Wem bei „Mothra“ zunächst die verbissene, oftmals siegreiche, Feindin Godzillas vor Augen schwebt, dem sei gesagt, dass ich keinen Schinken aus den 60ern rezensiere, sondern hier von feinstem Death Metal/Mathcore aus Polen die Rede ist. „Mothra“ tourten bereits mit Napalm Death, Suffocation und Maroon und haben schon 2 Musikvideos auf den Markt geworfen (anders als in den Filmen mit der großen, grünen Echse sind hier Bild und Ton sogar synchron). Nun könnten die Jungs es schaffen auch internationalen Erfolg zu erreichen.
„Dyes“ lautet der Titel der zweiten LP, der fast 9 Jahre alten Band aus Schlesien und beinhaltet 7 Songs(und einen Hidden track) voller Brutalität, Taktwechseln und Riffs, die anspruchsvoll und bedrückend klingen. Das musikalische Talent ist bei keinem der Bandmitglieder abzusprechen, besonders auf rhythmischer Ebene wird hier ganze Arbeit geleistet, aber nicht im Sinne des bloßen „zum mitnicken bringen“, sondern viel mehr in der Art und Weise nach der man sich einen 4/4 Takt vornimmt und ihn bis zur Unkenntlichkeit aufbricht, mit kürzesten Pausen vollpumpt und es trotzdem noch schafft darüber beklemmende und chaotische Riffs zu zaubern.
Auf „Dyes“ findet sich keine Songstruktur zwei Mal, was für Abwechslung beim Hören sorgt, leider lässt sich aber auch kein stringent durchgezogenes Konzept erkennen. Die Songtexte könnten hier eventuell das Bindeglied darstellen, diese liegen mir aber nicht vor und selbst wenn sie es täten wären die Vocals immer noch nur in lediglich einem Lied („Octarine“) wirklich verständlich, also kann man „Dyes“ auch getrost in kleinen Portionen genießen. Als Hörtipp lege ich zum einen „Fullgin A“ und zum anderen „Grue“ (auf Myspace zu hören) nahe, da hier am eindrucksvollsten die Fähigkeiten der Einzelnen Musiker und der Sound der Platte rüberkommen.
Cleangesang bleibt völlig aus, ebenso wie Soli in denen man das Gefühl verliert, dass man einer kompletten Band und nicht einem einzelnen Musiker lauscht. Ob dies positive oder negative Aspekte sind bleibt jedem selbst überlassen, ich finde es allerdings sehr erfrischend, in einer Zeit in der mehr und mehr Bands ihre Songs scheinbar nach Rezept schreiben, mal wieder Musik auf die Ohren zu bekommen die das Prädikat „einzigartig“ verdient.
Allerdings ist „Mothra“s Musik, wie sich vielleicht vermuten lässt, keine leichte Kost und es bedarf einer recht langen Zeitspanne bis man sich eingehört hat. Diese beiden Eigenschaften sprechen nicht für die Massentauglichkeit dieser Musik und ich muss zugeben ich war nach den ersten paar Minuten selbst abgeschreckt, aber je mehr ich mich auf die Musik einließ desto besser gefiel sie mir.
„Mothra“ schaffen hier eine Scheibe mit der sich „Cannibal Corpse“ und „Dillinger Escape Plan“ Anhänger gleichermaßen anfreunden können und behalten trotzdem ihren mathematisch verwirrenden Charme, was ihnen das heute so wichtige, prägnante Image verleiht. Es bleibt nur übrig den Jungs viel Erfolg und eine internationale Hörerschaft zu wünschen.
Tracklist:
01.Squant
02.Hooloovoo
03.Octarine
04.Grue
05.Bleen
06.Fullgin A
07.Fullgin B