Dark Rock. Schattenspieler spielen Dark Rock. Das ist allerdings nur die halbe Wahrheit. Ohne im Mondschein beleuchtete Friedhöfe, ohne Patchouly, ohne tiefschwarz gekleidete Menschen; Nein, mit der Gothic-Szene ist man nicht verwandt und nicht verschwägert, auch wenn der Eindruck entstehen könnte. Das macht die Biographie sehr schnell deutlich. Stattdessen bewegen sich Schattenspieler auf (stinknormalen) rockigen Pfaden, irgendwo zwischen Deep Purple und Rammstein.
„Ein ziemlich weites Feld“, wie der Alte von Briest sagen würde. Und doch fällt es schwer die musikalische Mischung auf „Babel“, dem inzwischen dritten Album, präziser einzugrenzen. Dabei ist es eigentlich kein großes Hexenwerk, was der Sechser aus deutschen Landen fabriziert. Die Songstrukturen sind überschaubar, die Texte leicht verständlich und die musikalischen Arrangements verwirren nicht unbedingt durch technische Brillanz und künstlerische Höhenflüge. Stattdessen erwartet den Hörer eine vorsichtig agierende Instrumentalfraktion, welche sich kaum aus dem Schatten von Sänger Big Dave hervor wagt. Technische Spielereien wie zum Beispiel Soli finden sich entsprechend selten; die Agitation bewegt sich auf einem Mindestmaß. Ob das an fehlendem Können oder schlichter Unerfahrenheit liegt sei an dieser Stelle dahin gestellt. Unterlegt wird dieses Grundgerüst durch einen dichten Keyboardteppich, der das schnörkellose Instrumentalspiel übertünchen soll, die Songs aber selten wirklich bereichert. Wie seine Mitmusikanten arbeitet Maitre eher den Vocals zu, als dass er selbst die Initiative ergreift. Das funktioniert allerdings im Gesamtbild erstaunlich gut – auch, wenn es nach diesen Zeilen wahrscheinlich nicht so wirkt. So können die Vocals von Big Dave den Hörer erstmals richtig aufhorchen lassen und bieten genügend Inhalt, um das Manko der Instrumentalfraktion auszugleichen. Mit einer angenehm weichen und vielfältigen Stimme bereichert dieser die Songs vorwiegend klar in den mittleren Tonlagen gesungen um zahlreiche Facetten. Zwar strotzen die mal auf deutsch, mal auf englisch gesungenen Texten teilweise vor Kitsch und Pathos, doch kommt man nicht umhin ab dem zweiten Durchlauf zumindest leise mitzusummen.
So bleibt unterm Strich eine Platte, die zwar eine Menge Ausbaufähigkeit aufzeigt aber gleichzeitig durchaus unterhaltsam für Fans modernen Rocks aus den Boxen schallt. Natürlich gibt es bessere Werke, es gibt aber auch deutlich schlechtere. Um die große, weite Welt damit zu bereisen, sicherlich noch nicht ausreichend, für den Anfang alles andere als schlecht!
Tracklist:
01. Sister Terror
02. Das Böse lebt
03. Totes Glück
04. Violence
05. Der weisse König
06. Let Me Go
07. The Last Stand
08. In Ewigkeit Amen