Seit über 20 Jahren tummeln sich James LaBrie, John Petrucci, Mike Portnoy, John Myung und Jordan Rudess, besser bekannt als Dream Theater, auf dem Spielplatz des Progressive Metals und gehören nicht zu unrecht zu den Begründern dieses Genres.
Nach dem eher mageren, wenn nicht für Dream Theater-Verhältnisse schlechten, „Octavarium“ und der genialen DVD „Score“ stellt sich nun die Frage, wie das neue Werk „Systematic Chaos“ wohl wird. Ich jedenfalls hoffe auf einen Schritt in die richtige Richtung.
Schon mit dem Opener „In the Presence of Enemies Pt I.“ machen die Jungs im Vergleich zum Vorgänger wieder Boden gut. Man stellt mit Erstaunen fest, dass die Gitarre bei Dream Theater doch noch ordentlich rocken kann, was man auf „Octavarium“ schmerzlich vermisste. Ein weiterer Pluspunkt ist die Tatsache, dass James Stimme endlich wieder zu 100% in den Sound passt und diesmal auch auf dem ganzen Album und nich nur in zwei bis drei Stücken. Des weiteren fällt der warme, gut balancierte Gitarrensound auf und der gelungene Konsenz aus Gefrickel und Ruhepausen. „In the Presence of Enemies Pt. I“ ist also ein richtig guter Eisnteiger für dieses Album, auch wenn man sich an drei Minuten instrumentales Geplänkel etwas gewöhnen muss, aber der Spannungsbogen ist dennoch da und zieht sich durch den ganzen Song.
Erstaunlich ist ebenfalls, dass auch in den Folgenden Songs die Metalkeule ordentlich geschwungen wird und das Riff im Mittelpunkt steht. So rockt „Forsaken“ ordentlich die Bude und Jordans Keyboards fügen sich geschmeidig in den Sound ein und erweisen sich als unheimliche Bereicherung. Bei „Constant Motion“ bekomme wir dann etwas zu hören, dass es so bei Dream Theater noch nicht gab: James LaBrie fängt an zu Shouten und das gar nicht mal übel. Und wer sich jetzt fragt, ob das passt, der kann beruhig sein, denn es kommt ziemlich genial rüber. Auch bei "The Dark Eternal Night“ bekommt man in einigen Passagen Shouts zu hören. Dieser Song ist neben dem Opener mit der genialste Song auf dem Album, da dieser mit neun Minuten nicht all zu lang ist, alles beinhaltet, wofür man Dream Theater liebt, ordenltich Metalriffing an den Start legt, einen James LaBrie in Höchstform, Jordan Rudess mit eleganten Keyboardsoli und auch Herr Petrucci liefert famose Soli ab. Mike Portnoy und John Myung sind sowieso spitze. Zudem kommt, dass sich rockige und ruhige Parts in der Waage halten, wodurch die Spannung immer hochgehalten wird.
Erst mit „Repenteance“ kehrt Ruhe ein und man hat Zeit das Gehörte erst einmal zu verdauen. Genaue Zuhörer werden das Thema aus „This Dying Soul“ vom „Train of Thought“-Album, das auch in „The Root of All Evil“ auf „Octavarium“ Verwendung fand, wiedererkennen. Dies liegt daran, dass es der nächste Song von Mike Portnoys „Selbstheilung“ ist, denn seit „Six Degrees of Inner Trubulance“ gibt es ein Song auf dem Album, dass von den Anonymen Alkoholikern beeinflusst wurde. Atmosphärisch ein sehr genialer Song, auch wenn ich dieses Thema nicht mehr hören kann, denn einmal verwenden sollte doch reichen.
Bevor die Jungs zum dreißigminütigen Endspurt ansetzen, gibt es mit „Prophets of War“ den wohl schlechtesten Song auf „Systematic Chaos“ zu hören. Schlecht ist er zwar nicht, aber im Vergleich zum Rest steht der Song etwas hinten an, auch wenn die psychedelischen Elemente und auch sonst die Struktur durchaus überzeugen können, obwohl etwas der rote Faden zu fehlen scheint.
Zum Schluss holt man mit „The Ministry of Lost Souls“ und „In the Presence of Enemies Pt. II“ nochmal alles raus. Bombastische Passagen, extrem tighte Instrumentalparts, epische, ja fast opulente Arrangements und dramatirugische Höchstleistungen.
So, für mich hat es „Octavarium“ nie gegeben. Ich vergesse mit „Systematic Chaos“ diese Schandtat von „Octavarium“. „Systematic Chaos“ ist ein Knaller geworden, auch wenn wieder deutlich Muse-, Tool- und vorallem Pink Flyod-Anleihen herauszuhören sind. Auch ein wenig Rush ist diesmal mit dabei. Dies lässt sich aber nicht verhindern, denn das sind alles Bands, die Dream Theater zu schätzen wissen, da darf man mal etwas abgucken. Wer Dream Theater auf dem letzten Album gesucht hat, hat sie hier endlich gefunden. Das Riff ist zurück und auch der Gesang James LaBries passt endlich wieder. Man darf sich nun auf die Tour freuen, auf der man sicherlich Material dieser außergewöhnlich guten Scheibe präsentieren wird. Ich hatte eigentlich nach „Octavarium“ die Hoffnung aufgegeben, aber ich wurde eines Besseren belehrt.
Tracklist:
1. In the Presence of Enemies Pt. I
2. Forsaken
3. Constant Motion
4. The Dark Eternal Night
5. Repentance
6. Prophets of War
7. The Ministry of Lost Souls
8. In the Presence of Enemies Pt. II