glaub ich 25°, aber gefühlt
waren es 45° auf der Bühne.
[hier hat leider das Diktiergerät für zwei
Fragen ausgesetzt....]
[...]Jedenfalls haben wir nach einem neuen Sänger gesucht,
aber nachdem
wir den Holly gefunden hatten haben wir gar nicht mehr weiter
gehört,
obwohl wir hundertzwanzig Bewerber hatten. Es war halt für uns
klar,
das der Holly der richtige Mann für uns ist und so haben wir
uns den
auch gleich gecatcht.
Wie wurde denn euer Sängerwechsel so vom Publikum
aufgenommen?
Im Großen und Ganzen positiv. Natürlich gibt es
einige, die meinen,
ohne unseren alten Sänger wäre die Letzte Instanz
nichts mehr, aber
generell würde ich sagen, 100% der Band und 99% des Publikums
stehen
hinter Holly.
Da ihr ja so weit verstreut über Deutschland seid,
wie habt ihr zusammengefunden?
Naja, es gab halt immer wieder Fluktuationen bei der
ursprünglichen
Band und da die letzte Instanz immer deutschlandweit gesucht hat, kamen
halt immer aus anderen Ecken Leute dazu. Jetzt sind wir drei Sachsen,
ein Berliner und drei Bayern.
Franken oder Bayern?
Zwei Franken und ein Oberbayer. Der bin ich.
Könnt
ihr von der Musik leben oder müsst ihr nebenher noch was
'Normales' arbeiten?
Nee, wir leben alle von der Musik. Zwar alle nicht nur von der letzten
Instanz, aber von der Musik. Das heißt jeder macht noch ein
paar andere
Projekte, Studios und so. Wir haben auch unser eigenes Studio, wo wir
selber produzieren. Andere Bands, aber wir leben von der Musik, ja.
Wie seid ihr denn auf den Bandnamen gekommen?
Kann ich dir gar nicht sagen, weil ich selber so lange noch gar nicht
dabei bin. Also ich spiel jetzt seit fünf Jahren mit und ich
hab
ehrlich gesagt noch nie hinterfragt, warum die Band Letzte Instanz
heißt. Aber ich glaube, man hat halt versucht, so einen
Querschnitt zu
machen durch die Bandbreite der vor zehn Jahren existierenden
Rockmusik. Man hat versucht einfach mal die besten Teile davon zusammen
zu bringen und dadurch müsste es eben die letzte Instanz sein,
die
letzte Instanz der Musik.
Wer von euch schreibt denn die Lieder? Macht ihr das alle
zusammen oder schreibt da jeder für sich?
Wir haben eigentlich zwei hauptsächliche Songwriter, das ist
unser
Gitarrist, der Oli und unser Geiger, der Michi Stolz. Die Texte kommen
vom Holly, unserm Sänger, und nachdem wir alle soweit
auseinander
wohnen, können wir ja nicht zweimal die Woche proben, wie es
andere
Bands machen. Wir können es halt nicht machen wie andere
Bands, die aus
der gleichen Stadt kommen und sagen: „Hey, wir treffen uns
jeden
Dienstag und Donnerstag abends zum proben“ und am Wochenede
spielt man.
Das geht bei uns nicht, weil einfach dermaßen viel
Organisation
dahinter stehen würde, weil aus München, aus Berlin,
aus Würzburg, aus
Nürnberg die Leute erstmal anreisen müssten um zu
proben.
Deswegen machen wir das alles online, mehr oder weniger. Das
heißt, wir produzieren unsere Songs vor, am Computer, jeder
hat wie
gesagt sein eigenes Studio, dann schickt derjenige, der die Idee
hatte,den Song rum, jeder macht seinen eigenen Part dazu, schickt das
zurück und so step by step arbeitet man sich dann dahin vor,
wo man hin
will. Wenn die meisten Songs soweit fertig sind, dann werden sie
auchmal geprobt, und dann fährt man auf Tour oder geht ins
Studio oder
was sonst so damit gemacht wird.
Von welchen Bands seid ihr denn so beeinflusst worden?
Äh. Ganz unterschiedlich. Kann man bei uns eigentlich gar
nicht
über einen Kamm scheren, weil wie gesagt wir sind ja nicht
irgendwelche
Leute, die sich schon von vorher kannten und gesagt haben
„He, wir
haben alle den gleichen Musikgeschmack und machen alle die gleiche
Musik, gründen wir doch ne Band.“ So ist die Letzte
Instanz nicht
entstanden, oder so funktioniert die Letzte Instanz halt nicht.
Wir haben Leute, die kommen aus dem Jazzbereich, aus dem Pop-, aus
dem Rockbereich und der ein oder andere kommt mehr aus der
Metalrichtung, also da jetzt anzufangen Bands aufzuzählen ist
uferlos.
Was war deiner Meinung nach euer bestes Album bisher?
