Das Album der Krefelder erschien im Jahr 1992 und bescherte der Band nicht nur den entgültigen internationalen Durchbruch, sondern auch ihre Bandhymne, nämlich den "Bard's Song", den die Fans zu eben dieser machten und den wohl so ziemlich jeder "wahre" Fan im Schlaf beherrscht, wie zahlreiche Liveaufnahmen zeigen.
Den Anfang bildet der Titel "Time What Is Time", welcher zunächst mit langsamen akkustischen Gitarrenklängen sehr ruhig und bricht dann mit E-Gitarren und hämmernden Drums los. Dieser Song weist eine Mischung aus ruhigen, sanften und schnellen, kräftigen Elementen auf, die sich im Verlauf des Albums immer wieder abwechseln werden. Diese Wirkung wird durch die Vielfältigkeit von Hansi Kürschs Stimme unterstützt. So singt er in melodiösen, ruhigeren Teilen meist sehr klar und hoch, in kräftigen, schnelleren eher rauh und mit viel Energie. Nun folgt mit "Journey Through The Dark" einer der schnellen, härteren Songs, was durch treibende, dominante Drums und Gitarrenriffs erreicht wird. Hiermit findet auch der melodische Speed-Metal wieder einen Platz im abwechslungsreichen Sound von Blind Guardian.
Im Anschluss daran folgt mit "Black Chamber" ein ruhiges, kurzes Stück, welches nur aus Klavier und Gesang besteht. Hier zeigt sich Variablilität von Hansis Stimme, indem er abwechselnd klar und kräftig sing. Obwohl das Stück nur eine Minute lang ist enthält es somit sehr viel Emotion und Ausdrucksstärke. Fanfaren am Anfang des nächsten Titels leiten eine weitere Variante ein, denn nun folgt die Hymne "Theatre Of Pain". Abgelöst werden die Fanfaren nach und nach durch den "klassischen" Sound von E-Gitarren und Drums. Durch hohen Gesang, Chöre und hohe, schleppende Gitarrenriffs wirkt das Stück kraftvoll, aber nicht aggressiv und enthält so den neben den Speed-Metal-Elementen "typischen" Blind Guardian Sound. Als Bonus-Track wurde dieses Stück in einer klassischen Version aufgenommen, in welcher Orchesterparts eingefügt wurden, wodurch der Hymnencharakter weiter unterstützt wird.
Dieser Hymnencharakter findet sich im Refrain des folgenden Stückes wieder, der im Chor und sehr melodisch gesungen hervortritt und im Vordergrund vor den Instrumenten steht. Das besagte Stück "The Quest For Tanelorn" begínnt neben akustischen Gitarrenklängen, die an den Opener des Albums erinnern, mit einem Rauschen im Hintergrund. Der Sound bleibt jedoch ruhig und geht nur langsam während des ersten Gesangparts in den gewohnten Sound über und wird zunehmend schneller. Die Variationen im Anfang der Stücke setzen sich in "Ashes To Ashes" fort, welches mit einem Klopfen, "gespenstischen" Stimmen und einem typischen Horrorfilm-Jingle beginnt. Diese Einleitung in das Thema, welches ich im Groben mit Tod betiteln würde, da dies auch aus dem Titel hervorgeht, wird von schnellen Drums und Gitarrenriffs abgelöst. Dieses Stück ist wieder etwas schneller und aggressiver, was unter anderem durch den etwas disharmonischen Chor im Refrain deutlich wird und weist viele Varianten in den Riffs auf.
