Allen Meinungen bereits ergrauter Metalheads zum Trotz: Es gibt sie immer noch – Junge Gruppen, die wie aus dem Nichts auftauchen, ihre Sechssaiter umschnallen und ab dem ersten Ton die Wände vibrieren lassen. Bestes Beispiel dafür: Die fünf Jungs und das Mädel von Secrets of Sin. Gebürtig aus Biberach, einem Beweis für die Absurditäten unserer schönen Sprache, fällt es musikalisch weitaus schwerer Secrets of Sin eine Heimat zu bieten. Der Background ganz klar metal-lastig, doch die Ausführung? Progressiv? Mehr oder weniger...
„Erlaubt ist, was gefällt!“ - Dieses weise Sprüchlein hat sich die junge Truppe um Kreativkopf Robert Mansk sicherlich mehr als einmal zu Gemüte geführt. Entsprechend vielschichtig und facettenreich klingt „Fairytales“ und lässt für einen Erstling erstaunlich wenig Querverweise zu. Zwar ist die Idee fetter Gitarren, atmosphärischer Synthies und eines Wechselspiels aus derb-maskulinen und hoch-femininen Tönen sicherlich keinen Patentierungsversuch wert, die Ausarbeitung lässt dieses Konzept jedoch in völlig neuem Licht erstrahlen und befreit sich von allen After Forever oder Nightwish-Assoziationen. Statt typisch symphonischen Bombasts regieren „Fairytales“ erdige, fast rockige Töne, an Stelle von operettenhaften Gesangs-Höheflügen bewegen sich die Vocals in modernen, jungen und kraftvollen Breiten und auch die Synthies vermeiden getragene, atmosphärische Breiten, sondern bringen sich vielschichtig als vollwertiges Instrument ins Klangbild ein. Das Ergebnis dieses Zusammenspiels klingt erfrischend anders und ist um keinen Genresprung verlegen. Ob das Blickfeld dabei wie auf „Soldier's Destiny“ sehr gelungen in Richtung Götheborger Schule wandert oder Sängerin Teresa wenige Sekunden später doch einen kurzen Ausflug zum symphonischen riskiert, während die Instrumentalfraktion beschließt ihrer Leidenschaft zum modernen Rock Ausdruck zu verleihen – Secrets of Sin bewähren sich auf allen Schlachtfeldern. Was jedoch viel wichtiger ist: Sie bewähren sich auf allen Schlachtfeldern gleichzeitig. Was bei manch anderer Band in einem heillosen Chaos enden würde, klingt auf „Fairytales“ trotz aller Lebendigkeit, trotz aller Kreativität zu keiner Zeit wie eine strukturlose Collage, sondern lässt einen gewissen roten Faden, sowie entsprechende musikalische Leitmotive erkennen. In der Folge erscheinen Progressive-Leckerbissen wie „Blind“ zwar einerseits genauso verschachtelt und verspielt, wie es jeder Liebhaber anspruchsvoller Musik sich wünschen würde, bleiben aber gleichzeitig übersichtlich und geben ihre Vielfalt schonend preis. Kombiniert mit den kritischen, interessanten und sprachlich hochwertigen englischen Texten ergibt sich so ein Gesamtbild, wie man es weder von einem Newcomer erwarten kann, noch besonders häufig geboten bekommt.
Natürlich sind drei Tracks noch kein repräsentativer Querschnitt, natürlich ist - gerade was die Vocals anbelangt - auch nicht alles Gold, was glänzt, begeistert hat mich „Fairytales“ trotzdem von der ersten bis zur letzten Sekunde. Secrets of Sin sind ein kraftvoll sprudelnder Quell an Kreativität, entflammen gleichzeitig durch Leidenschaft und präsentieren sich dabei sympathisch, bodenständig und bescheiden. Wenn das kein Grundstein für eine erfolgreiche Zukunft ist!
Tracklist:
01. A soldier's destiny
02. Silent death
03. Blind