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Fjoergyn - Ernte im Herbst [Viking Metal / 2005]Die Band FJOERGYN war ursprünglich ein Soloprojekt des Thüringers Stephan L. geplant, erweiterte sich aber aufgrund der guten Zusammenarbeit durch Andreas T. zu einem Duo. Recht unschuldig kommen sie mit dem Albumcover ihres Debüts daher. Es zeigt lediglich einen Schmetterling auf weißem Grund. Damit und mit dem recht unscheinbar wirkenden Titel "Ernte im Herbst" führen sie den Betrachter auf eine komplett falsche Fährte.
Zunächst könnte man denken, dass man eine von diesen Wellness-/Entspannungs-CDs im Player liegen hat. Denn "Monolog der Natur" kommt mit Naturgeräuschen und sanften Klängen daher. Pauken, Posaunen und geschickt eingesetzte Glockenspielklänge lassen den Opener aber zu einer kraftvollen Hymne heranwachsen, die den Hörer fast schon zum Kopfnicken verleitet.
Bereits hier merkt man den Einfluss von Stephans Vorbild Vratyas Vakyas von Falkenbach, zu denen man hier doch die ein oder andere Parallele ziehen kann.
In den Songs herrscht insgesamt ein reger Wechsel zwischen harmonischen, melodischen Parts und aggressiveren Teilen.
Das Duo wurde von vielen verschiedenen Einflüssen geleitet. Sie wollten sowohl klassischen, als auch herorischen Charakter erzeugen, der sich durch seinen metallischen Einfluss auszeichnet. Neben der Orientierung an Machwerken von Falkenbach wurde Stephan auch stark von Wagner beeinflusst, was sich vor allem im Pauken- und Posaueneinsatz zeigt. Erstaunlich ist, dass die Songs zunächst nur als Gerüste aus Geigen und Klavier, die eher einem Soundtrack gleichten, entstand.
Spätestens mit dem Einsetzen des nächsten Songs "Vom Tod der Träume" wendet sich das zuvor aufgebaute Bild der Idylle zum Gegenteil. Hier kommen zu den klassischen Elementen aus Klavier und Geige, E-Gitarren und Growlparts, aber auch klare Gesangspassagen. Der Song handelt von der Zwischenwelt Traum, in der wir uns nachts befinden würden. Es geht um einen normalen Traum, der sich plötzlich in die Hölle auf Erden verwandelt und den Träumenden nicht mehr freilässt.
"Der Tag der Wölfe" beschreibt, dass die Wölfe androhen, sich eines Tages an den Menschen für die Zerstörung der Natur rächen. Der Song beginnt harmonisch, geht dann in etwas gegenläufige Elemente über und "eskaliert" in schnellen Riffs mit Growlparts, um später wieder harmonisch zu werden.
Im letzten Stück "Requiem" geht es um einen Komponisten, der sein eigenes Requiem schreibt und sich dabei dabei die Pulsadern aufschneidet. Das alleine klingt schon recht makaber, doch die noch folgende Erklärung klingt irgendwie ein bisschen... sagen wir seltsam: Das Lied soll den Triumph über sein eigenes Leben darstellen, denn nachdem er zunächst zweifelte und sich nicht traute den Schnitt anzusetzen, verdeutlicht die im Hintergrund laufende "Ode an die Freude", besser bekannt als "Freude schöner Götterfunken" seinen "Triumph".
Die Texte sind insgesamt sehr verschlüsselt und bedürfen wohl einer guten Interpretationsgabe. Sie handeln alle indirekt vom Tod, ohne ihn beim Namen zu nennen.
Bei Betrachtungen der Erklärungen wird klar, dass der Titel der CD anders gemeint sein muss. Der Name Fjoergyn ist der nordischen Mythologie entliehen und der Herbst beschreibt hier die Zeit vor dem Sterben. Die Ernte soll symbolisieren, dass die Natur sich am Menschen rächt und sich diesem "Parasiten" entledigt, indem sie ihn tötet. In diesem Licht betrachtet ist das Albumcover der reinste Zynismus.
Insgesamt wollen Fjoergyn die Existenzberechtigung des Menschen, vor allem im Zusammenhang mit der Natur in Frage stellen. Das Album bietet eine starke Mischung aus klassischen und metallischen Elementen, ohne dabei "billig" zu wirken. Die Songs haben durchweg einen herorischen Charakter und wirken, zumindest auf mich, in gewisser Weise beeindruckend. Es ist eine gute Abwechslung geboten und man kann sich die Stücke auch ohne den textlichen Hintergrund gut anhören.
Ein bisschen komisch wirkt die Intention der Künstler schon und irgendwie erinnert es mich an das typische Vorurteil der depressiven, sich selbst verstümmelnden oder gar Suizid begehenden Gothics, aber jedem das seine. Ohne die Interpretationen der Pressebeigabe wäre ich wohl nie auf diese Erklärungen gekommen. Offensichtlich will man die Hörer hier aufs Glatteis führen.
Wer klassiche Musik und Metal mag der bekommt hier eine astreine Mixtur geboten und wird sicher seine wahre Freude daran haben.
Tracklist:
01. Monolog der Natur
02. Vom Tod der Träume
03. Fjoergyn
04. Der Tag der Wölfe
05. Des Winters Schmach
06. Wenn Stürme ruhen
07. Abendwache
08. Veritas Dolet
09. Ernte im Herbst
10. Requiem
Hinzugefügt am: 25. April 2005 Autor: Nathalie Mohr Link: Homepage Hits: 4158 Sprache: german Punkte: (10/10) Legende: 1 Müll
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