Wer hier nur geklickt hat, um Neues von den Selbstmord-Schwarzheimern um Kvarforth zu Lesen, der kann gleich wieder gehen, denn bei "Blackjazz" handelt es sich nicht um die Schweden, sondern um Shining aus Norwegen. Sie sind eine Band um Munkeby, welcher in letzter Zeit bekannt geworden ist durch seine Saxophonparts auf Ihsahns "After". Musikalisch hat deren Werk mit den norwegischen Shining nicht viel zu tun.
Schon "The Madness And The Damage Done" zeigt, dass hier etwas sehr Kompliziertes auf einen zukommt, was einem die Nerven schnell rauben kann. Man fühlt sich an Nine Inch Nails erinnert, allerdings viel experimenteller (ja, das geht) und härter. Wirre Synthieeffekte, extrem harte Gitarrenriffs und rasantes Drumming sind das Eine. Der selten vorkommende Gesang, häufig wild verzerrt, schneidet sich durch Mark und Bein und mach das Hörerlebnis nicht gerade einfacher. Das teilweise verstimmte oder überblasene Saxophon, besonders eindrucksvoll in "Healter Skelter", machen den Lärm noch außergewöhnlicher und interessanter.
Auch nach mehrmaligem Hören lassen sich kaum Strukturen erkennen, hier dominieren jazzige Trademarks und unstrukturiertes Gespiele, natürlich immer mit der nötigen Härte und den vordergründigen Industrial-Anleihen.
Ein Anspieltipp um erstmal in die Materie einzusteigen ist definitiv "Fisheye", ein im Heimatland erfolgreicher Song, der sogar schon in dortigen Fernsehshows präsentiert werden durfte. Die eingängige Synthiemelodie leitet einen dennoch auf die falsche Fährte, wenn man denkt, es handelt sich um ein massentaugliches Lied. Das Chaos und viel Geschrei folgen etwas später, bevor es zu einem jazzigen und sehr abgedrehten Saxophonpart kommt.
"Blackjazz Deathtrance" überrascht, wobei überraschen dank des Titels das falsche Wort ist, mit versteckten Trance-Anleihen.
Der Rausschmeißer "21st Century Schizoid Man" ist ein weiteres Highlight nach "Fisheye", denn hier geht man erstens etwas vom Tempo, so dass man die Zeit hat, sich auf bestimmte Stellen zu konzentrieren. Desweiteren spielt hier das Saxophon eine tragende Rolle und die Drums bringen enorm viel Abwechslung mit sich.
Zum Sound kann ich nur sagen, dass er sehr druckvoll und extrem ist und man es laut Hören sollte, wobei das einige Probleme mit sich bringen könnte. Hört man die CD zu leise, so wirkt die Musik absolut nicht, dreht man allerdings auf findet man sich schnell in einer wahnsinnigen Audiokulisse, die wirklich sehr an den Nerven nagt und nicht jedem behagt. Mir persönlich gefällt das, allerdings halte ich die CD auch nur einen Durchlauf lang aus, bevor es wieder für einige Zeit reicht.
Dass die Musik nervzehrend und anstrengend ist, muss nicht heißen, dass es schlechte Musik ist. Man sollte sich eben Zeit nehmen und sich mit dem Projekt Shining mehrmals befassen, bevor man die Musik versteht. Wer allerdings von vorneherein schon sagt, dass alte Nine Inch Nails oder Noisebands nichts für einen sind, der ist mit Shining wohl denkbar schlecht bedient, denn hier ist alles eine Stufe extremer.
Schön ist, dass die CD trotz nur neun Lieder auf eine Spielzeit von beinahe 60 Minuten kommt.
Tracklist:
01. The Madness And The Damage Done
02. Fisheye
03. Exit Sun
04. Exit Sun
05. Healter Skelter
06. The Madness And The Damage Done
07. Blackjazz Deathtrance
08. Omen
09. 21st Century Schizoid Man