Ich denk das neue, „Wir sind Gold“, ist auf jeden
Fall die beste
Platte bisher. Sie braucht ne Zeit lang, bis sie wirklich
gefällt, aber
deswegen ist sie auch so gut. Ich meine, wieviele Platten hast du
wahrscheinlich auch zu Hause stehen, die du gekauft hast, weil sie dir
halt gefallen haben? Der normale Musikhörer hört halt
irgendwo was von
einer Band, kauf sich das Album, es gefällt ihm und irgendwann
stellt
er es einfach in die Ecke. Das liegt oft daran, das zu viele Hits drauf
sind, die sich einfach zu schnell abhören. Musik, die ein
bisschen
tiefer geht, braucht eine Zeit lang, bis sie wirkt, aber wenn sie mal
wirkt, dann wirkt sie auch länger.
Und ich denke, unsere letzte Platte ist genau so eine Platte. Die muss
man erst zehnmal hören, aber dann lässt sie einen
auch nicht mehr los.
Das hab ich schon von so vielen Leuten gehört, dass sie am
Anfang
einfach ein Problem damit hatten, dann öfters mal
angehört und jetzt
läuft die rauf und runter.
Und wie kommt ihr so auf die Texte?
Das sind, denk ich mal, lebensnahe Inspirationen. Das heißt,
die Idee
entsteht ja immer, wenn man sich Gedanken über eien bestimmte
Sache
macht und dann auf die Idee kommt, da könnte man einen Text
dazu
machen. Unser Sänger geht da auch sehr ins Detail, sag ich
mal, für die
Texte, aber die machen dafür auch einfach sehr viel Sinn. Da
bin ich
auch ziemlich stolz darauf, dass unser Sänger einfach auch in
der Lage
ist, wirklich sinnvolle Texte zu schreiben und nicht irgendwelche
Gröhlparolen. Wir wollen einfach einen hohen Anspruch haben
und den
werden wir auch weiterhin so verfolgen.
Ich finde, euer Stil spottet so ein wenig jeder Beschreibung,
man
kann ihn eigentlich nicht so genau beschreiben. Wie würdest du
das
sehen, was sagts du, das ihr spielt?
Du hast es genau getroffen. Wir lassen uns da auch ungern in eine
Nische drängen. Ich krieg auch ehrlich gesagt immer das
Kotzen, wenn
ich in irgendeinem Bericht lesen, das wir eine Mittelalter-Band
wären.
Ich weiß ja nicht, ob du unser Konzert eben gehört
hast, aber das hat
ja absolut null komma null mit Mittelalter zu tun. Irgendwann hat uns
die Presse dazu gemacht und jetzt haben wir diesen Stempel ganz
groß
auf der Stirn stehen und wir kotzen. Wir kotzen ohne Ende. Die Leute
haben es nicht gehört und die hören es sich dann auch
nicht an wenn
ihnen jemand sagt „die Letzte Instanz ist eine
Mittelalterband“. Also
das ist Themaverfehlung. Einfach falsch.
Wie gesagt, wir lassen uns da nicht einordnen, wir machen die Musik die
wir gut finden und die uns wichtig ist und ob die jetzt so ist oder so.
Wir machen, denk ich mal, einfach eine düstere, ehrliche
Rockmusik.
Bei „Das Stimmlein“ auf der „Ins
Licht“ habt ihr ja schon mit
einigen anderen Musikern zusammen gearbeitet, gibt es da weitere Ideen
in die Richtung? Werdet ihr das wieder machen?
Mit Kollegen arbeiten? Ja, auf jeden Fall.
Damals, zu „Kalter Glanz“ hatten wir die Martha von
Die Happy dabei,
bei „Götter auf Abruf“ hatten wir einen
szenebekannten Hiphop-Mann aus
Berlin dabei, bei „Ins Licht“ waren es Eric Fish
von Subway to Sally,
Thomas Lindner von Schandmaul und der Sven Friedrich von Zeraphine. Auf
der letzten Scheibe hatten wir da auch irgend jemanden. Weiß
ich grad
nicht. Aber das ist wirklich wie so ein Gongschlag. Wenn wir denken, da
müsste jetzt Thomas D. singen, dann versuchen wir, Thomas D.
ran zu
kriegen.
Ja, ich denke schon, das wir weiterhin mit anderen Künstlern
zusammenarbeiten werden.
Der Albumtitel „Wir sind Gold“ wurde ja
schon öfters mit Sätzen wie
„Wir sind Papst“ oder „Du bist
Deutschland“ verglichen, was genau habt
ihr damit gemeint?
Schon in die Richtung. In dem Fall bezieht sich der Titel "Wir sind
Gold" auf die komplette Menschheit. Das hat viel mit Respekt zu tun,
viel mit Ehrlichkeit auch. Die Leute haben einfach zu wenig Respekt
zueinander, das ist eine Sache, die wir nicht weiter
unterstützen
wollen. Deswegen haben wir versucht, einfach eine respektvolle Platte
zu machen, uns gegenüber und auch den Leuten, die sie dann
anhören. Der
eine kann mehr damit anfangen, der andere fühlt sich
vielleicht sogar
peinlich berührt, durch intime Texte oder Sachen, die einfach
sehr
aussagestark sind. Aber im Großen und Ganzen geht es um
Respekt.
