Agrypnie, Melkor und nun auch Dinner auf Uranos, drei Bands, die alle etwas gemeinsam haben... Alle drei sind Projekte mit verbliebenen Musikern der deutschen Avantgarde Black Metal Band Nocte Obducta.
Seit 2007 ist das Album "50 Sommer - 50 Winter" angekündigt, das Releasedatum hat sich aber immer weiter verzögert, so dass die Fans der Band 2010 endlich nach einer langen Durststrecke den neuen Klängen lauschen können.
Viele werden wohl Agrypnie, das neue Projekt von NO-Sänger Thorsten schon kennen, mit welchem er modernen, klinisch sterilen Black Metal der Extraklasse fabriziert. Dinner auf Uranos gehen in eine andere Richtung. Atmosphärischer Post-Rock mit vielen progressiven Elementen offenbart sich dem geneigten Hörer. Wer Nocte Obducta's "Sequenzen einer Wanderung" kennt, der kann sich in etwa vorstellen was einem erwartet.
Meist bewegt man sich im Midtempo vorwärts und der Schwerpunkt liegt klar auf der Gitarrenarbeit. Der Sound kommt absolut klar und stimmig und allein durch die Abmischung wird schon zu der düster-melancholischen Stimmung beigetragen. Die Gitarren klingen absolut nicht schmutzig, aber doch etwas distanziert und fremd, was etwas beklemmend, aber gleichzeitig wunderschön und intensiv wirkt. Darüber schwebt die meiste Zeit ein Hauch von Shynthieklängen, die die Atmosphäre tatkräftig unterstützen.
Gesang gibt es nicht allzuviel, aber im Vergleich zu "Sequenzen einer Wanderung" doch deutlich mehr. Dieser wechselt von einfachem Sprechen bis hin zu ruhigem, melancholischem Gesang, der sehr beruhigend wirkt und einfach unter die Haut geht.
Das Gesamtwerk teilt sich in zwei Kapitel aus je drei Liedern, Sommer und Winter. Sommer ist ruhig, verspielt und progressiv, während Winter noch genauso verspielt und progressiv ist, aber wesentlich mehr Härte aufweist.
Im Zentrum der CD steht eindeutig das 22 minütige "Töte das Jahr für mich", welcher sämtliche Facetten der Musik in sich vereint und trotz der immensen Laufzeit wie im Flug vergeht.
Etwas unkonventionell, aber dennoch irgendwie passend ist "Texas della morte", ein Lied mit gepfiffener Melodie und vielen Referenzen auf Filmmusik. Sehr gelungen.
"Frost II" schließt das Album ab und entwickelt sich aus einem Anfangs ruhigen Lied zu einem fulminanten Finale mit elektronischen Beats, was vollkommen unerwartet kommt.
Dinner auf Uranos scheinen sich mit der Musik auf "50 Sommer - 50 Winter" für die lange Wartezeit zu rechtfertigen und auch entschuldigen zu wollen. Gut Ding braucht ja bekanntlich Weile, was hier bewiesen wurde. Technisch anspruchsvolle Musik zum Träumen und Abschalten wird hier geboten. Wer da nicht zugreift, dem kann man nicht mehr helfen!
Tracklist:
SOMMER
01. 6786
02. Zwischen dem Salz und dem Montepellier
03. Texas della Morte
WINTER
04. Frost I
05. Töte das Jahr für mich
06. Frost II