Zwanzig werden die finnischen Waltari in diesem Jahr, da bleibt ein Seitenblick auf das eigene Geburtsjahr nicht aus... Kaum zu fassen, wie man dennoch so frisch klingen und aussehen kann. "Blood Sample" lautet der Titel des neuen Silberlings, auf dem sich Waltari auf eine musikalische Reise durch Europa begeben.
Los geht es mit einem Song über die finnische Hauptsadt und Gründungsort Waltaris: Hel(l)sinki. Mit den unterschiedlichen Elementen vereint man sowohl eine Liebes- als auch eine Hass-Erklärung an diese Stadt. So ist der finnisch gesungene Teil der negative, der auf englisch in einem anderen Stil und in einer Art Frage-Antwort-Spiel mit positiven Fakten beantwortet wird. Inhaltlich geht es im finnischen Teil, soweit ich durch Nachschlagen herausfinden konnte, um kalten Wind, peitschenden Regen, sowie Einsamkeit und dem Fakt, keine Freunde zu haben. All dies wird aber im englischen Teil mit positiven Aspekten erwiedert. Da dieser überwiegt scheint das Positive also doch zu überwiegen. Warum die Jungs das Negative nicht-finnisch-verstehenden Leuten verschweigen wollten weiß ich nicht. Wie auch immer, Pech gehabt, hat nicht geklappt :P.
Schon hier werden die unterschiedlichen Elemente deutlich: tiefer Gothic-artiger Gesang, hoher fast quietschender Gesang, Sprechgesang und Screams werden mal eben so in einem einzigen Song untergebracht. Ebenso verhält es sich mit dem instrumentalen Teil: Man nehme alle möglichen Stilelemente vom Rock über Techno bis hin zu Nu Metal usw., stecke sie in den Mixer, schüttelt anschließend nochmal kräftig durch und streue hier und da noch etwas drüber und schon hat man den "typischen" Waltari-Sound.
Trotzdem schaffen es die liebenswerten Finnen, es so zu verpacken, dass es zusammenpasst und auch noch verdammt gut klingt. Zugegeben, einen Hördurchgang zum Gewöhnen sollte man dem Scheibchen schon gönnen.
Da das Album 78 Minuten Spielzeit umfasst und ohnehin ein liebenswertes Durcheinander ist, möchte ich im weiteren Verlauf nur ein paar Highlights herausheben, da alles andere auch den Rahmen dieses Reviews entgültig sprengen würde.
Am Ende von "Not Enough" ertönt eine verzerrte Stimme, welche sagt: "... my soul is tormented", ich als Kreator-Fan (Sami spielt dort ebenfalls Gitarre) muss da natürlich sofort an selbige denken, was aber wohl eher Zufall und nicht geplant war. Schade eigentlich ;).
Zu Beginn von "Never" ertönt die danach folgende Melodie als monophoner Handyklingelton, was mit doch ein Schmunzeln auf die Lippen zauberte - die Finnen und ihre känntykät (Handys) eben...
"Aching Eyes" veranschaulicht sehr schön den Termindruck mancher Menschen. Es beginnt mit einem klingelnden Wecker und ist insgesamt sehr treibend, was die Instrumente etc. angeht. Zudem sind Alltagsgeräusche, wie das Geräusch eines Nadeldruckers oder einer Kasse (bin mir da nicht so sicher) eingemischt. Im Hintergrund zählt eine Stimme erbahrmungslos alle Termine des dichtgedrängten Scheudles auf.
"Extreminator Warheads" wird durch das Quietschen einer Gabel auf einem Teller (wie mich Sami genauer über die Entstehung des Geräuschs aufklärte) eröffnet, was wohl auch ein bisschen mit der Bemerkung auf der CD, diese beinhalte hörschädigende Frequenzen, gemeint ist. Insgesamt ist der Songs recht aggressiv und eher als "Geknüppel" abzustempeln.
Mit "Julia" nimmt das zweigeteilte Album dann einen eher ruhigen Ausklang.
An dieser Stelle möchte ich noch folgendes losweden:
Ich war wirklich leicht geschockt, zu hören, dass die Band wegen der Länge des Albums Probleme hatte und es durchboxen musste. Hier wird Value for Money geboten und die Fans bekommen viel neues an Material. Zudem strotzt das Album nur so vor Abwechslung, wodurch es auch nicht langweilig wird.
Daher kann ich nur zu einem Schluss kommen: Dieses Scheibchen ist jeden verdammten Cent wert! Lasst euch von den verrückten Finnen ordentlich durchschütteln, ab geht's!
Tracklist:
PART 1
01. Helsinki
02. Not Enough
03. Too Much Emptiness
04. Never
05. New York
06. I'm In Pain
07. All Roads Will Lead To Rome
08. Digging Inside
PART 2
09. Fly Into The Light
10. Shades To Grace
11. Aching Eyes
12. Back To The Audio
13. Pigeons
14. Exterminator Warheads
15. Darling Boy
16. Wide Awake
17. Julia