Perzonal War haben zum Ende des vergangenen Jahres einen Knaller mit dem Titel "When Times Turn Red" rausgehauen. Vor dem Support-Gig für U.D.O. stellte sich Gitarrist und Sänger "Metti" den Fragen unseres Redakteur Dominic Türk, bei denen auch Bassist Sven und Drummer Martin ihren "Senf" dazugaben, aber lest selbst!
Viel Spaß!
Wie fühlt man sich eigentlich, wenn man so eine Legende wie Udo Dirkschneider supporten darf?
Metti: Supergeil! Es ist auf jedenfall eine coole Sache, ich bin echt mal gespannt. Accept war, wie bei fast allen, die auf Metal stehen, mit eine der ersten Bands, bei denen du sagst: geil! Ich hab Accept damals noch mit Kutte in der ersten Reihe gesehen. Das war cool! Ich freue mich auch auf das Konzert nacher.
Wir machen ja nicht die ganze Tour mit U.D.O., sondern nur heute das Konzert. Ich bin ma gespannt wie das heute so wird.
Wie fandest du denn die Accept-Reunion?
Metti: Ich muss ehrlich gestehen, dass ich sie nicht gesehen habe. Ich habe sie vor gut zehn Jahren bei der ersten Reunion gesehen. Bei welcher Platte war das noch gleich? Ah, das war bei der „Death Row“. Argh, Blödsinn, das war bei der „Objection Overruled“. Das war die Wiederkehr nach ein paar Jahren Pause. Zumindest mit Udo.
Wollte schon sagen. Da war ja nur der Sängerwechsel dazwischen.
Metti: Genau.
Guck mal da. Der hässliche Typ hinter der Kamera, das ist unser Bassist.
Immer diese Paparazzi!
Metti: Paparozzi nennt man ihn auch.
Der dreht garantiert seine Pornovideos für daheim.
(allgemeines Gelächter und kleine Disskussion über dieses Thema)
Metti: Ja, wie gesagt, es ist eine geile Sache U.D.O. zu supporten, um wieder auf das Thema zurück zu kommen.
Bevor wir ein wenig über das neue Album sprechen, möchte ich etwas erklärt haben, dessen tieferen Sinn mir irgendwie verborgen geblieben ist: Warum der Namenswechsel von Personal War nach Perzonal War?
Sven: Mit „Z“ ist mehr Hip Hop.
Metti: Wir hatten, bevor wir bei AFM unterschrieben, noch ein freies Leben. Ne, ein anderes Label. Da haben wir eine Platte veröffentlicht und hätten noch mehr veröffentlichen sollen, oder müssen, allerdings waren die Konditionen damals so scheiße, dass wir gesagt haben, dass wir uns es nicht erlauben können noch eine Platte unter solchen Konditionen floppen zu lassen, weshalb wir gerne aus diesem Vertrag rauswollten, was allerdings nicht ging. Also haben wir gesagt, dass wir uns auflösen und gründen eine neue Band, mit neuem Namen. Das haben wir dann im Endeffekt auch gemacht. Deshalb die Sache mit dem „Z“.
Wir haben echt lange überlegt einen neuen Namen zu nehmen, aber das Problem ist einfach, wenn du schnell einen neuen Namen finden musst, dann kannst du es wirklich knicken. Schlussendlich war die Variante recht lustig und ist mit 20 zugekniffenen Augen gutgegangen. So denk ich, dass jeder noch weiss, welche Band gemeint ist und du hast dich trotzdem so verändert, dass du eine neue Band bist. Das war eigentlich der Gedanke dahinter.
Ja, dann sprechen wir mal über euer neustes Werk "When Times Turn Red".
Welche Rolle spielt eigentlich die Farbe Rot?
Metti: Das Problem, was wir hatten, war, dass ständig dieser Metallica-Vergleich fiel. Nicht nur musikalisch, sondern auch optisch. Also haben wir gesagt, dass wir sehen, dass wir von der Sache wegkommen. Das war uns auch wikrlich ein Anliegen, das bewusst zu machen, weil uns das bei der letzten Veröffentlichung ziemlich auf den Sack ging. Daher haben wir uns überlegt, was man überhaupt machen kann, um auch ein wenig von dieser "nur-schwarz Schiene" wegzukommen. Wir fanden, dass das Rot eine nicht so abgenutze Metalfarbe ist und in Kombination mit dem schwarz auch noch richtig geil rüberkommt. Also haben wir gesagt: Lasst uns lieber etwas simples machen, was knallt., auch Coverartwork mäßig, was man gut für Shirts, Bühnedeko und der gleichen benutzen kann.
