Nydvind - Sworn To The Elders [Pagan Metal / 2010]

Schubladendenken gehört zum Metal wie der Ketchup zur Wurst. Nirgendwo sonst herrschen so viele Vorurteile, wird so fleissig sortiert und kategorisiert wie in unserer Szene. Jeder Schwarzmetaller trägt Corpsepaint (wird wahrscheinlich sogar damit geboren), jeder Melo-Death-Liebhaber befindet sich im Stimmbruch, hat Pickel und benimmt sich daneben – Der übliche Stumpfsinn halt. Anders sieht es allerdings bei den Anhängern der Folk-/Pagan-Szene aus. Wenngleich die Affinität zu Wald, Baum und Co. nicht zu übersehen ist, erkennt man einen Fan häufig an den Namen seiner Lieblingsbands. Klingen diese einerseits nordisch, anderseits als sei eine Katze über die Tastatur gelaufen, kann man sicher sein, einen entsprechenden Vertreter dieser relativ raren Sorte Homo Sapiens vor sich zu haben. Bestes Beispiel für diese These: Die Franzosen von Nydvind. Um Kreativkopf Richard Loudin 2000 gegründet, gelten Nydvind vor allem für Freude des seriösen Pagan-Metals als echter Geheimtipp – eine Empfehlung, die sich nach „Sworn to the elders“ verstärken sollte.

Wie auch schon auf dem Vorgänger "Eternal Winter Domain" lassen Nydvind sämtliche Fiddeln, Geigen und sonstige Späße im Schrank und fokussieren ihr Songwriting auf stimmungsmäßig dichte Pagan-Hymnen. Nicht zu übersehen ist in diesem Kontext ein starker schwarzmetallischer Einfluss, sowie eine Neigung zu epischen Höhepunkten unterstrichen durch die markanten Vocals Loudin's. Dieser bewegt sich in einem steten Wechsel von kräftigem Gekeife in verschiedensten Stimmungslagen zu hymnisch-klar vorgetragenen Passagen und illustriert die Arbeit der Instrumentalfraktion so in hervorragender Weise. Doch auch abgesehen von den interessanten Vocals hat „Sworn to the elders“ einiges zu bieten. Mal in rasanter schwarzer Wut, mal heroische Epen zeichnend begeistert das Songwriting durch druckvolle Riffs und ein fettes Drumming. Oft in getrageneren Breiten entwickelt sich zum Beispiel der grandiose Titeltrack ''Sworn to the Elders'' gemächlich und nimmt den Hörer so bei der Hand und entführt in eine andere Welt. Trotz dieser schleppenden Strukturen laufen Nydvind allerdings nie Gefahr sich in Monotonie zu verlieren, sondern lassen gerne eine Weile zappeln, um mit intensiven Höhepunkten für das Vorherige fürstlich zu entschädigen. Gelegentliche Akustik-Parts runden diese Vielfalt ab. Leider muss im gleichen Atemzug erwähnt werden, dass „Sworn to the elders“ zwar eine sehr hörenswerte Angelegenheit geworden ist, aber keineswegs das Attribut bahnbrechend verdient. So winken die großen Vorbilder der Pagan-Szene wie Bathory oder Enslaved teilweise mit dem Zaunpfahl und geben sich Nydvind recht wenig Mühe dieses Manko durch große Eigenständigkeit an anderer Stelle auszugleichen. Dass Kracher wie das rasend schnelle „Upon the throne of north“ trotzdem nachhaltig überzeugen, liegt nicht nur in einem facettenreichen Songwriting begründet, sondern kann sich auch der Mann hinter den Reglern auf die Fahne schreiben. Wie bei Trollzorn üblich, glänzt auch diese Veröffentlichung durch einen nahezu perfekten Sound, genügt modernen Standards und wirkt dabei zu keiner Zeit überdosiert.

Mit diesem Vorteil im Rücken, ist „Sworn to the elders“ eine echte Abrissbirne, wie sie jede Pagan-Sammlung bereichert. Nydvind schlagen einen sehr gelungenen Spagat aus Epik, schwarzmetallischer Raserei und nordischer Folklore, der einzig in Puncto Einzigartigkeit zu wünschen übrig lässt.


Tracklist:
01. Gates to a Distant Past
02. Son of Fire
03. To Enter the Realm of the Ravenlord
04. Sworn to the Elders
05. Upon the Throne of North
06. Nordic Dawn
07. Icewinds Unleashed
08. The Godless

  (8/10)