ein Nachbericht
Am Samstag, dem 30. Juni, ging das Castle Rock in die achte Runde. Wieder versammelten sich Gothic-und Metalfans aus dem Ruhrgebiet auf dem Hof des Mülheimer Schloss Broich, um einen Tag lang abzurocken.
Insgesamt sieben Bands spielten auf, man kann das Billing schon fast international nennen, denn den weitesten Weg hatten wohl die Metallspürhunde, die extra aus der Schweiz anreisten.
Gegen 12.00 Uhr wurden die Tore geöffnet, und sofort die erste Reihe in Beschlag genommen. Dahinter war es weniger voll, vorerst noch.
Als erstes spielten die Pussybats aus Stuttgart, die an diesem Tag ihr einjähriges Bühnenjubiläum feierten. Sie brachten uns Goth`n Roll, den Sänger Sid mit seiner tiefen Stimme krönte. Leider waren noch zu wenige Gäste da, denn das hätte ruhig mehr erreichen können. Rockige und schnelle Stücke regten zum Tanzen an, und so blieben einige Füße nicht mehr ruhig stehen. Besonders aufgefallen ist Bassist Marple 8, der besonders geschminkt und mit auftoupierten Haaren spielte und sichtlich Spaß am Headbangen hatte. Doch zum Leidwesen der Besucher in der ersten Reihe spuckte er dauernd mit Wasser und warf Flaschen und Becher ins Publikum. Auch mögen so einige das in die Menge gespuckte Kunstblut schlecht wieder aus ihren Sachen heraus gebekommen haben. Aber immerhin war es eine Show, die man nicht so schnell vergisst. Gegen das Vergessen wurden dann auch Flyer ins Publikum geworfen, gefolgt von Buttons. Meine Freundin und ich konnten Gummifledermäuse mit Buttons daran ergattern, welche dann unser Outfit zierten.
Als nächstes waren die Metallspürhunde an der Reihe. Hier ging es schon deutlich härter und um einiges elektronischer zu. Gleich zu Anfang musste noch mal neu begonnen werden, da sich die Technik verabschiedete. Sänger Michel kommentierte das nur mit „Hätten wir mal richtige Instrumente gelernt.“ Er hatte ständig einen irren Blick drauf oder schnitt Grimassen. Der irre Blick klappte mit seinen Kontaktlinsen besonders gut, ein Auge war rot, das andere von Zebrastreifen bedeckt. Er konnte richtig gut mit dem Publikum umgehen und fand immer wieder einen Weg es zum Mitmachen zu animieren. Er ging öfter ins Publikum und sang seine Songs von der anderen Seite der Absperrung, und tanze mit den Fans. Später verteilte er die bandeigene Währung: 10.000 Dollar-Hell Bank Notes, von der eine in meinem Ausschnitt landete. :wink:
Dann betrat ein Butler die Bühne und fing an, Instrumente und Stühle abzustauben, richtig: Coppelius waren nun dran. Mit jeder Menge Make-Up auf tot und wieder aufgestanden getrimmt begeisterten sie an ihren Instrumenten, die sie wie virtuos spielten. Zum Glück verzogen sich diese während des Regenschauers nicht, zumindest war nichts Schiefes zu hören. Die Show ließ keine Langeweile aufkommen: ständig wirbelte der Butler auf der Bühne herum, setzte herab gefallene Zylinder wieder auf, räumte herum oder klatschte als erster bei Soli Beifall. Davon abgesehen gab`s jede Menge Bewegung auch vor der Bühne. Die Musik begeisterte durch Geschwindigkeit, war überhaupt ein ruhiges Stück dabei? Ich glaube nicht.
Nach Coppelius standen Gothminister auf dem Programm. Im ersten Moment erinnerte mich ihr Erscheinungsbild an KISS, die Gesichter waren komplett schwarz-weiß geschminkt und besonders der blonde Gitarrist erinnerte mehr an einen Zombie als an einen Lebenden. Auch war die Besetzung geschrumpft, statt sechs Mitglieder standen nur vier auf der Bühne, so habe ich z.B. Dementia vermisst. Leider war der Sound schlecht abgemischt, die wunderbar tiefe Stimme des Sängers Björn ging leider unter den Gitarren unter. Und neben der Bühne, hinter den schwarzen Vorhängen konnte ich einen „Ghostgitarristen“ erkennen. Doch das Publikum ließ sich seine Laune dadurch nicht schmälern.
Nun folgten Leaves` Eyes. Lange, lange Haare können so schön fliegen, und so blieb Alexander nicht der einzige beim Headbangen. Liv Kristine bezauberte in einem schönen langen roten Satinkleid – wie immer mit Korsett – und natürlich ihrer Stimme. Sie feuerten das Publikum an und motivierten es dauernd zum Mitklatschen, Springen, Tanzen, Mitsingen und natürlich Headbangen.
Jetzt begannen Letzte Instanz ihren Auftritt. Es passierten ein paar Pannen, aber zum Amüsement des Publikums. So fiel zum Beispiel zu Beginn Hollys Mikrofon aus. Er half sich dann, indem er bei den anderen mit ins Mikro sang oder es klaute. Nach einigen Songs bekam er dann endlich ein funktionierendes, welches er dann erstmal wegschmiss. Dann verpatzte er seinen Einsatz, sang einfach ins Intro. Nach diesen ganzen Fauxpas konnte es weitergehen. Ein Höhepunkt war die eingebaute Karaoke-Show während ihres Songs „Rapunzel“. Auf einmal veränderten sich die Töne in eine andere, aber auch bekannte Melodie und das Publikum war mit hochgehaltenen Textschildern angehalten, mitzusingen. Und so kam es, dass „I was made for loving you“ aus dem Schloss Broich schallte. Nach dem Refrain ging es mit dem vorherigen Song weiter. Die Stimmung war gut, nicht zuletzt aufgrund der vielen Laolawellen, die von der Bühne aus gestartet wurden. Zum Schluss trumpften Letzte Instanz noch einmal mit ein paar Pyroeffekten auf. Holly stand zu nah dran, und so verbrannte er sich den Hintern, sprang auf einmal wie von der Tarantel gestochen weg.
Und jetzt zu den Headlinern des Abends: Tanzwut. Einige von ihnen sahen mit ihrem Outfit und Make-Up aus wie aus „A Nightmare before Christmas“ entflohen. Ihre Show begann mit Toccata und Fuge dMoll, vor allem bekannt aus "Das Phantom der Oper". Mit viel Gebläse, Saiten und Tasten ging es dann lautstark weiter und sie ließen die Besucher noch mal richtig in „Tanzwut“ geraten. Sie waren eindeutig härter als ihre Vorgänger und brachten so auch „Sklave“, eigentlich bekannt von den Ärzten, in ihrer eigenen Version. Eigentlich sollten sie um 22.00 Uhr die Bühne verlassen, aber sie überzogen um mehr als eine halbe Stunde und so endete das Castle Rock IV lautstark erst um 22:30.
Wer dann noch wollte, konnte auf der Aftershowparty im Hotel Handelshof Fotos und Autogrammen mit seinen Lieblingsmusikern hinterher jagen oder zur Musik der auflegenden DJ`s tanzen. Diese Party war dann leider nicht mehr so gut besucht, das Festival hatte wohl schon seinen Tribut gefordert.
Bericht und Fotos: Simone Grigar
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