Doro - Herzblut [Heavy Metal / 2008]

Doro Pesch gehört sicherlich zu den größten Symbolfiguren des klassischen Heavy Metal. Satte 25 Jahre ist die gebürtige Düsseldorferin schon im Geschäft, ein Umstand den sie vergangenes Jahr unter großem „Tata“ im Düsseldorfer ISS-Dome feierte. Die Liste der Gäste ist lang und reicht von Klaus Meine und Rudolf Schenker (dürften von den Scorpions bekannt sein) über Ex-Nightwish Sängerin Tarja bis hin zu Angela Gossow und ihren Mannen von Arch Enemy. Damit hat Doro ihr Pulver jedoch noch lange nicht verschossen – mit dem nächsten Album „Fear No Evil“ geht’s weiter im Sauseschritt. Ein solches Album will natürlich anständig promotet werden und so serviert uns die Lady mit „Herzblut“ ein erstes Apettithäppchen, das hoffentlich Lust auf mehr macht.

Darauf enthalten sind insgesamt 6 Tracks: Zum einen die Ballade „Herzblut“ in gleich 5 verschiedenen Ausführungen und zum anderen mit „Share my Fate“ ein rockigerer Rausschmeißer, der nicht auf dem kommenden Album enthalten sein wird. Das Titelstück ist dabei eine sehr persönliche Nummer, welche den Stellenwert der Musik in Doros Leben beschreibt und auf der anderen Seite ein Versprechen an die Fans darstellt, immer alles für diese zu geben. So weit, so gut. Auf der Nörgler-Seite muss ich jedoch auch vermerken, dass „Herzblut“ Züge von „Für immer“ enthält und im Hinblick auf das gesamte Album zu den eher schwächeren Nummern gehört. Doro bewegt sich während des ganzen Songs auf einem schmalen Grad zwischen Kitsch und Authentizität und leistet sich leider auch einige Fehltritte in Richtung Kitsch. Nun gut, ist im Hinblick auf das Album kein Problem, schließlich dürfte jeder Player mit einer „Skip“-Taste ausgestattet sein. Auf dieser Single wird’s jedoch leider problematisch. Dies liegt daran, dass keine der insgesamt fünf verschiedenen Versionen in irgendeiner Weise eine Neuinterpretation des Stoffes darstellt. Vielmehr ist die Album-Version lediglich eine Minute länger, als die Single-Auskopplung und fällt auch im Gesamtbild der Single sehr ähnlich aus. Die nachfolgenden drei Varianten beinhalten zu allem Überfluss nur Änderungen auf sprachlicher Ebene, so dass mir spätestens nach der französischen Version die Lust auf mehr Herzblut ausgeht. Für den spanischen/französischen/portugiesischen Fan mag es vielleicht interessant sein, seine Queen auch in seiner Muttersprache singen zu hören – für den deutschen Fan sind diese drei Versionen jedoch belanglos. Erschwerend kommt hier hinzu, dass nur die französische Version eine vollständige Übersetzung des Textes beinhaltet. Wäre es nicht sinnvoller gewesen, vier Versionen für die vier Länder zu releasen und dann anstelle der übrigen Sprachversionen ein paar fetzige Remixe auf diese Single zu packen? - Ich lasse diese Frage im Raum stehen. Nach insgesamt 21 Minuten ist auf jeden Fall genug Herzblut geflossen und auf „Share my Fate“ präsentiert Doro wieder ihre rockige Seite. Mit Chören und Donnergrollen im Hintergrund stellt dieser Track einen gelungenen, wenn auch nicht herausragenden, Rausschmeißer einer weniger gelungenen Maxi dar und ist einer der wenigen Gründe im heimischen Plattenladen doch zu zugreifen.

Eigentlich dürfte ich „Herzblut“ gar keine Wertung aufs Auge drücken, da ich diese Scheibe nicht im Vergleich zu den übrigen Alben betrachten kann. Doch muss ich mich für eine Punktzahl entscheiden und da bleiben insgesamt nicht mehr als vier Punkte über. Die gute Doro hat es sicherlich nur gut mit ihren Fans gemeint, wollte jedem Land eine persönliche Variante ihres Herzblutes darbieten, schafft es damit jedoch nicht ein Land vollständig zufrieden zu stellen. „Herzblut“ mag zwar eine sehr persönliche Nummer sein und ich nehme es Doro in jeder Hinsicht ab, dass sie sich und ihre Musik so versteht, allerdings driftet besagte Nummer leider zu häufig in die Kitsch-Ecke ab. Allen Fans empfehle ich das Warten auf „Fear No Evil“ - es lohnt sich. Wer der Vollständigkeit halber auch dieses Werk in die Vitrine stellen möchte, der möge jetzt trotzdem in den Plattenladen rennen; mehr als Sammlerwert besitzt „Herzblut“ leider nicht.


Tracklist:
01. Herzblut (Single Version)
02. Herzblut (Album Version)
03. Herzblut (French Version)
04. Herzblut (Spanish Version)
05. Herzblut (Portuguese Version)
06. Share my fate (Exklusiv)

  (4/10)