Der Aufbruchsgedanke, die Verwendung eines polyphonen Kompositionsstils, die Wiedergeburt des klassischen Heavy Metals der 80er Jahre – Cumulo Nimbus haben eine Affinität zum Zeitalter der Renaissance und den damit verbundenen Werten. Was liegt also näher, als die eigenen Kreationen als „Renaissance Metal“ zu vermarkten? Eine grobe Vorstellung vom Zeitalter der Renaissance gehört zur Allgemeinbildung, ein entsprechendes Bild hat man auch schon mal gesehen, doch wie, zur Hölle, klingt Renaissance Metal?
Überraschend gut. Was mit viel Skepsis, hochgezogenen Brauen und wenig anfänglicher Begeisterung begann, mauserte sich mit jedem Durchlauf ein Stückchen mehr, bis eine durchaus ansehnliche Scheibe metallischer Spielmannskunst zum Vorschein kam. So bieten Cumulo Nimbus dem Hörer zwar in der Tat viel Potential für Nörgeleien jeder Art. Oft an die Brandenburger von Subway to sally erinnert, bietet „Totensonntag“ viel Gedudel und zu allem Überfluss einen oftmals kauzigen Sänger mit einer Vorliebe zum gerrrrollten „R“. Überlege ich allerdings, warum Cumulo Nimbus in letzter Zeit trotzdem regelmäßig einen Platz in meiner Playlist gefunden haben, so sind es gerade diese Wunderlichkeiten, die mich immer wieder hin und her gerissen vor die Anlage gezogen haben. Tracks wie „Totensonntag“ oder „Knochenmann“ punkten durch Spielfreude, Frische und ein gitarrenorientiertes Songwriting garniert mit allerhand Flöten, Zithern und sonstigen antiken Instrumenten. Doch nicht nur die Instrumentalarbeit strotzt vor Vielfalt, auch die Stimme von Sänger Mathis Mandjolin zieht in ihren Bann und klingt herrlich speziell. So speziell, dass mir jedes Wort fehlt, sie näher zu beschreiben. Leider wirkt „Totensonntag“ trotz dieser vielschichtigen Zutaten im Gesamtbild zu homogen. Die insgesamt zehn Tracks klingen wie aus einem Guss und bieten zu wenig Abwechslung, geschweige denn einen wirklichen Ausbruch aus der eigenen Schematik.
Trotz dieses Mankos gehört „Totensonntag“ zu den CDs, die auch abseits Met-geschwängerter Mittelalter-Abende ihre Wirkung entfalten und eine gelungene Mischung aus harten Gitarren und traditioneller Spielmannskunst bieten. Das ist zwar einerseits nichts Neues, klingt aber trotzdem entspannend frisch und unkonventionell.
Tracklist:
01. Dämmerung
02. Carpe Noctem
03. Knochenmann
04. Totensonntag
05. Alte Mühle
06. Blutrote Segel
07. Irrfahrt
08. Flüssig Gold
09. Stadt Unter Wasser
10. Erbarmen
11. Aderlass