10.10.2007, Köln, E-Werk
Warum geht jemand wie ich eigentlich auf ein Konzert auf dem – Vorsicht es wird beleidigend –ormalerweise nur „Grupftschlampen“-Kiddies zu finden sind? Klar, Within Temptation sind live eine Spur härter und besser als auf Platte, aber der wichtigste Grund heißt Delain.
Die Gruppe um Ex-Within-Temptation-Keyboarder Martijn Westerholt durfte im Vorprogramm des großen Bruders spielen. Natürlich wurde von mir mit Spannung erwartet, wie man live alles so umsetzte, da die Scheibe doch durch ihre vielen Charaktere wirkt. (dt)
Los ging es mit „Silhouette of a Dancer“ und es wurde klar, dass die meisten Männer wohl im Grunde nur eins interessierte: Charlotte! Natürlich sieht die Frau gut aus, aber mir kam es dann doch eher auf die Gesangsleistung an. Es stellte sich jedoch direkt raus, dass sie etwas drucklos daherkam, was eventuell an ihrer Unsicherheit, die sich schon in ihrem Acting zeigte, lag, aber ansonsten versuchte sie ihr Bestes. Da half auch mal Gitarrist Ronald Landa aus, der stellenweise von der eine zur anderen Seite der Bühne huschte und durch seine Growls auf sich aufmerksam machte.
Als drittes gab es dann nach „No Compliance“ bereits den bis dato erfolgreichsten Song der Nierdeländer: „Frozen“. Der dann die ganze Combo zum Bangen animierte. Da haben wir schon wieder eine bangfreudige Band aus den Niederlanden.
Nach dem kleinen Bangintermezzo folgt dann etwas, was ich mir zwar erhoffte, doch nicht wirklich dran glaubte. Sharon betrat während „See Me In Shadow“ die Bühne, um ihren Gesangspart auf der CD nun auch live darzubieten. Sehr genial und das Highlight in der Setlist, zumal eine deutliche Harmonie zwischen den beiden Frontfrauen zu spüren war.
Als vorletztes gab es dann „The Gathering“. Im Grunde mein Favorit, aber dadurch, dass das Intro fehlte und auch Marco Hietala gesamt, wirkte der Song eher langweilig, zumal Roland Landa Marco nicht im Geringsten ersetzen konnte.
Zum Schluss gab es dann noch „Pristine“ und nach 30 Minuten stellt sich die Frage, wohin sich Delain entwickeln würde. Mehr Auftritte, vorallem vor größerem Publikum, würden Charlotte sicherlich nicht schaden, um noch sicherer zu werden. Ihre Unsicherheit überspielte sie großteils jedoch mit ihrem Charme, der es aber auch nicht schaffte den einen oder anderen Stolperer zu verdecken. Die Jungs konnte dies zum Glück nicht aus dem Takt bringen. Insgesamt ein verbesserungswürdiger, aber dennoch sehenswerter Auftritt, der durch eine gute Ligthshow und grandiosen Sound hervorstach. (dt)
Setlist Delain:
Silhouette of a Dancer
No Compliance
Frozen
See Me In Shadow
The Gathering
Pristine
Nun sollten die Helsinki Vampires The 69 Eyes folgen, obwohl ich mir zu Beginn nicht so sicher war, ob nicht Tokio Hotel folgen würden, da die von Dominic eingangs erwähnte Kiddie-Fraktion ein gewaltiges Gekreische veranstaltete, so dass ich mich im Fotograben fragte, ob das wohl in einem Tinnitus enden würde.
Von der Aufmachung und dem Zuspruch her hätte es sich auch um die Hauptband des Abends handeln können. Man hatte recht viel Platz auf der Bühne und kam natürlich in vollem Outfit auf die Bühne. Bei der Hitze in der Halle wurden ihre Lederoutfits sicherlich vor allem im Scheinwerferlicht zu einer persönlichen Sauna. Nur Drummer Jussi hatte es da wohl etwas kühler. Wenn man böse wäre könnte man behaupten, sein Undercut diene auch der Abkühlung.
Die Band lebt ja bekanntlich eben von viel Show drumherum und so ließ es sich Jussi auch wieder nicht nehmen, seine berühmten Einlagen abzuliefern. Davon kann man natürlich halten was man will... Ich finde jedenfalls nicht, dass es sonderlich originell oder cool ist, seine Drumsticks als Fallus-Symbol zu benutzen und dabei Wasser aus dem Mund zu spucken. Sänger Jyrki hingegen erinnerte mich an diesem Abend immer wieder ein wenig an Alice Cooper...
Die Finnen zogen mit dem Kracher „Devils“ direkt das Publikum auf ihre Seite und gaben von Anfang an Vollgas. Man bot eine gut gemischte Setlist und schaffte mit „Feel Berlin“ auch ein bisschen Gänsehaut – zumindest bei mir, ich liebe diese Lied. Für die Fans der früheren Stunde hatte man „Brandon Lee“ am Start.
Geschlossen wurde das kurze Set mit „Lost Boys“, bei dem man ein letztes mal Gas gab.
