Zwei Jahre ist es her, dass das Quintett aus Modena uns ihr Debut "Red Square: We come in Waves" präsentiert haben. Dieses erste Lebenszeichen findet bis heute den Weg regelmäßig in meinen Plattenspieler, weil der von ihnen gespielte Post Metal für mich an Intensität und Emotionalität kaum zu übertreffen ist. Bis heute entdecke ich zudem ständig neue Facetten.
Umso mehr freut es mich, endlich wieder mit einem Werk der Italiener beglückt zu werden.
Mal sehen, ob "Shifting" genauso überzeugen kann.
Schon im Opener "Mudra: In Acceptance And Regret" kommen die altbewährten Elemente wieder zum Tragen. Wuchtige Gitarrenwände, gestützt von unheilvollen und allgegenwärtigen Basslines, wälzen sich unerbittlich über den Hörer und der Sänger vermittelt wieder Verzweiflung, welche davon, dass er gegen die Instrumentalfraktion anschreien zu müssen scheint, bekräftigt wird. Der druckvolle Sound und die perfekte Lautstärkebalance der Instrumente sorgen zusätzlich für ein gelungenes Hörvergnügen.
Natürlich bleibt es auch hier nicht bei den harten Parts, sondern es wird sich Zeit für melancholische, ruhige Abschnitte gelassen. Auch hier ebnet der Bass den Weg, wenn auch etwas zahmer. Die Gitarren spielen einfache, aber intensive Melodien. Zudem kommen Keyboards, Chöre und hier und da auch mal ein Saxophon vor, aber alles in moderatem Anteil, so dass die Mischung aus Rock und Metal klar im Vordergrund steht.
Was sich im Vergleich zum Debut geändert hat, ist zum einen das Songwriting, das noch ausgefeilter ist, vor allem aber der klare Gesang. Mirco singt auf einem Niveau, mit dem er in sämtlichen Casting-Shows wohl abräumen dürfte. Nicht nur wegen seinem nicht abzuerkennenden Talent, auch deswegen, da er die perfekte Stimme für Pop, Poprock oder Emo/Metalcore hat. Trotzdem wirkt auch hier nichts poppig, die Musik im Hintergrund ist alles andere als poppig und der Gesang passt einfach dazu. Bestes Beispiel bietet "Caofedian". Wer es härter mag, der muss sich eben bis zum nächsten Ausbruch aus harter Melancholie und böser Verzweiflung gedulden.
Und damit wären wir bei meinem einzigen Kritikpunkt, denn die ruhigen Stellen sind hin und wieder etwas zu lang ausgefallen. Manchmal hätte man etwas früher zu einer Steigerung kommen können. Da man sich für diese Platte allerdings sowieso viel Zeit nehmen sollte, kann man das verkraften.
"Shifting" beweist, dass die fünf jungen Italiener einiges zu bieten haben. Das Album überzeugt durch einen perfekten Mix aus Melancholie, Härte, Wut und unglaublicher Schönheit und das diesmal auch auf immerhin 45 Minuten. Wer sich erinnert, weiß, dass ich damals die kurze Spielzeit bemämgelt habe.
Kaufpflicht für alle Fans emotional intensiver Musik à la Tool oder Cult of Luna.
Tracklist:
01. Mudra: In Acceptance and Regret
02. 7th Moon
03. Caofedian
04. Drifting Lights
05. Black Waves
06. Hades
07. Prometheus Bring Us The Fire