21.12.2005, Stuttgart
"Opeth auf Tour? In Deutschland? Da müssen wir hin! " hieß es, als wir die Tourdaten sahen. Gesagt, getan, Tickets waren bestellt und die Vorfreude war mehr als groß, nachdem ich sie schon auf dem Summer Breeze gesehen hatte.
Pünktlich um 14:30 fuhren wir, um nicht zu spät zu kommen, los, schließlich hatte ich ja einen Termin mit Peter von Opeth, was mich die Nacht zuvor nicht schlafen lies. Was ist, wenn ich nun vor Aufregung mein Englisch vergesse, oder er schlecht gelaunt ist? Schließlich liebe ich Opeth schon seit rund vier Jahren und möchte nicht bei der Gelegenheit die Band mal kennen zu lernen in schlechter Erinnerung verbleiben. Um 19 Uhr war der Termin und in letzter Minute kamen wir noch an der "Röhre" an.
Blöderweise waren die Menschen an der Kasse nicht darüber informiert und der Tourmanager war nirgends aufzufinden, so dass das Interview wohl ins Wasser fiel. Aber von wegen! Mikael Akerfeldt, Sänger und längstes Bandmitglied kam nach vorne, schüttelte mir die Hand und sagte "Hi, i'm Mikael, Peter isn't here, but you can do the interview with me". Wow! Eine halbe Stunde dauerte das Interview und ich muss sagen, der Mann ist einfach klasse! Als ich dann vom Backstagebereich raus vor die Bühne ging, war alles schon rappelvoll, das Konzert war wieder mal restlos ausverkauft.
Vorband waren die Schweden "Burst", von denen ich allerdings noch nie zuvor was gehört hatte. Aber der Sound der fünf Jungs war nicht schlecht, melodisch, rockig, laut. Eigentlich genau das richtige um uns Fans für Opeth richtig einzuheizen und der Meinung waren auch die anderen Fans. Größtenteils präsentierten die Jungs Songs von ihrem Album "Orgio" und versuchten sich an dem einen oder anderen Witzchen, auf denen die Menge mit Motivationszurufen antwortete. So konnte nach ca. einer halben Stunde "Burst" die Bühne mit einem guten Gewissen verlassen und Platz für die Götter des Progrocks machen: OPETH! Die Umbauarbeiten ließ die Spannung immer mehr und mehr anwachsen, weil sie 1. so lange dauerten und 2. weil man hin und wieder schon mal ein Opethmitglied hinter der Bühne rumwuseln sah.
Endlich konnte es losgehen: OPETH starteten die Show mit dem ersten Song auf ihrem neuen Album "Ghost of Perdition", mit dem Opeth einen tollen Einstieg gewählt haben. Alles war perfekt, der Sound, die Stimmung, die Lightshow… . Nach dem Song kloppte Mikael wieder einer seiner locker-flockigen Sprüche, allein schon der Satz "We are Opeth from Sweden" brachte die Menge zum Toben. Und kurz darauf kam auch schon der nächste Nackenbrecher, "When" rockte das Haus. Und es ist einfach nur geil wenn man hinter und neben und vor sich Leute sieht wie sie am Headbangen sind und der Keyboarder von Opeth ebenfalls nur am headbangen (wie macht er das bloß dass er dann trotzdem noch so perfekt die Töne trifft?) und Mikael mit seiner Sturmfrisur ins Mikrophon schreit.
Mikael Ackerfeld ist, wie ich finde, kein normaler Frontmann wie bei anderen Bands. Wenn er auf der Bühne ist, bringt er sein Publikum immer zum Toben und Lachen. Er rasselt nicht die Lieder runter, sondern man merkt glaube ich, dass ihm seine Fans sehr am Herzen liegen. Oft verfängt er sich in kurzen Dialogen zu Fans oder fragt einfach "Are you happy"? Und die Fans lernen nicht nur die Opeth-Songs kennen, sondern vielleicht auch einen kleinen Teil von Mikael. Nachdem er noch zwei Minuten seinem Drummer Martin Axenrot schenkte, indem er ihn einige Soli drummen lies, folgten auch schon die nächsten Kracher, "White Clusters" vom Still Life-Album, "Under the Weeping Moon" von Orchide (Mikael: "for those who don't know what a Orchide is: it's a flower") und "The Grand Conjuration" vom neuem Album, welches sie schon beim Summer Breeze Gig '05 präsentierten.
Damals war es vielleicht noch etwas schwer zu erfassen, aber jetzt war's nur noch Futter für die Ohren! Natürlich nutzte Mikael auch die Gelegenheit um uns zu erzählen, dass er auf dieser Bühne in Stuttgart bereit schon mit Cradle of Filth stand. Kurz darauf überzeugte er uns noch von seinen Gitarrenkünsten und spielte "Smoke on water" von Deep Purple und, weil es so gut zur Jahreszeit passte, auch noch "Jingle bells". Dann wendete sich der Abend auch schon langsam dem Ende zu, obwohl wir Fans natürlich nicht genug bekommen konnten. Als Abschiedslied bekamen wir "The Baying Of The Hounds", was die Fans den ganzen Abend schon hören wollten. Der Menge nach zu urteilen ist der Song wohl der heimliche Favorit auf dem neuen Album und live überzeugt er einfach noch viel mehr als auf der Platte. Nach dem Lied war das Konzert vorbei und Opeth fuhren nach Hause…. Oder doch nicht? Als sich die Fans mit "Zugabe" heiser schrien, kamen die fünf Jungs noch mal auf die Bühne zurück und meinten "Ihr bekommt eine Zugabe, wenn ihr drei Fragen über die Band Accept beantwortet". Nachdem wir das Metalquiz schön gelöst hatten, kam der Höhepunkt des Abends, das Lied, wonach das Publikum den ganzen Abend verlangte, einfach das opethigste Lied überhaupt: "Deliverance"! Damit war der Abend perfekt.
Jeder sollte einmal Opeth live erlebt haben. Die Konzerte sind voller Emotionen und auch noch während der Heimreise wird die Musik weiter in den Köpfen klingen. Opeth sind auf dem besten Weg, zu einer Legende zu werden.
Bericht: Anja Kiesow
Fotos: Marco Laux
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