Ingrimm sind eine deutsche Mittelalter-Rockband. Die vier Jungs und das Mädel verehren die Vorreiter dieses Genres und sind sich durchaus bewusst, dass sie nichts bahnbrechendes erschaffen durch ihr Genre, aber weil es ihnen Spaß macht, reihen sie sich auch in die Meute der Spielleute ein, allerdings ohne sich großartig in mittelalterliche Gewänder zu schmeißen. Sie sind einfach sie selbst geblieben und spielen eben diese Art von Rock.
Nach dem ersten Hördurchgang dachte ich mir "Mein Gott, was für ein billiger In Extremo- und (neue) Apokalyptische Reiterabklatsch und dazu auch noch dieser grauenvolle Gesang". Nach dem zweiten Mal war ich schon nicht mehr ganz so skeptisch, doch spätestens beim dritten Hören hat mich die Musik mitgerissen. Hab ich in der Einleitung tatsächlich Rockmusik geschrieben? Vergesst es, Ingrimm spielen Metal mit allem was dazugehört und ein bisschen mehr. Harte Riffs, treibendes Schlagzeug und Gitarrensoli, dazu kommen natürlich eingängige Melodien von Dudelsäcken, Flöten, Drehleiern und ähnlichem. Gerade die Stimme des Sängers, die ich anfangs unmöglich fand, hat es mir inzwischen am meisten angetan. Hin und wieder, in "Ingrimm" zum Beispiel, kommen keifende Black Metal Schreie zum Zug, zwar nur hin und wieder mal ein Schrei, aber es bringt Härte. Dazu singt er durchweg abwechslungsreich, aggressiv und melodisch. Das erwähnte Lied würde ich zudem als Highlight der Platte abstempeln. Im Gegensatz zu den harten, fröhlichen Nummern steht "Der Stern", die obligatorische Ballade. Auch diese ist gut gelungen, auch wenn ich schon Balladen mit mehr Gefühl gehört hab. Gerade hier erinnert der Gesang an Fuchs von den Reitern, das mag für den ein oder anderen ein positiver Aspekt der Platte sein, aber seid euch bewusst, dass Fenris, der Ingrimm-Sänger (nicht verwechseln mit Fenriz von DarkThrone), auch anders kann. Natürlich sind auch die Parallelen zu In Extremo oder Subway to Sally nicht von der Hand zu weisen, aber trotzdem hört man genug eigenes Potential heraus.
Ingrimm empfehle ich jedem Mittelalter-Fan, dem die genannten Bands zu kommerziell sind. Sehr gute Musik, wo hin und wieder sogar auch mal Double-Bass und Geschrei ausgepackt wird. Unbedingt reinhören, auch öfter, sollte die CD nicht sofort zünden. Ihr werdet es nicht bereuen.
Tracklist:
01. Vogelfrei
02. Krieger
03. Ingrimm
04. Todgeweiht
05. Der letzte Tanz
06. Teufelsweib
07. Narrentraum
08. Der Stern
09. Sündig Fleisch
10. Rot
11. Diaboli