Aorta: Die Hauptschlagader. Die, mit dreißig oder vierzig cm Länge, größte Arterie des menschlichen Körpers. Sich als Band nach dieser, für den Menschen unersetzbaren, Schlagader zu benennen, zeugt von großem – ja, von was eigentlich? Die immense Bedeutung der Aorta zu erreichen, kann man wohl getrost als ein unlösbares Ziel ansehen. Ist diese Namensgebung also naiv oder größenwahnsinnig oder bin ich einfach zu dumm, den eigentlichen Sinn zu verstehen? Keine Ahnung ist im Grunde aber auch völlig egal, da wir die vier kreativen Köpfe hinter diesem Namen besser an ihren Taten als an ihrem Namen messen. Mit „Stille Omen“ steht seit dem 18.01 dieses Jahres der zweite Output der Progressive Deathcoreler aus Schwerin hinter den Theken, auf den ich nun einen genaueren Blick werfe.
Nach einigen Durchläufen muss ich sagen, dass sich die Band besser „Kammerflimmern“ genannt hätte. Statt dem ruhigen, regelmäßigen, strukturierten Bluttransport der Hauptschlagader, servieren uns die 5 Mannen von Aorta ein handfestes Chaos. Da prallen musikalische Welten aufeinander: Grindcore nimmt Melodic Death Metal bei der Hand, während sich Death und Black Metal mit Hard- und Metalcore im fröhlichen Reigen drehen. Dass dieses Gemisch durchaus funktionieren kann, haben die Norweger von She said destroy erst kürzlich bewiesen. Allerdings haben diese auch ein deutlich ausgeprägteres Feingefühl an den Tag gelegt und dem Hörer mit eingängigen Passagen immer tiefer in ihr Labyrinth geködert. Darauf verzichten die vier Schweriner und knallen dem Hörer „Stille Omen“ die unterschiedlichsten Stile an die Rübe. Knallen ist in diesem Kontext sogar wortwörtlich zu verstehen – grazile Übergänge?! Was für Pussies! Dadurch lassen die Songs oftmals Struktur vermissen. Was nützt mir ein wahrer Ohrwurmpart, wenn ich mir meinen Weg zu diesem mit der „Axt“ bahnen muss?
Auf der positiven Seite können Aorta vor allem durch ihre Texte punkten. Zum einen sind die bis auf wenige Ausnahmen auf Deutsch verfasst, zum anderen handelt es sich dabei nicht nur um inhaltsleere Floskeln. Wenn das Soundgewand jetzt noch ein bisschen transparenter ausfallen würde, würden diese viel mehr zur Geltung kommen.
Kein Zweifel: Die vier Köpfe hinter Aorta haben mächtig was aufm Kasten, müssen ihre Arrangements nur noch besser aufeinander abstimmen. „Stille Omen“ zeigt durchaus interessante Ansätze, lässt nur leider einen roten Faden vermissen. Wer auf anspruchsvollen Deathcore steht und keine CD zum Nebenher-Hören sucht, der könnte mit „Stille Omen“ genau richtig liegen. Für den ersten Höreindruck im Laden oder auf Myspace wären vor allem „Endorphin“ ( relativ leicht zugänglich ), „Massaker“ oder „Blutknecht“ zu empfehlen.
Tracklist:
01. Kopfschuss
02.Scizophren
03. Endorphin
04. Prolog
05. Massaker
06. Candlelight Dinner
07. Infarkt
08. Blutknecht
09. Leichenholz
10. Axt