März 2007
Knapp ein Jahr ist das Reunion-Werk "Monotheist" der drei Schweizer nun alt. Man hat die erste Tour hinter sich, wenn auch unter erschwerten Bedingungen, und steht nun in der Mitte der zweiten Tour. Zeit für eine Zwischenbilanz. Zum Tourauftakt der Co-Headliner-Tour in Europa mit Kreator stand Tom Rede und Antwort...
Wie geht's?
Gut...
Wie läuft die Tour?
Das ist die erste Show in Europa, wir waren vorher schon in den USA und
Kanada. Es werden noch weitere 60 Konzerte kommen, wir sind in der
Hälfte und es fühlt sich sehr gut an, live zu spielen mit
Celtic Frost. Es fühlt sich eigentlich besser an als früher.
Wie ist es denn mit einer Band wie Kreator auf Tour zu sein? Denn
Martin meinte zum Beispiel, dass ihr immer vergleichen wurdet, weil ihr
immer die Schweizer wart...
Ehm das weiß ich noch nicht, heute ist das erste Konzert mit
Kreator.
Es ist... weiß ich nicht, es gab im Vorfeld einige
Unstimmigkeien, weil die beiden Bands ja als Co-Headliner gebucht sind.
Aber hinter den Kulissen sah es dann ein bisschen anders aus und das
hat mich ein bisschen enttäuscht, um ganz ehrlich zu sein.
Aber sonst finde ich das Package der Tour absolut genial.
Ihr wart ja noch in Amerika. Wie ist die Tour da gelaufen?
Das war die größte US-Tour, die wir je gemacht haben, mit
Abstand. Das waren 46 Konzerte und es war sehr, sehr harte Arbeit. Wir
sind eben zwei mal durch die ganze USA gekreist und dann zwei mal nach
Kanada und es war eigentlich sehr, sehr gut. Auch ein sehr gemischtes
Publikum, ältere Leute, von unserer Generation und dann die andere
Hälfte sehr, sehr junge Fans, also dann nochmal neue Fans. Und das
ist sehr, sehr befriedigend. Und wir gehen ja jetzt unmittelbar nach
dieser Europatour in die USA und machen weiter irgendwie 25 Konzerte
oder so.
Sind die Fans denn anders, also nehmen die die Musik anders auf oder
so?
Nein, früher war der Unterschied viel größer,
früher hattest du in den USA ein viel gemischteres Publikum, also
Frauen und Männer und so, aber das hat sich unterdessen... in
Europa ist das auch schon sehr gemischt. Es hat sich eigentlich
angenähert zwischen Europa und Amerika in der Zwischenzeit.
Ihr habt ja noch einige Festivals gespielt vor der Tour. Es gab wohl
einige Besucher, die nur wegen euch zu einem Festival gekommen sind und
es war recht voll. Also habt ihr damit gerechnet, dass so
viele Leute hinkommen würden?
Nein, das war für uns völlig nicht absehbar, wie die Band
aufgenommen würde. Wir haben die Band gegründet,
hauptsächlich für uns. Wir wollten dieses Album machen,
für uns und wir sind viereinhalb Jahre am arbeiten gewesen an
diesem Album. Und wir haben uns wirklich nicht darum gekümmert,
wie das nachher aussehen wird. Wir haben uns überraschen lassen,
wir sind rausgegangen und wussten, das ist Celtic Frost, wir wussten
das ist eine ehrliche Reunion, es geht nicht um Geld, sonder es ist
wirklich... Die Band ist wieder zusammengewachsen, weil wir es eben
nicht über Nacht gemacht haben und nicht wiel uns ein Manager nen
Scheck hingehalten hat, sondern weil wir es wollten, weil wir uns Zeit
gelassen haben, die Band wieder aufzubauen. Und wir wussten, wir gehen
da raus und wir werden ne sehr starke Band sein, aber mehr als das ann
man ja gar nicht planen oder vorraussehen. Und wie das bisher
läuft, das ist über alles, was man sich vorstellen kann. wir
fühlen uns sehr geehrt, das ist fantastisch, als Celtic Frost
unterwegs zu sein.
Es gab ja ein Festival, wo ihr headlinen solltet...
Ja, Rock Hard.
...und nicht konntet. Wie geht es dir mittlerweile gesundheitlich?
Ja, unterdessen eigentlich schon länger sehr gut. Ich hatte in der
Woche nach'm Rock Hard in der Schweiz die Operation plus später im
Sommer dann nochmal und ich bin schon drei Tage nach der ersten
Operation wieder auf der Bühne gestanden. Das war nicht ganz
einfach, überhaupt der ganze Somme. Ich hatte dann ein Implantat
im Körper und das war sehr, sehr schwierig die ganzen
Sommerfestivals mit dem Ding zu spielen. Und dann wurde das
rausgenommen, als ich wieder gesund war, Ende des Sommers und man hat
mit mir Tests gemacht und alles. Es heißt, es sei alles wieder ok,
(ehrfürchtig) also ich hoff' das stimmt. Aber es war für
mich unheimlich schwierig, für mein Ehrgefühl, dieses Rock
Hard Festival nicht spielen zu können. Erstens fühlen wir
uns sehr geehrt, dass Rock Hard uns eingeladen haben, quasi ohne
Beweis, wie wir tönen werden, dass die uns nach so vielen Jahren
ne Chance gegeben haben, da zu headlinen. Und wir haben uns sehr
vorbereitet auf die Tour und dann genau dieses Festival absagen zu
müssen, das war unheimlich schwierig. Ich lag da in Gelsenkirchen
auf der Notaufnahme und hab den Ärzten gesagt, in 20 Minuten muss
ich auf der Bühne stehen und die haben nur gelacht, ne.