Es passt auch ziemlich gut zu den Texten, weil das ganze Album auch ein wenig düsterer ist als die Vorgänger und textlich auch ein wenig apokalyptisch klingt. Dies beschreibt auch ein wenig unsere aktuelle Situation. In Deutschland wegen dem ganzen politischen Hin und Her, die hohen Arbeitslosenzahlen und das kann man dann auch auf die ganze Welt beziehen. Es wird irgendwie immer krasser. Wenn du den Fernseher anmachst, dann siehst du irgendwie nur schlechte News, irgendwelche Leute werden gefeuert, irgendein Bekloppter sprengt sich wieder in die Luft und so weiter. Dies wird immer mehr und deshalb der Titel, der auch gut zu der Farbe Rot gepasst hat.
Viele haben gefragt, ob das jetzt etwas mit der politischen Revolution zu tun hätten, oder mit der großen Koalition, was auch passt.
Die Partei kommt.
Metti: Genau. Schwarz-rot, wir sind also genau in der Mitte mit der Platte, also auch genau im Trend. Und du musst ja mittlerweile im Trend sein, sonst wirst du gar nicht mehr beachtet. Also haben wir uns gedacht: schwarz-rote Koalition, also schwarz-rotes Album.
Und euer nächstes Album wird den Titel "Durch den Monsun" tragen...
Metti: Joah, aber ich denke, dass die eher Grün-Gelb wird.
Ne, es war im Endeffekt so. Das hat jetzt auch nichts damit zu tun. Das war einfach eine Sache, um etwas logomäßig auf den Punkt zu bringen und textlich bzw konzeptmäßig übergreifend etwas zu machen. Deshalb dann schwarz-rot und um ein bisschen aus dem typischen Metal ausbrechen und versuchen trotzdem die Wurzeln zu behalten und was neues zu machen.
Du hast den viel verwendeten Vergleich mit Metallica schon angesprochen. Dem kann ich nicht zustimmen. Ich sehe euch eher in die Neothrash-Richtung. Wie würdest du euch eigentlich stilistisch einordnen?
Metti: Ich würde auch sagen, dass wir eher in Richtung Neo-Thrash gehen. Die musikalischen Wurzeln sind irgendwo in den 80ern. Und ich denke mal, dass es eine Mischung aus 80er Metal und modernen Elementen, ohne jetzt seine Wurzeln zu verleugnen, ist. Viele sagen, dass wir einen modernen Anstrich bekommen hätten, wir würden unsere Wurzeln verleugenen. Ich finde dies totalen Blödsinn, denn im Endeffekt merken wir immernoch wo wir musikalisch herkommen, aber ich denke, dass es superwichtig für eine Band ist sich auch nach links und rechts zu orientieren, um die Sache auch zeitgemäß klingen zu lassen, was nicht heißt, dass man sich Trends anpasst. Ich denke eher im Gegenteil. Und wenn du dir mal diese ganzen 80er Teutonenbands anguckt, die mit Sicherheit mehr abräumen als wir....
Musikalisch würd ich also sagen, dass wir im Thrash Metal-Bereich liegen, mit dem Unterschied, dass wir wesentlich melodischeren Gesang haben als die meisten deutschen Thrash Metal-Bands.
(verdecke das Kreator-Logo auf meinem Shirt) Um jetzt keine Namen zu nennen....
Metti: Wenn einer jetzt an Deutschland denkt, dann hat er sofort Sodom, Kreator und Destruction...
Martin: ... und Axxis...
Metti: ... im Kopf (alle lachen), weshalb wir eher amerikanisch klingen, als deutsch. Da fallen einem jetzt so Namen wie Overkill,...
... Machine Head....
Metti: ... genau, Testament, Anthrax usw. Ein. Das sind alle Bands, auf die wir stehen und der Mischmasch aus allen liefert so einen Kram wie Perzonal War.
Was wollt ihr eigentlich mit den Song "The Unbeliever" ausdrücken? Als ich den Text gelesen habe, kam ich auf die Idee, dass es von einer Person handeln könnte, die zwischen zwei Seiten steht, sich aber für keinen entscheiden kann und somit lieber nicht glaubt.
