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Japanische Kampfhörspiele - Bilder fressen Strom [Avantgarde Grindcore / 2010]Fleißig wie die Bienchen. Anders kann man das Wirken im Hause JaKa nicht beschreiben. Die letzten Töne von „Luxusvernichtung sind noch nicht ganz verklungen und die Begeisterung von der Split mit den Eisenvätern hat sich gerade normalisiert, da schießen die sechs Krefelder schon wieder nach. „Bilder fressen Strom“ nennt sich der neue Grindcore-Bastard, ein Album, was genauso klingt, wie man es erwartet hätte – herrlich unerwartet und eigensinnig.
Stilistisch auf den Pfaden der Split wandelnd, distanzieren sich die Kampfhörspiele wie noch nie zuvor von den klassischen Auswüchsen des Grindcores. Die insgesamt 27 Songs sind oftmals bis ins kleinste Detail ausgearbeitet, wirken dabei jedoch nie steril oder arrangiert. Stattdessen kombinieren Tracks wie das grandiose „Wie geht noch mal ficken“ Death-Metal Einflüsse mit gängigen Grind-Strukturen. In der Folge taugt „Bilder fressen Strom“ nicht nur zum kurzweiligen Abbau der Wohnzimmer-Einrichtung, sondern brennt sich nachhaltig in die Gehörgänge und bietet erstklassige Unterhaltung für verschiedenste Umgebungen. Wirkliche Höhepunkte lassen sich dabei schwer herausfiltern, jede Nummer entwickelt ihren völlig eigenen Charme und steht für sich alleine. Vor allem das Wechselspiel aus hohem-Bony-typischem Kreisch-Gesang und fiesen Growls steht wieder im Vordergrund und akzentuiert die oftmals rasanten und technisch nahezu perfekten Instrumentalläufe. In welcher Klasse die Kampfhörspiele dabei technisch angekommen sind, wird erst bei „Schmerzrakete“ richtig deutlich. Komplett instrumental bolzt sich die Klaus und Co. bei diesem Brecher durch fast drei Minuten und zeigt überdeutlich, wie erhaben JaKa inzwischen über der Grindcore-Szene thronen. Doch nicht nur akkustisch ist „Bilder fressen Strom“ ein wahrer Gaumenschmaus, auch textlich schöpfen die asiatischen Krefelder aus den Vollen und präsentieren sich von ihrer schönsten und bissigsten Seite. Politisch inkorrekt halten sie Deutschland und seiner Gesellschaft den Spiegel vor und schaffen ein absolut authentisches Portrait aktueller Problemzonen. Ob ergraute Bumstouristen, das Wesen der Deutschen oder die Auswüchse des Kapitalismus – Hier bekommt jeder sein Fett weg. Dabei beschränken sich Perlen wie „Minderleister“ nicht auf eine stumpfe Gesellschaftskritik, sondern lassen den Hörer immer wieder schmunzeln und zeigen, was vielen der sogenannten Comedy-Shows fehlt – eine beißende Satirik, die manchmal unangenehm erscheint, aber das Problem bei der Wurzel packt und sich nicht in stumpfen Mann-Frau-Polemiken erschöpft.
Wenn es überhaupt eine Band gibt, die den Titel Avantgarde Grindcore verdient, so können es nur die Japanischen Kampfhörspiele sein. „Bilder fressen Strom“ verbindet unbändige Spielfreude mit technischer Perfektion und absoluter Originalität und erschafft ein Werk, welches weit über Genregrenzen hinaus leuchtet und eine geniale Symbiose aus punktgenauer Lyrik und der entsprechenden Vertonung bietet. Auch wenn das neue Jahr erst wenige Tage alt ist, leg ich mich fest: „Bilder fressen Strom“ gehört zum Besten, was ich dieses Jahr genießen darf.
Tracklist:
01. Die Schlachtung
02. Die Kampagne
03. Supermacht
04. Milchkrieg
05. Minderleister
06. Deutschland sucht den Superstar
07. Sorgsam durcheinander gebracht
08. Tod im Tank
09. Jochbeinbruch
10. Everything is fine
11. Wie geht noch mal ficken
12. Goldene Mitte
13. Rentnerparadies
14. Lebendgewicht
15. Fresssucht
16. Dement
17. Effizienz
18. Deutsche
19. Mimikri
20. Der Arsch
21. Angriff auf die Zivilisation
22. Auto
23. Schmerzrakete
24. Die Reinigung
25. Links
26. Nachahmer
27. Emotionen
Hinzugefügt am: 23. Januar 2010 Autor: Torben Knöpfler Link: Homepage Hits: 3939 Sprache: german Punkte: (9/10) Legende: 1 Müll
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