Es gibt Zahlen, die kritisch stimmen. Die Biographie der Bonner von Coldspot ist eine Paradebeispiel dafür. Wunderte ich mich beim Blick auf die Herkunft der vier Jungs quasi umme Ecke, noch darüber nie ein Wort von Coldspot gehört zu haben, so servierten die Death Metaller die Antwort förmlich auf den Fuß. Der erste Geburtstag ist gerade frisch begangen, die aktuelle Besetzung musiziert noch nicht einmal ein Jahr zusammen und doch, da liegt es schon - „Heldenlos“, das Debüt-Album. Ein Werk, das vor allem die Frage aufwirft, ob Coldspot auch privat so schnell fertig sind.
Leider hat sich der Spaß mit diesen Zeilen schon wieder erschöpft. Stattdessen bewahrheitet sich auf „Heldenlos“ einmal mehr die Theorie, das gutes und vor allem rundes Songmaterial eine Weile zum Reifen benötigt. Die Ansätze sind da, die Ansätze sind auch gut und lassen oft aufhorchen – das Endprodukt allerdings weniger. So punkten Songs wie „Jerusalem“, „Lauf“ oder der Titeltrack vor allem durch extrem starke, eingängige und hoffnungsvolle Refrains, suhlen sich in den Strophen gleichzeitig jedoch im absoluten Durchschnitts-Dreck. Die Feinheiten, die vor allem das Gitarrenspiel zu einem echten Hinhörer noch wenige Sekunden zuvor gemacht haben, sind plötzlich vergessen und werden mehr schlecht denn recht durch ungeschliffenes Todesblei mit räudig-thrashigen Einflüssen ersetzt. Auch Sänger Danny hat plötzlich keine Interesse mehr an seinen Stimmbändern und deren Potential, sondern begnügt sich mit langweiligen und gequält klingenden Growls. Zwar müsste ich lügen, wenn ich behaupten würde, dass die Vocals in den Refrains wie ausgewechselt klängen, doch die Ansätze sind da. So experimentiert Danny in den Refrains mit seiner Stimme in allen Tonlagen und verleiht den Texten Ausdruck, wenngleich der Hörer ein ausgesprochen hohes Maß an Toleranz für schiefe Töne mitbringen muss. Das ist jedoch das kleinere Übel – Dannys Stimme besitzt auf jeden Fall Potential und muss nur entsprechend gefördert werden. Was die Songstrukturen anbelangt, reicht dieses Potential allerdings nicht. Hier fehlt oftmals das Feintuning, wirken die einzelnen Passagen schnell zusammengefügt und lassen die Übergänge gerne Fünfe gerade sein. Wenn ihr mich fragt, ein überflüssiges Manko und eine Beleidigung des Talents, was Coldspot ohne Zweifel in die Wiege gelegt bekommen haben.
Coldspot sind ein unglücklicher Fall. Eine junge Band, der man ungern eine schlechte Wertung drückt, die gleichzeitig aber keine Alternative lässt. Leider kann ich nicht nur Talent bewerten, sondern darf dabei die Umsetzung nicht aus den Augen verlieren. Und hier hapert es an allen Ecken und Kanten auf „Heldenlos“ - sei es in Puncto Lückenfüller-Passagen, den gequälten Vocals oder der oftmals fehlenden Homogenität. Setzen, jammen, wiederkommen!
Tracklist:
01. Jerusalem
02. Das Ziel
03. War
04. Fly Away
05. Lauf
06. Desert Of Ashes
07. Belogen
08. Heldenlos