Wer aufgrund von beteiligiten Musikern wie Gaahl oder Einar Selvik hier irgendeine Art von Geballer erwartet, der könnte hier nicht falscher liegen. Die Musik von Wardruna ist genau so ruhig und schlicht wie das Cover ihres jetzt erschienenen Debutalbums „Gap Var Ginnunga“.
Anfangs hatte ich mit dieser CD so meine Probleme. Ich habe nichts gegen Folk, ganz im Gegenteil, aber das war mir irgendwie zu ruhig und unspektakulär. Jetzt kann ich mich kaum noch davon losreißen. Das Ganze kommt wohl daher, dass Wardruna einfach keine Musik machen, die man nebenher hören kann; man muss sich richtiggehend drin versenken und sich öffnen, um was davon zu haben. Das klingt jetzt nach Drogen- und/oder Esotherikgefasel, lacht nur, aber probiert es mal aus. Es ist so.
Aber jetzt mal zum Eigentlichen: Die Musik ist genauso vielschichtig wie schlicht. Ein Haufen monotoner und weniger monotoner Folk-Instumente aus Skandinavien, Fiddle, diverse Pfeifen und Ähnliches seien hier stellvertretend für diese Masse genannt. Dazu gesellen sich Naturgeräusche wie rauschende Bäume, plätscherndes Wasser oder singende Vögel. Und auch der Gesang verdient Erwähnung: Teilweise erinnert er an irgendwelche schamanistischen Beschwörungsgesänge, dann sind es mal monoton gesprochene Textpassagen, vielleicht auch irgenwelche Mönchschöre, oder – über weite Strecken – gar keiner.
Wirklich einen Track hervorzuheben fällt schwer, aber denen, die ich jetzt neugierig gemacht hab, möchte ich zum Probehören mal das irgendwo zwischen Melancholie und Aufbruchsstimmung steckende „Jara“, das irgendwie 'höhlig' klingende „Kauna“ und das monoton-schwermütige „Hagall“ ans Herz legen.
Wer mal einen kleinen Ausgleich zum üblichen Geholze sucht und sich auf ein musikalisches Wagniss einlassen möchte, der sollte sich mal nach diesem Album umschauen. Aber Achtung, wie gesagt: man muss sich auch wirklich drauf einlassen – sowohl können als auch wollen.
Tracklist:
01. Ar Var Alde
02. Hagall
03. Bjarkan
04. Loyndomsriss
05. Heimta Thurs
06. Thurs
07. Jara
08 Laukr
09. Kauna
10. Algir – Stein Klanar
11. Algir - Tognatale
12. Dagr
(9/10)