Metti: Schwer zu sagen, da muss ich mal überlegen. Ich würde es eher so sehen: Mittlerweile kommen sich manche Leute schon doof vor, wenn sie nicht dem Trend oder den Idealen entsprechen, sowohl medien-, als auch trendmäßig. Ich würde sagen, dass das zwischen zwei Seiten stehen irgendwo hinkommt, aber ich denke eher in einer positiven Art und Weise, dass man halt eben sagt, man zieht sein Ding durch, auch wenn es nicht gerade den Nerv der Zeit trifft. Auch wenn ich jetzt mit meinen Gedanken etwas altbacken dar stehen: Man könnte es auch auf die Musik übertragen.
Ich meine, dass Musik mittlerweile auch kein Zuckerschlecken mehr ist, wo du die Kohle und alles mögliche in den Arsch geblasen bekommst. Du musst dir richtig den Arsch aufreißen. Viele fragen sofort, was wir mit der Band verdienen würden. Da sagst du auch, dass du das in erster Linie aus Spaß machst.
Martin: Wir bekommen ja noch nicht einmal eigene Feuerzeuge...
Metti: ...sondern müssen uns die von Axxis leihen. Wobei, die haben auch keine Feuerzeuge, sondern nur Streichhölzer, die alle abgebrannt sind.
Martin: Die haben alle keine roten Köpfe mehr.
Metti: Das ist im Endeffekt schon so, dass man auch Erfolg hat, wenn man sein Ding konsequent durchzieht und sich auch nicht von allen Seiten hineinreden lässt oder von allen Trends beeinflussen lässt. Das merken die Leute. Nicht nur musikalisch, sondern auch im privaten Umfeld. Deshalb auch der Titel "The Unbeliever", der jetzt nicht im Bezug zu Religion oder Glaube an Gott steht, sondern eher zu den eigenen Idealen.
Das lässt sich auch auf die Band ansich übertragen, weil wir einfach unser Ding durchziehen und nicht irgendwelchen Trends hinterherrennen. Nur der Martin, der ist jetzt extrem auf die Metalcore- und Punk-Schiene aufgesprungen. Nur wegen dieser scheiß Frisur und das ist halt das Problem. Und auf die Freilandhaltung von Hühnern.
Martin: Ich bin übrigens der erste Deutsche, der die Hühnerpest hat. Ne, die Vogelgrippe.
Jetzt ist es nicht mehr "Gammelfleisch aus Gelsenkirchen", sondern die Vogelgrippe.
Metti: Genau. (lacht)
Wir wollten halt musikalsich unser Ding durchziehen, ohne zu versuchen auf irgendein Klischee zu kommen oder es zu versuchen nur weil es nicht dem entsprechend läuft.
Du hast gerade schon eine Thema angesprochen und zwar, dass man nicht aufgeben sollte. Diese Thema sprecht ihr mit "Hope Dies Last" an. Kann man diesen als Motivations-Song auffassen?
Metti: Ich würde das bejahen. Man kann das natürlich auch wieder allgemein sehen. Ich finde, dass momentan vieles schlechtgeredet wird. Alle Leute meckern: uns geht es scheiße, wir haben keine Kohle, alles ist kacke. Wenn man sich mit anderen vergleicht, dann geht es uns eigentlich verdammt gut.
Wir waren letztens auf Tour mit Candlemass und Destruction in sehr abgefahrenen Ländern wie Rumänien, Serbien, Kroatien und die Leute sind da wesentlich ärmer als wir. Hier kann man sich im Endeffekt kaufen, was man gerne wil. Jeder hat ein Dach über dem Kopf und genug zu Essen. Woanders ist nicht einmal das gegeben. Immer diese schwarzmalerei.
Hier machst du den Fernsehen an und wirst nur von schlechten News zugeballert, was ja auch den Tatsachen entspricht, wobei vieles auch noch von der eigenen Situation abhängt. Wenn du jetzt sagst, dass du keinen Job findest und alles ist scheiße, dann kommt auch nichts. Wenn man sich nicht trotzdem auf den Arsch setzt und sagt "ok, dann nehm ich auch ne scheiß Arbeit an". Ich denke, wenn man Eigeninitiative zeigt, dann klappt auch wesentlich mehr, als wenn man einfach sagt, dass es kacke läuft. Das ist ne gute Ausrede, also setz ich mich zu Hause hin und zocke Playstation.