„Gold“, damit ist die gesamte Menschheit gemeint
und dass wir uns da
ein bisschen mehr am Riemen reißen sollten.
Der Song „Morgenrot“ wurde in eurem Forum
auch als bester
antichristlicher Song bezeichnet, was sagt ihr dazu? War das so gemeint?
Da müsstes du jetzt ehrlich gesagt unseren Sänger
fragen. Der Text ist
natürlich schon antichristlich, aber letztendlich ist eine
Zweideutigkeit drinnen, wie in fast allen Texten.
„Morgenrot“ ist ein
gutes Beispiel, das ist relativ plakativ, der ganze Song, aber es gibt
viele versteckte Botschaften ansonsten auch noch auf der ganzen Platte,
die auch ziemlich derb sind, wenn man die wirklich mal durchdenkt und
nachdenkt, um was es da eigentlich geht.
Vor zehn Jahren kam eure erste CD, du sagtest ja anfags schon,
zum
Jubiläum sei eine Überraschung geplant, kannst du da
vielleicht mehr
dazu sagen?
Ehrlich gesagt noch nicht. Wir wissen zwar, was es sein wird, aber die
Presse wird erst in geraumer Zeit informiert werden, also wenn es dann
wirklich um die Wurst geht. Aber es wird eine sehr spannende Sache,
denk ich mal, und die Hardcore-Instanz-Fans werden es lieben, das kann
ich gleich mal versprechen, und es wird auch Aufmerksamkeit in anderen
Szenen mit sich bringen.
Das sind jetzt eure ersten zwei aufeinanderfolgenden Alben,
ohne
dass irgendwas an der Besetzung geändert wurde, war das jetzt
einfach
Zufall oder habt ihr eure Idealbesetzung gefunden?
Es ist die Idealbesetzung und wir sagen auch immer, es ist die letzte
Letzte Instanz.
Der ganze Stress mit den Besetzungswechseln in den letzten Jahren hat
uns einfach immer zurück geworfen, wir mussten immer teilweise
...nicht
von vorne anfangen, aber es ging einfach nie so weiter, wie wir es uns
gewünscht hätten und ich glaube, einige in der Band
wollen sich das
auch nicht mehr antun. Das heißt, es ist zwar kein Zwang,
weiterhin
mitzuspielen, aber die Stimmung ist einfach so gut bei uns und es ist
mehr wie ein großer Familienausflug inzwischen und deswegen
mach ich
mir auch keine Gedanken, dass da nochmal groß was geht,
besetzungswechselmäßig.
Habt ihr schon Ideen, in welche Richtung sich euer
nächstes Album weiterentwickeln wird?
Es gibt Ideen, ja, aber die kann man noch nicht richtig
einschätzen.
Die richtige Planung für ein Album beginnt ja erst mit der
definitiven
Vorproduktion. Es gibt mehrere Baustellen von verschiedenen Songs, aber
es ist einfach noch zu früh um zu sagen: „So und so
wird das Album.“
Ist überhaupt schon ein nächstes Album
geplant?
Ja.
Lordi haben ja letztes Jahr den Eurovision Song Contest
gewonnen,
und kürlich stand was im Spiegel, von wegen der Metal sei
wieder groß
im Kommen. Merkt ihr da was davon, auf Konzerten oder beim
Plattenverkauf?
Nein. Wir sind ja nicht die Hit-Heavy-Metal-Band, wir sind nicht Lordi,
wir sind auch nicht Metallica oder Rammstein. Iron Maiden haben auch
wieder Gas gegeben wie die Sau, also die alten Recken, vor denen wir
auch den Hut ziehen, mit denen wir auch groß geworden sind.
Wie oft hab
ich mir alte Scheiben von Iron Maiden reingezogen als
Zehnjähriger?
Aber diesen Aufwind kriegen wir jetzt nicht großartig mit.
Ja, das wars eigentlich schon wieder, die letzten Worte sind
dein.
Ja, die Leute sollten ein bisschen mehr zuhören, besonders
wenn es um
so Sachen geht wie „wo steht Mittelalter drauf und wo ist
Mittelalter
drin“, das kann man erstens nicht über einen Kamm
scheren und zweitens
- unqualifizierter
Zwischenruf eines zufällig eintretenden anderen
Bandmitglieds: „Hättest du dir wenigstens den Albi
geholt als Anwalt!“
- und zweitens ist das einfach unfair wenn man da einfach
so
abgestempelt wird. Keiner sollte sich abstempeln lassen.
Specki, vielen Dank für das Gespräch.
Kein Problem.
Durchführung: Johannes Wagner
Vorbereitung: Johannes Wagner, Torben Schulz
Bilder: Amadis
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