Daniel Hinz, Gitarrist der Band Predator, stellte sich im Interview den Fragen unseres Redakteurs Dominic Türk.
Hallo, danke, dass ihr euch Zeit für das Interview nehmt. Zuerst stellt euch doch einmal vor, da die meisten euch nicht so genau kennen werden.
PREDATOR ist eine fünfköpfige Band aus Osnabrück und Umgebung, deren Wurzeln im Power Metal zu suchen sind. Wir spielen in klassischer Besetzung (Drums, Bass, zwei Gitarren und Sänger) und kombinieren melodischen Gesang mit abwechslungsreichem Riffing. Auf unserem Debüt-Album „Predator“ befindet sich abwechslungsreiche und gitarrenlastige Kost, gespickt mit filigranen Chören und Klampfensoli, angerichtet mit einer fetten Produktion und auf heißer Platte serviert! Dazu gehören Marko Osterholz (Vocals), Niels Löffler (Gitarre), Daniel Hinz (Gitarre), Max Schmieding (Bass) und Sebastian Hinz (Drums). Bereits angestellte Vergleiche mit Bands wie Primal Fear, Brainstorm, Gamma Ray und anderen europäischen Metal Bands hinken zwar irgendwie allesamt etwas, müssen an dieser Stelle aber zur groben Zuordnung herhalten.
Ihr seid nun seit 1996 im Geschäft, damals noch unter dem Namen „Stormblade“. Wie kam es eigentlich zum Namenswechsel in „Predator“ und ist der Name an den gleichnamigen Film angelehnt? Der Kopf des Predators auf dem Cover lässt dies nämlich stark vermuten.
Stormblade bediente als Bandnahme ein Image, das im Laufe der Zeit nicht mehr wirklich zur musikalischen Entwicklung gepasst hat. Dazu kam der Wunsch, sich unter Vertrag möglichst klischeefrei und dennoch ausreichend aggressiv zu präsentieren. PREDATOR bietet in seiner Bedeutung als „Jäger“ eine Perspektive, die zu unserer Musik passt. Heimtückisch, unberechenbar und ständig auf der Lauer nach neuen Opfern. Einige dieser Themen oder Eigenschaften sind in Stücken der CD verarbeitet. Letztendlich war auch der Titelsong ausschlaggebend, der schon seit einiger Zeit im Programm ist. Mit dem Film hat die Auswahl des Namens nix zu tun.
Wie ist es eigentlich zu den Line-up-Wechseln gekommen? Versucht Ihr mit „Predator“ eine Art Neuanfang?
PREDATOR ist aus zwei Projekten entstanden. STORMBLADE war der Ausgangspunkt dafür und die größte Metal Kapelle in der Region. Dort hat STORMBLADE durch außergewöhnliche Konzerte und professionelle Demos, für die Niels Löffler verantwortlich war, große Anerkennung erlangt. Dennoch war STORMBLADE auch geprägt von ständigen Wechseln im Lineup. Unter anderem gab es auch eine Formation namens MINDLESS CRIME. Niels hat dort sogar die Klampfe bedient, und Daniel hatte wiederum bei STORMBLADE als Gitarrist oder Drummer ausgeholfen. Alle kannten sich untereinander, es gab sogar gemeinsame Konzerte. Als beide Bands mit Besetzungsproblemen zu kämpfen hatten, haben wir alles in einen Topf geworfen und versucht, ob es funktioniert. Für alle war es eine Art Neuanfang, und mit der Überzeugung endlich eine feste Besetzung gefunden zu haben, begannen wir die Arbeiten zur aktuellen CD.
Wie seid ihr eigentlich an den Designer Dirk Illing gekommen, der bereits Coverartworks für Bands wie Paragon oder Wizard gezaubert hat?
Soweit ich mich erinnern kann ist der Kontakt durch Remedy Records gekommen, bei denen ja auch Paragon unter Vertrag sind. Nach vielen eigenen Entwürfen viel letztendlich doch die Entscheidung für ihn, da er nach Fertigstellung der Musik das passende Artwork dazu geschmiedet hat. Ziel war es, ein möglichst symbiotisches und professionelles Bild abzugeben, bei dem die grafische Präsentation Musik und Charaktere miteinander verbindet. Das hat er hingekriegt!
Der Stil des Predator-Debüts bewegt sich zwischen Helloween, Gamma Ray und Rage, also gutem deutschen Power Metal. Wurdet ihr von Bands der Sorte beeinflusst oder liegen eure Einflüsse in ganz anderen Bereichen?
Bei PREDATOR fließen unterschiedliche Einflüsse zusammen. Von AC/DC bis Metalcore ist alles vertreten. Darüber hinaus haben einige von uns die Ausbildung an klassischen Instrumenten genossen. Stark beeinflusst wurden wir alle von denjenigen Bands, die uns zu unseren jetzigen Instrumenten gebracht haben. Der Stil von PREDATOR ermöglicht jedem von uns zu zeigen, was er drauf hat. Somit sind die Einflüsse von gestern immer noch präsent in der Motivation Musik zu machen.