Das ist eben dieses hope dies last, wenn man sich bemüht und will auch dennoch irgendwo weiterkommt und sich nicht nur hinsetzt und nichts macht.
Da gibt es ja dieses Zitat aus "Herr der Ringe": "Wenn die Hoffnung stirbt, dann ist die Menschheit am Ende."
Metti: Genau. Wie gesagt, es ist jetzt ein wenig pathetisch, wie der ganze Song. Ich finde, irgendwo hat es auch gut gepasst und wir haben uns gerae so um den kitsch herumgewunden.
Und wenn es live mit dem Intro funktioniert, dann ist alles bestens.
Metti: Denn haben wir live schon ein paar mal gespielt.
In Bonn zum Beispiel.
Metti: Stimmt. Warst du da?
Ja.
Metti: Geil, das ist ja cool.
Wir hatten eigentlich vor die Backgroundmusik vom Band kommen zu lassen und den Gesang live zu machen, aber dummerweise haben wir nicht mehr den Mix mit offenen Spuren, deshalb mussten wir leider auch den Gesang vom Band kommen lassen. Im Grunde ist es eine coole Nummer, gerade wenn du ein langes Set hast, da kommt eine ruhige Nummer gut. Da kann man mal zwei Minütchen ein Bier trinken.
Würdest du sagen, dass ihr mit der Platte neue Fans dazugewonnen habt?
Metti: Ich hoffe, dass wir welche dazugewonnen haben. Es ist jetzt zum ersten Mal so, dass es Seitens der Presse und der Fans honoriert worden ist, da wir die schon angesprochenen Metallica-Anleihen abgelegt haben. Die Platte läuft auf wesentlich besser als der Vorgänger und die Reaktionen sind mehr geworden. Es gibt natürlich auch die alt-eingesessenen, die sagen, dass die erste Platte am geilsten ist. Ihr habt euch die Haare abgeschnitten, was wir scheiße finden. "Ihr habt die Gitarren tiefer gestimmt, was wir auch scheiße finden." "Ihr habt eine Ballade drauf, jetzt könnt ihr euch erschießen." Solche Leute wird es einfach immer geben, aber es kommen wesentlich mehr Leute hinzu, als alte abspringen. Im Endeffekt musst du auch dir gegenüber ehrlich sein und sagen, dass du Lust auf das hast, was du machst. Ich jedenfalls hätte keine Lust die erste Platte neu aufzunehmen, auch wenn es viele Leute gerne hätten. Wie gesagt: Du musst damit selbst zufrieden sein und wenn du das dann ausstrahlst, dann honorieren das auch die Fans.
Welche Pläne habt ihr für 2006?
Metti: Wir planen auf jedenfall noch etwas live zu machen. Wir werden mit Squealer was machen. Dann stehen eigentlich Festivals an, die jetzt noch nicht wirklich bestätigt sind, aber sich noch einiges tun wird. Wir würden gerne in Frankreich noch was machen. Ich denke, in einem Monat steht vieles fest, denn das befindet sich alles noch in der Planungsphase.
Wir hoffen noch eine Tour zu bekommen, da wir in Deutschland mit der Platte bisher recht wenig gemacht haben. Da würden wir gerne noch etwas machen, weil die Scheibe auch pressemäßig sehr gut eigneschlagen ist wäre es angebracht.
Ja, dann bedank ich mich und überlasse dir die letzten Worte an unsere Leserschaft.
Metti: Viele Dank fürs Lesen! Alle die Bock haben können gerne auf unserer Homepage vorbeischauen (http://www.perzonalwar.de). Dort gibt es Videos, Songs, eine Menge lustiger Bilder und auch immer aktuelle Infos. Zudem hoffe ich, dass sich Anthrax nicht reformieren werden. Es gibt da eine geile Seite Namens "Reunionbashers.com", wo sich alle eintragen können und gehörig Dampf ablassen können. Ich finde es einfach scheiße, da John Bush der geilste Sänger der Welt ist.
Viel Grüße an alle da draußen und auf Wiedersehen!
Interview: Dominic Türk
Pressefotos: AFM Records
Livefotos: Nathalie Mohr
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