Kind, Rockstar, Junkie, streng gläubiger Christ – ist das nicht mal 'ne interessante Biographie? Die Rede ist natürlich von Brian Welch, vielen besser unter dem Pseudonym „Head“ bekannt. Feierte er in den 90ger Jahren noch große Erfolge mit KoRn, folgte 2005 der Ausstieg. Grund dafür unter anderem: Die neu gewonnene Religiösität. So weit geht der Glaube des ehmaligen Lead-Gitarristen, dass er sich Jesus-Bilder in die Hände stechen lässt, damit ihn diese vom masturbieren abhalten. Nach zwei Büchern über seinen Ausstieg, die Drogensucht und vor allem den Weg zu Gott, folgt nun das Solo – Debut Album „Save me from myself“. Was erwartet euch nun auf diesem? Ein metallisches Vater – Unser? Ein Bekehrungsversuch der doch stark atheistisch geprägten Szene?
Wenn ich alles richtig verstanden habe, geht die CD wirklich in diese Richtung. Welch erzählt Geschichten aus dem trostlosen Leben, die zu einem, so der Pressetext, den Hörer moralisch verbessernden Ergebnis kommen. Dies wird auch im Video zu „Flush“ sehr deutlich: Zu Beginn sprechen Drogenabhängige über ihre Sucht und am Ende des Videos erzählen eben diese Personen, wie gut sie sich nun ohne Drogen fühlen. Dass hierbei der Begriff „Gott“ eine tragende Rolle spielt, brauch ich nicht extra zu erwähnen, oder?
Den musikalischen Background mischt Head aus Elementen aus Industrial Rock, Nu Metal und einem Schuss Dark Metal zusammen. Hier kämen mir spontan KoRn, Pain und teilweise sogar die Deathstars als ähnlich klingende Formationen in den Sinn. Dabei ist der Fokus eindeutig auf Eingängigkeit gelegt, komplexere Song-Strukturen findet man in keiner der insgesamt 11 Nummern. Dies ist allerdings nicht wirklich zu bemängeln, hat Welch doch ein sehr feines Nässchen für Ohrwürmer verschiedenster Art. Doch auch auf einen längeren Zeitraum kann diese CD punkten. Dies liegt vor allem an der Authenzität der Stimmung und der Vielfalt von beschriebenen Gefühlen. Jeder einzelne Song wirkt auf seine Weise beklemmend, resignierend, wütend, melancholisch und doch hoffnungsvoll und stellt somit eine akkustische Reise durch die Gefühlswelten des Brian Welch dar. Diese eher düstere und negative Atmosphäre wird durch perfekt eingefügte Synths dezent unterstrichen und verstärkt so den Eindruck eines vollständigen Seelenstripteases.
3 Jahre hat Head sich für dieses Album Zeit gelassen. 3 Jahre, die er nicht hätte besser nutzen können. Wer sich auch gefragt hat, wo die Tiefe, die Atmosphäre, die Dichte in den letzten Jahren bei KoRn geblieben ist, der !muss! hier ein Ohr riskieren. 61 Minuten flüstert, singt und brüllt sich Welch durch insgesamt 11 Songs und zeichnet ein beklemmendes Portrait der modernen Gesellschaft!
Daumen hoch, die erste Hürde ist genommen!
Tracklist:
01. L.O.V.E.
02. Flush
03. Loyalty
04. Re-Bel
05. Home
06. Save Me From Myself
07. Die Religion Die
08. Adonai
09. Money
10. Shake
11. Washed By Blood