So richtig emanzipiert hat er sich noch nicht, der Osten Europas – zumindest, was den Metal anbelangt. Die Szene lebt, ohne Zweifel, das beweisen Acts wie Vader, Arkona und Behemoth in schöner Regelmäßigkeit auch international, doch im Hintergrund stehen tausende weiterer Bands in den Startlöchern, deren Namen in den westlichen Staaten zu großen Teilen völlig unbeschriebene Blätter darstellen. Eine davon: Corrupted Melody aus der Slowakei. Auch wenn die 7 Slowaken seit 1995 den Ostblock unsicher machen und bislang zwei ausführliche Demos veröffentlicht haben, so kennt sie hier zu gut deutsch kein Schwein. Besser spät als nie steht nun mit „Inner I“ das erste Album hinter den Ladentheken.
Auf diesem zelebrieren die Slowaken „Atmospheric Mystic Metal“ - eine Beschreibung, die auf den ersten Blick wie eine typische Dark oder Black Metal Umschreibung wirkt, die sich irgendein schlauer Marketing Fuchs ersonnen hat. Dem ist zum Glück nicht so. Stattdessen enthält „Inner I“ eine wirkliche innovative Mischung aus Dark, Black, Gothic und sogar Symphonic Elementen, die sich vor allem durch eine deutlich progressive Ausrichtung auszeichnen. Ohne große Angst vor den Folgen reihen Corrupted Melody Riff an Riff und Break an Break und machen es dem Hörer so teilweise richtig gehend schwer, die Grundstruktur eines Songs zu erfassen. Dabei vergessen sie jedoch nie die atmosphärisch episch dunkle Ausrichtung, ein weiterer markanter Punkt im Sound der Slowaken. Dafür verantwortlich zeigen sich vor allem das Keyboard und der stellenweise an Cradle of Filth erinnernde Gesang. An dieser Position bemühen sich Juraj Žember und Miriam Kostrová in einem permanenten Wettstreit um die Gunst des Hörers. Tiefe Growls werden von hohen weiblichem Gesang abgelöst, um in hoch gekrächzte Screams über zuleiten. Dabei klingt der weibliche Gesang teilweise zu flach und drucklos, während Zember phasenweise übersteuert. Insgesamt kann der Gesang leider noch nicht den Gänsehautfaktor erreichen, wie er zum Beispiel zu CoF's „Nymphetamine“ unweigerlich dazu gehört. Ausbesserungsbedarf gibt es leider nicht nur in Puncto Gesang. Wie es bei Pionieren häufig der Fall ist, so würde auch „Inner I“ wesentlich mehr Kompaktheit gut zu Gesicht stehen. Mehr songinterne Höhepunkte, weniger Füllmaterial – einfach mehr Sicherheit auf den bewanderten Pfaden.
Dass Corrupted Melody das Potential dazu haben, hört man „Inner I“ ohne Zweifel an. Auch wenn dieses noch ein gutes Stück von Perfektion entfernt ist, so bietet es trotzdem eine Fülle an epischen Lichtblitzen, die Lust auf mehr machen. Einen Höreindruck zu gewinnen kann also auf keinen Fall schaden: Diese Scheibe kann anstrengend sein - sie enthält aber gleichzeitig genügend schöne Momente, um dafür zu entschädigen.
Tracklist:
01. Rebellion
02. Balance
03. Hearth of Sphinx
04. Messenger
05. Inbetween
06. Embrace of Waters
07. Charon
08. Never
09. Imaginata
10. Birth of Goddess