Es ist wirklich schwer Näheres zur Biographie von The Faceless herauszufinden als ihre Diskographie. Das Einzige was ich herausgefunden habe ist, dass die 5 aus Los Angeles kommen, dort 2006 eine Demo veröffentlichten, welche ihnen einen Plattendeal bei Sumerian Records einbrachte. Über dieses Label wurde noch im selben Jahr das Debüt Album "Akeldama" in die Läden gebracht. Nun folgt in diesem Jahr mit "Planetary Duality" der zweite Langspieler.
Gleich vorweg: The Faceless liefern uns hier sicher keine leichte Kost. Geboten wird extrem anspruchsvoller technischer Death Metal mit sehr progressiven Einschlägen. Gleich das Intro bietet uns fast einen gesamten Einblick auf die kommenden 30 Minuten. Technisch extreme Riffs, coole Breaks, fiese Growls, ein melodisches Solo, welches trotzdem zu der Musik passt (Ich denke da gerade an die Kollegen von Deicide, die das teilweise nicht ganz so gut raus hatten) und auch der Vocoder kommt schon zum Einsatz. Ja ein Vocoder. Hier mal ein Satz aus der Wikipedia zum Thema Vocoder: „Durch Kombination verschiedener Eingangssignale und technischen Manipulationen sind vielfältige Soundmöglichkeiten mit der menschlichen Stimme (z. B. Roboter- oder Micky-Maus-Stimmen), aber auch verschiedene Instrumentaleffekte erreichbar.“(Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Vocoder#Musikpraxis) . In unserem Fall verwendet man die Roboter Stimme und ich muss sagen, auch wenn das zum allgemeinen Thema der Platte passt, nervt mich dieser Vocoder doch gewaltig und selbst nach vielfachem durchhören konnte ich mich nicht mit diesem anfreunden.
Aber gehen wir weg von den technischen Hilfsmitteln und kommen zur Musik, denn diese hat einiges zu bieten.
Im Großen und Ganzen würde ich das Album in zwei Abschnitte einteilen. Der erste Teil ist geprägt von technisch versiertem Gitarrenspiel, gepaart mit einer unglaublichen Vielfalt an Riffs, dass The Faceless in zwei Liedern so viele Riffs verballern, wie manch andere Band auf einem ganzem Album. Auch der Vocoder kommt viel zum Einsatz. Das alles in Kombination erweckt einen fast unmenschlichen Eindruck, was es verdammt schwer macht diesen ersten Teil anzuhören. „The Ancient Covenant“ zum Beispiel beginnt mit einem verdammt technischen Riff, was eine andere Band niemals in einen Song eingebaut hätte, da man dieses fast nur als technische Übung beschreiben kann. Es folgt ein sehr melodisches Riff, was wiederum einen völlig anderen Eindruck in die Musik bringt. Eine kurze Pause und es wird uns ein Death Metal Break um die Ohren gehauen, bevor man zum ersten Riff zurückkehrt, erneut einen Break einbaut…Ich könnte so noch fünf Minuten weiter erzählen, aber ich denke es ist klar geworden was ich sagen wollte.
Beim ersten Auflegen der Scheibe konnte ich mir das nicht lange anhören. Erst mit der Zeit konnte ich mich auf diesen Teil der Platte richtig einlassen und bin inzwischen extrem begeistert von dieser Vielfalt. Ich muss ehrlich gestehen, dass mir beim ersten Mal mehrfach Dinge durch den Kopf schossen wie „Mein Gott ist das krank“ oder „Waren die auf LSD als die das geschrieben haben?“. Das Ganze wird auch unterstützt durch den kurzen akustischen Einwurf „Shape Shifters“, welcher ebenfalls wie ein Trip auf LSD klingt. „Coldly Calculated Design“ zählt auch noch zum zweiten Teil, legt aber eher Wert auf progressive Elemente, als auf technisch anspruchsvolles Gitarrenspiel. Besonders positiv fällt hier der Cleangesang auf, welcher wirklich gut gelungen ist und sehr gut eingebaut wurde in das Death Metal Gewitter ringsum.
Insgesamt lässt sich also sagen, dass man sich in den ersten Teil einfach reinhören muss, bevor er sich einem erschließt und man seine Freude an ihm haben kann.
Der zweite Teil ist wesentlich atmosphärischer. Hier verwendet Sänger Demon Carcass neben seinen Growls sowohl ein tiefes Krächzen, zum Beispiel in „Xenochrist“, als auch ein heiseres Schreien, in „Sons of Belial“, was dem Gesang wesentlich mehr Abwechslung gibt. Auch ist die Gitarrenarbeit wesentlich leichter anzuhören(was nicht heißt, dass sie leichter zu spielen sei). Es werden ebenfalls akustische Momente direkt in die Songs eingebaut, zum eine durch Keyboard Einsätze in „Xenochrist“ und „Legion of the Serpant“ und zum anderen durch den Einsatz von cleanen E-Gitarren. Auch nimmt man hier teilweise das Tempo raus, was dem Ganzen eine sehr geniale Atmosphäre verpasst.
Dieser zweite Teil ist eher „normaler“ Death Metal mit extrem viel Atmosphäre, was extrem zu gefallen weiß und mit „Legion of the Serpent“, „Sons of Belial“ und „Xenochrist“ drei Death Metal Tracks beinhaltet, die zu den besten gehören, welche ich jemals vernommen habe.
Was lässt sich unter dem Strich sagen? Die 5 Kalifornier liefern uns hier ein Album für das man sich viel Zeit lassen muss, um es richtig aufnehmen zu können, aber diese Arbeit lohnt sich auf jedenfall. Wer sich also Zeit lassen kann, sich hierauf einzulassen sollte unbedingt zugreifen. Alle anderen sollten lieber die Finger von "Planetary Duality" lassen, denn obwohl es jetzt nicht so klang braucht auch der zweite Teil seine Zeit um seine Wirkung zu entfalten.
Tracklist:
01. Prison Break
02. The Ancient Covenant
03. Shape Shifters
04. Coldly Calculated Design
05. Xenochrist
06. Sons of Belial
07. Legion of the Serpent
08. Planetary Duality I - Hideous Revelation
09. Planetary Duality II - A Prophesies Fruition