Lasst ihr eure Einflüsse in eure Musik einfließen, oder versucht ihr euren eigenen Sound zu kreieren?
Ob du willst oder nicht: Bestimmte Dinge in deiner musikalischen Entwicklung haben dich so intensiv geprägt, dass du sie immer wieder aufgreifst. Dennoch haben wir immer versucht, eigene Vorstellungen daraus weiter zu entwickeln. Wenn wir uns heute alte Aufnahmen anhören, wissen wir sofort, welche Bands wir damals gehört haben – das färbt ab. Doch im Laufe der Zeit haben sich eigenständige Strukturen entwickelt, die nun immer wiederkehren. Ob der Sound das entscheidende Kriterium ist um über Eigenständigkeit zu entscheiden, sei mal dahingestellt. Eigentlich hat es ja alles schon mal gegeben. Aber eben noch nicht in der Kombination aus uns fünf Musikern, also gibt es eine Chance auf Eigenständigkeit – und die wollen wir nutzen!
Euer Album verfolgt, mit Ausnahme von „Dream’s Assassin“, das ja ziemlich balladesk ist, eine strikte Linie. Viele Bands setzen ja Balladen in der Mitte ihrer Alben ein um den Hörern eine „Auszeit“ zu gönnen. Bei euch ist dies ja auch der Fall. Ist der Song auch mit diesem Gedanken auf das Album gekommen?
„Dreams Assassin“ ist einer der Songs, bei denen du dich in der Produktion ausprobieren kannst. Das kann mächtig in die Hose gehen, oder zu einem einzigartigen Ergebnis führen, das wiederum eine Platte erheblich aufwertet. Viele Rock und Metal Größen der letzten Jahrzehnte haben sich letztendlich durch erfolgreiche Balladen über Wasser gehalten oder sich ein neues Publikum erschlossen. Eine Rockband kann einer getragene Melodie einen anderen Ausdruck und andere Kraft verleihen, als andere Formationen. „Dreams Assassin“ ist so etwas wie die Perle der Platte, und dementsprechend in der Mitte gut aufgehoben. Durch die Streicher, cleane Strophen, fette Refrains und viele andere Facetten ist es aufwendiger konzipiert als andere Songs der CD. Trotzdem verwischt es den Gesamteindruck unserer Meinung nach nicht, sondern passt perfekt zum Rest.
Besitzen die Songs einen persönlichen Hintergrund oder habt ihr einfach drauf los geschrieben? „Escape From Nowhere“ lässt ja auf eine Art Identitätskrise schließen und „Addicted to Pain“ auf das nicht all zu gern angesprochene Thema des „Ritzens“ und Selbstverstümmelung allgemein.
Viele der Songs haben persönliche Hintergründe. Doch es sind nicht immer die Themen, sondern vielmehr die Perspektiven, aus denen sie betrachtet werden. Beim Schreiben musst du dich entscheiden, auf welche Seite du dich stellst. Bei einigen Texten sind das Thema und persönliches Erleben in der Perspektive verknüpft. Beispiele dafür wären „Escape from Nowhere“, „Dreams Assassin“, „Buried Alive“ oder „Hollow Words“, das die Enttäuschung über zerbrochene Freundschaften und missbrauchtes Vertrauen umschreibt. Andere wiederum betrachten einen bestimmten Zusammenhang von außen, beschreiben Szenen oder verdeutlichen Verhaltensweisen eines anderen. „Waiting Forever“ handelt von etwas Dunklem, das in jedem von uns lauert und alles beeinflusst, was wir tun. „Addicted to Pain“ lässt sich auch auf andere Lebensbereiche übertragen, in denen wir uns immer wieder „alte Wunden aufreißen“ um den Schmerz noch einmal zu erleben und um damit abzuschließen. Auch wenn es keiner zugibt – jeder hat diese wunden Punkte, mit denen es sich so schön leiden, und ohne die es sich so schlecht leben lässt.
Wer ist bei euch eigentlich für das Songschreiben verantwortlich und woher werden die Inspirationen für die Songs hergenommen?
Die meisten Ideen stammen von Niels, teilweise kommt er mit fertigen instrumentalen Demos an. Auch Marko hat an einigen der aktuellen Songs maßgeblich komponiert. Dann versuchen wir die Stücke umzusetzen, und in diesem Prozess werden Elemente eingefügt, verändert und Ideen für Vocals entstehen. Im Studio kommen weitere Ideen hinzu, sobald das grobe Gerüst fertig ist. Abschließend werden die Texte, Gesangslinien und Chöre auf das Gesamtbild zugeschnitten. Die Inspiration für einen neuen Song ist oftmals eine kleine Idee, die du teilweise monatelang mit dir rumschleppst, und irgendwann fallen dir passende Elemente ein, die zusammengefügt etwas Neues ergeben. Manchmal geht’s aber auch ganz schnell, und ein Song entsteht in einem Guss. Wenn man den Anfang hat, ist der schwierigste Teil erledigt.
