Schon 1994 erschien eine Demo der Band Sólstafir, die laut Kritiken an Burzum erinnert. 15 Jahre und drei EPs sowie zwei Alben später erscheint nun "Köld", das dritte Full-Length Album. Der Begriff Full-Length steht bei einer Spielzeit von über 70 Minuten zu Recht. Wie die Musik der 4 Isländer aus Reykjavík sich anhört wird sich zeigen.
Wow. Was man von Sólstafir serviert bekommt, ist mehr als nur Viking Metal. Eigentlich verstehe ich gar nicht warum die Musik der Mannen überhaupt so bezeichnet wird. Für meine Ohren ist das eher depressiver Post-Rock oder so etwas in der Art. Auf jeden Fall ist hier eine Stunde vertonte Verzweiflung zu finden. Mit Burzum hat das Hörerlebnis meiner Meinung nach nichts zu tun, auch wenn sich hier und da mal Black Metal Riffs einschleichen. Überhaupt schleichen sich Riffs der verschiedensten Genres ein, was sehr viel Abwechslung und somit Unterhaltung beschert. Post Rock, Psychedelic Rock, Doom, Black Metal - all diese Spielarten verstecken sich irgendwo.
Da wäre zum Beispiel der "Necrologue", ein schwerfälliges Doom Lied, sehr basslastig und mit Cleangesang versehen. "She Destroys Again" dagegen ist ein treibendes, rockiges Lied, wo die Verzweiflung nicht ganz so krass rüberkommt. Ganz anders als bei "Pale Rider", allein das Geschrei des Sängers lässt einem das Blut in den Adern gefrieren. Als habe der Sänger gerade vom Tod einer nahestehenden Person gehört, schreit er sich den Schmerz aus der Seele.
Die Instrumentalfraktion versucht wie schon angesprochen mit verschiedensten Einflüssen diese Stimmung zu untermauern, was auch gelingt. Meistens eher langsam schieben die Songs sich ins Gehör und hinterlassen ein Gefühl von Leere. Vielleicht kommt das daher, dass der ständige Bass nach dem Hören seine Spuren hinterlässt. Es könnte natürlich auch an dem intelligent eingesetzten Drumming liegen oder natürlich an den depressiven Gitarren.
Ist ja auch vollkommen egal, die CD erfüllt jedenfalls ihren Zweck.
Ein episches, depressives Album für Leute, die Zeit und Lust haben sich auf Musik einzulassen? Definitiv. Zudem ist dank der vielen Genreübergriffe auch für jedermann etwas dabei, selbst vor etwas Punk wird kein Halt gemacht. Ich empfehle auf alle Fälle zuzugreifen!
Tracklist:
01. 78 Days In The Desert
02. Köld
03. Pale Rider
04. She Destroys Again
05. Necrologue
06. World Void Of Souls
07. Love Is The Devil And I Am In Love
08. Goddess Of The Ages