Van Canto veröffentlichen ihr drittes Album "Tribe of Force" und werden mal wieder die Metalgemeinschaft in Grundsatzdiskussionen stürzen. Ist A Capella Metal, wie man sich betitelt, nun richtiger Metal oder fehlen vielleicht doch Gitarren und Bass? Diese Grundsatzfrage wird hier sicher unbeantwortet bleiben, doch ob die Songs auf "Tribe of Force" zumindest hörenswert sind, soll nun geklärt werden.
Mit ganzen 13 Songs warten Van Canto auf und es befinden sich neben Eigenkreationen auch wieder diverse Coversongs auf dem neusten Scheibchen. Und als wär das nicht genug, hat sich Charlie Bauernfeind (Blind Guardian) der Produktion angenommen. Natürlich können trotz guter Stimmen Van Canto nicht ganz mit herkömmlichen Produktionen mithalten und bei "Dabidadamdam" als gesungene Basslinie erstrahlt immer mal wieder ein Schmunzeln auf meinem Gesicht. Im Opener "Lost Forever" schaffen sie es immerhin stimmlich fast eine Gitarre zu imitieren. Ansonsten strotzen die Songs vor Power Metal Charme und die Gesangslinien sind durchaus nicht schlecht. Mit "To Sing A Metal Song" geben Van Canto auch ihr ganz eigenes Statement zum Thema Metalsongs und Songwriting ab.
Besonders abgefahren erklingt das Metallica Cover "Master Of Puppets", welches jedoch interessanterweise extrem gut als A Capella Version funktioniert. Hier versprühen alle Stimmen sehr viel Energie und Fans der Band werden dieses Cover bestimmt vergöttern.
Als zweites Cover Highlight wurde Grave Diggers "Rebellion" erwählt, das mit Hilfe von Chris Boltendahl intoniert wurde. Auch hier wieder eine interessante Version, die aber vor allem durch ihre Authenzität überzeugt. Insgesamt bieten Van Canto guten Power Metal, der mit Instrumentierung wahrscheinlich ein wenig altbacken wäre, aber durch die A Capella Methode – vorausgesetzt man lässt sich darauf ein – entwickelt sich durchaus eine charmante Atmosphäre, die mal Bewunderung für die Leistung, dann aber auch mal wieder ein Lachen aufgrund der Umsetzung erzeugt. Mein persönlicher Favorit neben dem "Master Of Puppets" Cover ist "Last Night Of The Kings", der auch komplett ohne Schlagzeug auskommt und stimmlich, trotz balladeskeren Zügen, am meisten überzeugt und am wenigsten aufstößt.
Entweder man mag Van Canto oder nicht. "Tribe of Force" wird daran wahrscheinlich nicht soviel ändern. Für die, die Van Canto tatsächlich noch nicht kennen, sei gesagt, dass sie soliden Power Metal, der mich vor allem an Falconer erinnert, als A Capella praktizieren, der hier mit durchaus interessanten Covern aufgepeppt wird.
Fakt ist, mit Instrumentierung wären Van Canto eher im Mittelfeld anzuordnen. Nicht unbedingt Metal, aber durchaus unterhaltsam. Um möglichst objektiv zu bleiben, schließe ich mich jedoch von der Grundsatzdiskussion aus und überlasse den Hörern ihre eigene Bewertung.
Tracklist
01. Lost Forever
02. To Sing A Metal Song
03. One To Ten
04. I Am Human
05. My Voice
06. Rebellion
07. Last Night Of The Kings
08. Tribe Of Force
09. Water.Fire.Heaven.Earth
10. Master Of Puppets
11. Magic Taborea
12. Hearted
13. Frodo's Dream