Haben die beiden neusten Mitglieder der Band, Sebastian (Dr.) und Daniel Hinz (Git.), viel Innovatives mit eingebracht, ist hat sich die Aufnahme der Beiden nicht großartig ausgewirkt?
Am auffälligsten ist das Drumming, das Sebastian mit ins neue Line-up gebracht hat. Er trommelt vielseitiger als seine Vorgänger und vor allem live holt er das Maximum aus den Stücken heraus. Daniel hat neue musikalische Facetten mitgebracht. Die Streicher zu „Dreams Assassin“ hat er beigesteuert, ebenso die von ihm arrangierten und teilweise gesungenen Backing Vocals, die er auch live besser mit Marko abstimmen kann. Generell ist Ruhe eingekehrt, nachdem es viele Jahre immer auf und ab ging. Eine permanent unvollständige Band kann nun mal nicht kreativ arbeiten. Und da wir uns vorher schon lange kannten oder schon lange gemeinsam Musik gemacht haben, hat sich schnell eine Einheit gebildet. Live wirst du PREDATOR anmerken, dass wir alle voll hinter dem stehen, was wir da tun und versuchen, dem Ganzen so gut es geht einen persönlichen Beitrag beizusteuern.
Was kann man von euch Live erwarten?
Viel zu sehen und viel zu tun! Wir wollen keine Berieselung für zahlende Gäste bieten, sondern versuchen jeden mit einzubeziehen. Je mehr das Publikum uns anheizt, desto mehr davon bekommt das zurück. Ein paar Dinge müssen live anders umgesetzt werden als auf Platte, dennoch sind die Songs mindestens genauso kraftvoll und vollständig. Du wirst neben unserer kompletten Platte auch den einen oder anderen alten Song hören, von denen einige immer noch sehr gut zu uns passen. Darüber hinaus gibt’s Kultmaterial, als Sahnehäubchen auf dem Nachtisch. Der Rest hängt vom Rahmen und vom Publikum ab.
Wie war eigentlich euer erster Live-Auftritt? Seid ihr enttäuscht gewesen oder lief alles glatt?
Es lief wesentlich besser als erwartet. Wir hatten lange nicht gemeinsam auf einer Bühne gestanden. Darüber hinaus ist unser Basser Max zur Zeit noch in England, sodass ihn Marc Kipker von Xiron würdig vertreten hat. Alles war recht ungewohnt. Und trotzdem war die Motivation voll da, und die haben wir auf das Publikum übertragen können. Wir konnten leider nicht das ganze Set spielen, aber es hat ausgereicht, ne Menge neue Leute von uns zu überzeugen. Die Resonanzen waren echt klasse, selbst von Leuten, die bislang mit unserer Art von Musik nichts anzufangen wussten. Alle mitgebrachten CDs haben wir verkauft, noch am selben Abend einen großen Festivalauftritt und ne Radiosendung über uns angeboten bekommen und zugesagt – was will man mehr?!
Wo kann man euch demnächst Live sehen?
Fr., 09.07.04 Vlotho „EX“
Sa., 17.07.04 Bad Oeynhausen, Stadtfest Open Air
Sa., 24.07.04 Metal Bash Festival (Infos dazu unter www.remedyrecords.de)
Die Termine für August sind noch nicht offiziell, werden aber umgehend auf unserer Website zu lesen sein!
Nun noch ein bisschen Brainstorming:
Internet:
Medienplattform, Forum, Supermarkt, mehr Viren unterwegs als in mein Hund seine Kacke...
Musik:
Kunst, Überzeugung, Lebensgefühl, alte und neue Helden, Kommerz, leider ein (zu) teurer Spaß (CDs, Konzerte, Instrumente), alle gegen Bohlen!
Underground:
Schweiß, mieser Sound, billiges Bier
Klischees:
Manowar!
Webzines:
Danke für gute und interessante Resonanzen! Wir wussten gar nicht, wie verdammt viele es von euch gibt!
Ich bedanke mich für eure Mühe. Die letzten Worte gehören euch.
Gruß an alle und ein Dank für das Interesse an dem, woran wir hart gearbeitet haben! Besucht uns unter www.predatorband.com, verewigt euch im Gästebuch, haltet die Augen auf (wir sind unterwegs zu euch!) und KAUFT DIE PLATTE!!! Danke für das Interview!
Interview: Dominic Türk
Fotos: Predator
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