Ein souveräner Auftritt, eben im 69 Eyes-Stil, allerdings ohne viel Persönliches. Eine durchgeplante Show eben, die wohl in den anderen Städten nicht viel anders aussah...(nm)
Setlist The 69 Eyes:
Devils
Never Say Die
Dance D`amour
Ghost
Feel Berlin
Sister Of Charity
Brandon Lee
Perfect Skin
Lost Boys
Nun wurde es natürlich Zeit für die Headliner des Abends. Die Bühne wurde auf der kompletten Größe aufgenutzt und man hatte sich sehr viel Mühe mit den Details gegeben. So waren das Drum- und Keyboardpodest mit beleuchteten Ornamenten bestückt und ein riesiges Backdrop war natürlich auch mit dabei. Durch die nicht ganz kurze Umbaupause, die neue Atmosphäre und das weggefallene Geschrei, hatte man schon fast vergessen, wer noch kurz zuvor auf der Bühne gestanden hatte.
Ich kannte im Vorfeld eigentlich nur die aktuelle Scheibe und sonstige Songs, die man mal hier und da aufgeschnappt hatte - „Mother Earth“ und Co. - und hatte daher nicht erwartet, alle gespielten Songs zu kennen. Es stellte sich dann aber raus, dass ich wohl doch mehr in Myspace und Co aufgeschnappt hatte als ich dachte... Außerdem spielte man fast die gesamte neue Scheibe. Da genug Spielzeit vorhanden war, ist das wohl nur als positiv zu bewerten.
Los ging es mit „Our Solemn Hour“ direkt mit einem Song des neuen Albums und direkt in einer der höheren Stimmlagen. Natürlich stand auch hier die Frontfrau im Mittelpunkt und auch die Fotografen lichteten sie bevorzugt ab ;). Schade eigentlich, dass sie auf der Tour stets das gleiche Outfit zu tragen schien, ein bisschen Abwechslung hätte da vielleicht nicht geschadet. Sharon trug eine hellblaue Corsage, einen knielangen schwarzen Faltenrock und kniehohe Boots und war natürlich im Gegensatz zum Kurzauftritt vor einigen Stunden kaum wiederzuerkennen. Dennoch bevorzuge ich bei ihr Kleider, die bis zu den Füßen reichen...
Aber genug Klamottengefasel... Mit „The Howling“ folgte der Opener des Albums, um dann mit „Jillian“ ein Stück der drei Jahre alten „The Silent Force“ zu spielen. Auf diesem blieb man dann auch noch mit „Stand My Ground“ und „Forsaken“ für zwei weitere Songs. Sharon konnte das Publikum durch ihre charmanten Ansagen noch weiter in ihren Bann ziehen und gab auch mal das Wort an einen ihrere Saitenkünstler ab – zu „What Have You Done“, nachdem man mit „The Cross“ zuvor wieder aufs aktuelle Album zurückgekehrt war. Auch hier gab es mit „The Heart Of Everything“ noch einen dritten Song im Block. Bis auf „Mother Earth“ als Ausnahme, sprang man weiter zwischen den beiden besagten Alben hin und her.
Man muss wirklich sagen, dass die Niederländer live um einiges härter und geiler klingen als auf Platte. Sie bieten eine souveräne Show, die aber nicht komplett unpersönlich geraten ist und wohl nicht nur junge Fans in ihren Bann zieht. Nach 14 Songs gab es dann noch einmal fünf in Zugabe und da fragt man sich schon fast, wie Sharon es so lange durchhält, mit Corsage über die Bühne zu laufen und dabei dann auch noch perfekt zu singen. Definitiv eine angebrachte und ausgiebige Spielzeit... Was mich die ganze Zeit irritierte ist Sharons Rumgefuchtel mit Armen und Händen, was wohl zu ihrer Performance gehören soll ;). Allerdings frage ich mich auch immernoch, ob sie aus Gesangtechnischen Gründen die ganze Zeit ihre Hand an der Brust hatte, oder, ob sie damit Fallobst verhindern wollte...
Ein absolut gelungener, nicht zu unpersönlicher Gig, der mich absolut von den Live-Qualitäten der Band überzeugt hat und sogar Lust auf mehr macht, was die Alben angeht. (nm)
Setlist Within Temptation:
Our Solemn Hour
The Howling
Jillian (I`d Give My Heart)
Stand My Ground
Forsaken
The Cross
What Have You Done
The Heart Of Everything
Mother Earth
See Who I Am
Angels
Hand Of Sorrow
All I Need
The Truth Beneath
-----------------------------------
Encore
Deceiver Of Fools
Jane Doe
Restless
Ice Queen
Insgesamt ein sehr gelungener Abend, der gefühlsmäßig, zumindest bei mir, zwischen den Bands jeweils eine kleine Trennung enthielt, so dass jede ihre eigene Atmosphäre verbreitete und man sich nur auf diese Band konzentrierte.
Natürlich waren die Finnen auch ein Stilwechsel, vor allem wegen des nicht-weiblichen Gesangs und eher Rüpel-haften Image. Dennoch war es schön, die drei Bands gesehen zu haben und für mich ein gelungener Abend (nm)
Bericht: Nathalie Mohr (nm) & Dominic Türk (dt)
Fotos: Nathalie Mohr
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