Wer sich im Black Metal auskennt weiß, dass es schwierig ist, wirklich gute deutsche Bands zu finden. Imperium Dekadenz versuchen diesen Ruf nun mit ihrem zweiten Langspieler „Dämmerung der Szenarien“ zu erlangen, welcher schon 2007 veröffentlicht wurde. Allerdings bin ich leider erst kürzlich auf diese Band aufmerksam geworden, als sie für das Wolfszeit-Festival dieses Jahr bestätigt wurden.
Für Black Metal recht ungewöhnlich fällt sofort auf, dass gleich vier der zehn Tracks instrumentale Stücke sind. Das Intro wird eingeleitet durch sehr ambiente Klänge, bis schließlich die cleane E-Gitarre einsetzt. Die Melodie die geboten wird ist einfach todtraurig und spätestens wenn Sänger Horaz seine flüsternde Stimme erhebt, kann man die Gänsehaut nicht mehr unterdrücken. Der perfekte Einstand.
Es kommen nun immer zwei „normale“ Titel gefolgt von einem Titel mit ruhigen akustischen Klängen. Insgesamt schlägt man ein ziemlich langsames Tempo an, mit dem eine unglaubliche Kälte erzeugt wird, so dass meine Gänsehaut beim ersten Durchlauf kaum zu bändigen ist. Akustische Einwürfe sorgen für gute Abwechslung und die rechte Stimmung. So kann man die Trauer des Begräbniszuges in der ruhigen Passage in der Mitte von „Staub und Erinnerungen“ fast greifen, genauso wie den Hass in dem Riff direkt danach der durch die Worte: „Das Buch der Irrtümer findet Worte kalt wie Schnee“ perfekt wiedergegeben wird.
Nach einiger Zeit merkt man jedoch, dass uns hier nicht nur die absolute Kälte geboten wird, sondern das diese von so wunderschönen Melodien untermalt wird, zum Beispiel in „Der Dolch im Gewande“, dass man sich fragt, wie dieses Duo trotzdem diese unglaubliche Atomsphäre erzeugen kann. Auch die vier instrumentalen Stücke unterstützen diese Atmosphäre perfekt und wirken in keinem Fall störend. Einfach wunderschöne, süße Melancholie, wie zum Beispiel in „Harmatia“, welches mir dieses Mal sogar fast die Tränen in die Augen schießen lässt.
Leider muss ich auch ein kleines bisschen Kritik üben. Dadurch, dass man sich die Messlatte am Anfang des Albums mit unglaublich genialen Songs wie „Staub und Erinnerungen“ und „Der Dolch im Gewande“, sehr hoch gelegt hat, fällt die Mitte leider etwas schwächer ab. Irgendwie weiß der Funke bei „Hordes from the Dark Star“ oder „Nebelbrandung“ zumindest bei mir nicht so recht überzuspringen. Versteht mich nicht falsch, diese beiden sind auch sehr, sehr gute Songs, nur leider nicht so gut wie der Anfang des Albums. Die im Anschluss folgenden Titel „Reich der fahlen Seelen“ und „The Night Whispers to the Wise“ sind aber wieder auf diesem hohen Niveau.
Der Abschluss des Albums, fällt mit „Waiting“ etwas aus dem Rahmen, denn hier wird zum ersten Mal das Klavier verwendet, stellt jedoch einen schönen Ausklang dar.
„Imperium Dekadenz“ beweisen mit „Dämmerung der Szenarien“, dass sie dem Ruf einer sehr guten deutschen Black Metal-Band mehr als gerecht werden. Wenn man bedenkt, dass dies erst das zweite Album der beiden Schwarzwälder ist, kann man nur eine glorreiche Zukunft erwarten und sich auf den dritten Langspieler freuen!
Tracklist:
01. Into Breathless Sleep
02. Der Dolch im Gewande
03. Staub und Erinnerungen
04. Dämmerung der Szenarien
05. Hordes from the Dark Star
06. Nebelbrandung
07. Harmatia
08. Reich der Fahlen Seelen
09. The Night Whispers to the Wise
10. Waiting