Tarabas - Das neue Land [Melodic Death Metal / 2010]

Es ist immer wieder faszinierend. Auch wenn die Jungs und Mädels von Trollzorn verschiedenste Genres bedienen, klingt das gesamte Angebot erstaunlich homogen. Ob man sich mit Ragnaröek für lupenreinen Mittelalter Rock entscheidet, lieber den avantgarden Klängen der thüringischen Fjoergyn lauscht oder sich dem Melodic Death Metal der Marke Tarabas zuwendet – Eine grobe Vorstellung wie die entsprechenden Werke klingen werden, besitzt man bereits mit dem Blick auf das Logo von Trollzorn. Doch nicht nur die Liebe zu längst vergangenen Zeit, wo Männer noch nach Schweiß und Bier rochen verbindet all diese Gruppen, auch an anderer Stelle enttäuschen Trollzorn-Produktionen selten: Der Qualität. Eine gute Basis also für diese Rezension von „Das neue Land“, dem zweiten Album, dass die Magdeburger von Tarabas unter dem Segel von Trollzorn veröffentlichen.

Darauf enthalten: 12 Stücke, typisch für den Melodic Death Metal, allerdings nicht so, wie man es erwarten würde. So ist von Synthies oder den dynamischen und äußerst eingängigen Songstrukturen, wie sie die Göteborger Schule lehrt keine Spur. Stattdessen dominieren auf „Das neue Land“ erdigere Melodien und eine deutlich paganistische Schlagseite. Die Songs unterschreiten selten die sechs Minuten Marke und präsentieren sich folglich nicht so kompakt wie die auf Eingängigkeit getrimmten Werke der Szene-Größen. Stattdessen zündet „Das neue Land“ gemächlich und weiß zu Beginn vor allem durch seine durchschlagende Wucht und die deutschen Texte zu gefallen. Diese scheinen prädestiniert für Live-Auftritte und strotzen vor Mut, Heldentum und Tapferkeit. Vorgetragen in einer Mischung aus aggressiven Screams, derben Growls und pathetischen Klargesängen findet die Lyrik auch akustisch den passenden Deckel und fügt sich perfekt in das rifforientierte Songwriting ein. Wie auch bei den Vocals regiert im Zusammenspiel von Mehrsaitern und Drums die Brachialität, jagen fette Riffs akzentuierende Drum-Salven. Dabei sparen Tarabas nicht mit Solos und klaren Seitenläufen auf der Gitarre, bewahren sich allerdings trotzdem die wuchtige Ausrichtung, wie sie zum Beispiel „Hinter den Toren“ zu einem dicken Anspieltipp macht. Zwar muss man den fünf Madgeburgern im selben Atemzug attestieren, dass „Das neue Land“ teilweise die letzte Priese Salz in der Suppe vermissen lässt – Mächtig Spaß machen die zwölf Nummern dennoch zu jeder Sekunde, wenngleich nicht in Puncto Einzigartigkeit. So lassen sich Querverweise zu anderen jüngeren Vertretern der deutschen Interpretation des Melo-Death's in schöner Regelmäßigkeit anstellen und auch textlich bemühen sich Tarabas nach Kräften alle Klischees auszuweiten. Das ist zwar einerseits nicht schlimm, weil die Lyrik so vor allem live blendend funktionieren dürfte, ruft anderseits aber sofort wieder die Kopie-Nörgler auf den Plan.

Zu diesen zähle ich mich glücklicherweise nicht. Stattdessen erfreue ich mich lieber an den wuchtigen Songstrukturen, lausche den Geschichten des neuen Landes und hebe mein Methorn auf Tarabas und „Das neue Land“. Für Freunde von Akrea, Obscurity und Co.

Tracklist:
01. Das neue Land
02. Weiße Pferde
03. Der Niedergang
04. Lost Belief
05. Hinter den Toren
06. Intermezzo
07. Das neue Land (Teil 2)
08. Bruderschaft
09. Reason Why
10. 2012
11. Die Geißel der Erde
12. Erinnerung

  (7/10)