Modern Metal ist angesagt in den Staaten. Das beweisen nicht nur starke amerikanische Combos wie Mnemic oder Fear Factory, auch in unserer europäischen Szene wird es immer wieder deutlich. Beispiel gefällig? Die Schweizer von Sybreed. 2003 gegründet, bewegten sich die Herren um Gitarrist Drop und Sänger Benjamin ein Jahr später auf unsrem schönen Kontinent im tiefsten Underground – in Amerika spielten sie im gleichen Jahr ihre erste Tournee. Großartig geändert hat sich daran auch sechs Jahre später nicht viel. Zwar können Sybreed inzwischen auf zwei Alben und Auftritte unter anderem auf dem Metal Camp zurückblicken, ihr Status darf trotzdem getrost den Stempel "Underground" tragen. Unnötig zu erwähnen, dass sich das mit Album Nummer drei ändern soll, oder?
"The pulse of awakening", ein assoziationsreicher Titel. Verlassen sollte man sich auf die Ergebnisse eines Brainstormings allerdings weniger. Treibende Rythmen, die Energie des Neuanfangs, ungebrochene Kraft – Davon ist auf dem dritten Album von Sybreed wenig zu spüren. Stattdessen herrscht die Farbgebung des Covers: Schlicht, nachdenklich, technisch. Abgesehen von dem brachialeren "I am ultraviolence", impliziert das klare Gesänge mit einer gehörigen Portion Weltschmerz in Kombination mit weichen Synthies, die den fettesten Riff glattbügeln. Davon gibt es neben einem treibenden Drumming zwar einige, dominant im Gesamtbild bleibt jedoch die Stimme von Sänger Benjamin. Dieser variiert zwischen fiesen Growls und oben erwähnten Klargesängen. Dabei wanken die klaren Vocals über einen schmalen Grad zwischen Authentizität und Überdimensionalität, mit deutlichen Ausschlägen in Richtung zweiteres. Diese Wirkung ist nicht nur auf das zugegebenermaßen tendenziell nervige Organ des Sängers zurückzuführen, auch die elektronische Untermalung trägt einen nicht unerheblichen Anteil. So erweitern die Synthies das Songwriting nicht um neue Aspekte, sondern beschränken sich darauf, sämtliche Ecken und Kanten zu retuschieren. In der Folge verwischen die Kontraste, so dass die härtere Belegschaft der Band nicht für ausreichend Abwechslung sorgen kann. Was bleibt ist ein gut eingeschmiertes Sounderlebnis, welches durch die Gehörgänge flutscht und sich vor allem über die grenzwertigen Vocals definiert. Auch die Produktion kann an dieser Stelle nicht nachbessern. Zwar sind alle Instrumente ordentlich abgemischt, so dass die Audio-Qualität durchaus akzeptabel klingt, doch entsteht der Eindruck als hätte Rhys Fulber, seines Zeichens Produzent, selber nicht genau gewusst, in welches Gewand er "Pulse of the awakening" denn nun kleiden müsse. Theoretisch für das I-Pünktchen zuständig, setzt seine Produktion praktisch keine Akzente und fördert so die Gleichförmigkeit des Materials.
Ein Synth-Pop/Industrial/Metal Bastard – So beschreiben Sybreed ihr drittes Album. Ich bleibe lieber bei Modern Metal, auch wenn die vier Schweizer mit Genrekollegen wie Mnemic herzlich wenig gemeinsam haben. Stattdessen bietet "Pulse of the awakening" klebrige Klargesänge und ein simpel gestricktes Songwriting, durchaus unterhaltsam aber noch nicht reif für den Sprung nach oben! Das Leben ist kein Ponyhof!
Tracklist:
01. Nomenklatura
02. A.E.O.N.
03. Doomsday Party
04. Human Black Box
05. Killjoy
06. I Am Ultraviolence
07. Electronegative
08. In The Cold Light
09. Lucifer Effect
10. Love Like Blood (Killing Joke cover)
11. Meridian A.D.
12. From Zero To Nothing