Aber das negative daran, dass wir unbedingt auf der Bühne stehen
wollen ist... Ich habe eben diese Operation gehabt in der Woche danach
und wir sind dann nach Schweden gefolgen, um das Sweden Rock zu spielen.
Und da gab's dann tatsächlich Journalisten, die dann geschrieben
haben, das war doch gar nicht so, das hat gar nicht gestimmt, der will
doch gar nicht auf der Bühne stehen. Ich war drei Tage nach der
Operation auf der Bühne und es war sehr, sehr schwierig.
Ich hab den ganzen Sommer durch unheimliche Schmerzen gehabt und ich
kann nicht einfach da stehen wie'n Bassist, ich muss auch singen und so
weiter und Solos spielen und so. Ich fand das ne unglaubliche
Schweinerei, mir sowas anzudichten, nur weil ich alles tu und auf die
Bühne gehe, weil ich eben nciht noch mehr Fans enttäuschen
will. Dann zu sagen, dann stimmt das ja nicht... Das hat sehr wohl
gestimmt und das war kein Vergnügen letzten Sommer, die Festivals
so zu spielen, unter diesen Umständen.
Als ich in Finnland gespielt hab, hatte ich nen totalen Zusammenbruch
nach dem Konzert (ironischerweise auf dem "Tuska"-Festival,
was soviel wie Leid, Qual, Angst bedeutet, Anm. d. Verf.). Und wir
haben dennoch nichts abgesagt, wir haben dennoch alles gespielt, eben
weil's mir so an der Ehre gekratzt hat, das Rock Hard absagen zu
müssen.
Wir hoffen sehr, dass wir dieses oder nächstes Jahr die
Gelegenheit kriegen vom Rock Hard, diesen Gig nachzuholen.
Ja es steht ja erst der Freitags-Headliner.
Ja, wir haben uns angeboten, also die wissen, wir stehen bereit. Wir
machen das auch für viel, viel weniger Geld, weil wir das
möchten. Wir finden das scheiße, dass das nicht gelaufen ist.
Ja es war ein bisschen komisch, denn Nevermore haben ja auch mit einem
Mann weniger gespielt und das aus einem ähnlichen Grund und sie
sind ja auch noch unter anderem eingesprungen. Es war halt so, man
dachte: "Nicht noch einer!".
Ja das war ne Scheiß-Situation im Ganzen.
Wie wurde denn die Setlist auf Tour so aufgenommen?
Das sind Songs, die wir mögen, wobei ich denke mir immer, der
Geschmack von uns und der Geschmack von den meisten Fans, der wird sich
sicher decken.
Es sind Songs von den ersten drei Platten von Celtic Frost plus von der
neuen. Es gab Diskussionen bei den Fans und auch Martin hat das
vorgeschlagen, ob wir nicht auch noch Musik von Vanity/Nemesis, vom
letzten Studioalbum von Celtic Frost spielen. Ich finde nein, für
mich sind die ersten drei Celtic Frost Platten die klassischen Celtic
Frost Platten, plus die neue und aus diesen vier Alben setzt sich auch
das Live-Set zusammen.
Also habt ihr jetzt zu dieser Tour auch wieder ein ähnliches
Set?
Ja natürlich, es ändert sich immer ein bisschen, wir spielen
zum Beispiel heute Abend wieder zum ersten mal de Song "Morbid Tales",
den haben wir bisher noch nicht gespielt. Wir versuchen das immer ein
bisschen zu überholen, dass die Fans, die uns schonmal gesehen
haben auf dieser Tour nicht nochmal dasselbe sehen. Aber man ist
natürlich beschränkt, wir sind jetzt Co-Headliner mit Kreator
und da spielen beide Bands 75 Minuten und normalerweise spielen wir 90
bis 100 Minuten, das heißt, wir müssen das ein bisschen
beschneiden, ne.
Monotheist ist ja jetzt knapp ein Jahr alt, gibt es schon Pläne
für ein neues Album?
Ja natürlich, wir sind dran am arbeiten, wir haben begonnen dran
zu arbeiten. Das wird sehr schwierig, weil wir haben ja auch die
Ambition, ein Album uzu machen, das besser ist, das größer
ist als dieses, aber wir möchten nicht viereinhalb Jahre wieder im
Studio sitzen, wir möchten das eigentlich schneller machen
diesmal. Wir hoffen 2008 mit dem neuen Album rauszukommen, definitiv ja.
Wie sehen die anderen Zukunftspläne so aus?
Jetzt touren wir noch bis Ende Sommer oder so. Nach dem nochmal in
Amerika und Australien zum ersten mal. Griechenland kommt auch, dann
noch einige Festivals.
Dann ist ein extrem morbitöses DVD Projekt im Aufbau zur Zeit, ein
Konzertfilm, der aber anders werden wir, als jede andere Live-DVD, die
es gibt.
Dazu wird's Anfang 2008 noch ein Celtic-Frost Mini-Album gevben mit
unveröffentlichtem Material von diesen ganzen Sessions und das
Hellhammer-Buch, das ich mit Martin mache wir auch noch
veröffentlicht werden, also es läuft ziemlich viel zur Zeit,
ne
Ja ok, dann war's das, wir haben ja nicht so viel Zeit (es waren 15
Minuten angesetzt, Anm. d. Verf.), dankeschön, die letzten
Worte gehören dir.
Ja gut, ich möchte mich einfach bedanken bei den ganzen Leuten,
die uns auch nach so langer Zeit 'ne Chance gegeben haben und auch
heut' noch vertrauen, die uns so treu gewesen sind, ne.
Interview: Nathalie Mohr
Fotos: Jozo Palkovitz
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