Was für ein Artwork!
Ein Trupp Soldaten marschiert entlang eines Flusses in den Sonnenuntergang. Der Himmel ausgefüllt von einer riesigen, sich im Winde wellenden, in den Farben des Sonnenuntergangs leuchtenden Flagge, die Stiefel der Soldaten staubig vom langen Marsch – ein Bild, das förmlich Patriotismus atmet Wäre trotzdem nichts verwunderliches, wäre die Flagge eine amerikanische. Ist sie aber nicht, stattdessen entrollt sich das Banner des British Empire.
Damit wäre die Liste der Ungewöhnlichkeiten auf „At the going down of the sun“ allerdings schon weitestgehend abgearbeitet. Auch wenn besagtes Album für hochklassige Maßarbeit made in Great Britain steht, so überzeugt es eher durch eine runde Mischung bereits vorhandenes, als durch bahnbrechende Innovationen. Bedeutet in Klartext Symphonic Black Metal, allerdings ohne jede Form von plumpen „Satan, my master“ – Parolen in Bild und Ton. Stattdessen fahren Imperial Vengeance ein gut durchdachtes, innovatives Konzept, welches sich völlig der britischen Geschichte zwischen 1873 und 1943 widmet. Das schägt sich auch im Instrumentalen durch klassische Orchesterarrangements nieder. Diese sorgen für atmosphärische Kontrastmomente inmitten des ansonsten rasanten Tempos, welches Imperial Vengeance vorlegen. Darin lassen sich immer wieder Parallele zu den Finnen von Wintersun ausmachen, die ähnlich geschickt epische Momente, ein rasantes Tempo und ein hohes Maß an Technik miteinander verbinden. Wie es auch auf „Wintersun“ der Fall war, strotzt ATGDOTS vor nahezu perfekten platzierten Breaks, die Songs wie „Aristocratic Sex Magick“ oder den Rausschmeißer „Trinovantes“ zu einer wahren Achterbahnfahrt der Gefühle machen. Kombiniert mit modernen Keyboard-Einsprengseln, rauen Growls, ein peitschenden Drum und orchestralen Arrangements erfinden Imperial Vengeance das Rad damit nicht mal im Ansatz neu, beweisen sich jedoch als Künstler darin, es äußerst unterhaltsam zu bewegen.
Entsprechend angetan bin ich summa summarum von diesem Album. Langjährige Erfahrung bei den Düster-Metallern von Cradle of Filth, wie sie Charles Edward-Alexander vorweisen kann, machen sich bezahlt – entsprechend professionell präsentieren sich Imperial Vengeance auf ihrem ersten Output und lassen im Rausch von Geschwindigkeit und Epik kaum Fragen oder Wünsche offen. Außer vielleicht: Wie soll das für Album Nr. 2 getoppt werden?
Tracklist:
01. The Drop
02. 6th Airborne Division
03. Aristocratic Sex Magick
04. Unto That End
05. At the Going Down of the Sun
06. From Childhood's Hour
07. Cwn Anwwn
08. Jus Ad Bellum
09. Theory of the Grotesque
10. Trinovantes