Kommen wir nun zum legendären erste Teil des "Bard's Songs", mit dem Untertitel "In The Forest". Eben diese Bandhymne bildet wieder einen Gegensatz zum vorherigen Stück und basiert ausschließlich auf akustischen Gitarren und klarem, harmonischem Gesang. Jedoch hat diese Kombination eine nahezu magische Wirkung auf viele Fans, was den Song wohl letztendlich zur Hymne der Band machte. Textlich zeigen sich Fantasyelemte, wie die Erwähnung von Elfen und Zwergen, die schon immer ein Teil von Blind Guardians Stil waren und sich in den Plattencovern wiederfanden. Diese Richtung zeigt sich später vor allem in dem Themenalbum "Nightfall in Middleearth", in dem sie sich wie bereits in "Lord of the Rings" (Tales from the Twilight World) von J.R.R. Tolkiens Werken inspirieren ließen. Direkt im Anschluss daran folgt der zweite Teil mit dem Untertitel "The Hobbit", der direkt anschließt und mit E-Gitarren beginnt und wieder den üblichen Sound aufweist. Dadurch und durch die wieder kräftige, leicht heiser wirkende Stimme wird abermals ein Gegensatz aufgebaut.
Nun folgt wieder ein weiterer kurzer "Zwischeneinschub" mit "The Piper's Calling", welches nicht nur ein rein instrumentales Stück ist, sonder lediglich aus dem Sound von Dudelsäcken besteht. Die Basis wird durch das typische "Brummen" des Dudelsackes gebildet, ein Dudelsack übernimmt die Melodiestimme, welche sich wiederholt und kaum ändert. Hier zeigt sich wieder die Tendenz der Band zu mittelalterlichen Elementen, die meiner Meinung nach nicht fehlen darf, obwohl einige dieses Stück vielleicht für sinnfrei halten mögen. Erst an zehnter Stelle steht der Titelsong "Somewhere Far Beyond". Der Titel geht teilweise wieder in Richtung Speed-Metal, enthält aber auch schleppende Passagen. Zudem verändert sich im Verlauf des Stückes die Melodie sehr oft und wird nicht so oft wiederholt.
Zum Schluss folgen for dem Bonus-Track noch zwei sehr gegensätzliche Coversongs. Mit "Spread your Wings", einem Queen-Cover, folgt wieder eine Hymne. Der Song beginnt mit Klavier, akkustischer Gitarre und Gesang, der aber hier sofort kräftig ist. Im Verlauf wechseln sich akkustische und elektrische Gitarre ab und der Refrain wird, wie bei "The Quest For Tanelorn" im Chor gesungen. Dieser Song strahlt wieder viel Emotion und eine Art Magie aus. Mit "Tribal By Fire", dessen Orginal von Satan stammt, liefern Blind Guardian noch einen weiteren schnellen Titel. Hier findet man wieder hämmernde Drums und treibende Gitarrenriffs, wobei der Gesang, teilweise im Chor, eher "hineingerufen" als gesungen klingt.
Insgesamt ergibt sich eine gute Mischung aus ruhigen und schnellen Songs, sowie unterschiedlichen Instrumenten und Spielweisen, die durch Hansis anpassungsfähigen Gesang bestärkt werden. Ein kleines bisschen unkreativ wirkt allerdings die häufige Verwendung von Fade Outs und einfachen Ausklängen, was aber durch die kreativen Einleitungen der Songs wieder wett gemacht wird. Im Großen und Ganzen ist es ein gitarrenbetontes, aber abwechslungsreiches Album, welches auch die Tendenzen zu Fantasyelementen enthält. Es ist eigentlich für jeden und jede Stimmung etwas dabei - eine Ballade, Hymnen, "normale" und schnelle Sücke. Aufgrund der guten Mischung und dem letzlichen Durchbruch wird es von vielen auch heute noch als stärkstes Blind Guardian überhaupt angesehen.
Tracklist:
01. Time What is Time
02. Journey Through the Dark
03. Black Chamber
04. Theatre of Pain
05. The Quest for Tanelorn
06. Ashes to Ashes
07. The Bard's Song: In the Forest
08. The Bard's Song: The Hobbit
09. The Piper's Calling
10. Somewhere Far Beyond
11. Spread Your Wings
12. Trial By Fire