Die sechs Lichter Merlons haben sich die letzen drei Jahre mit diesem Output beschäftigt. Ihr Ziel ist und war es, alle Facetten der Lust, welche den Titel bildet, zu zeigen.
Die Thematik der Lust ist schon am Cover der Platte auszumachen, welches in verzerrter und farblich verändeter Weise eine weibliche Brust und eine Hand andeutet. Diese Aufmachung zieht sich durch's gesamte Booklet, indem auf übersichtliche Darstellung der Texte verzichtet wird, um stattdessen die Hälfte der Seiten mit stark zungenbetonten "Kussbildern" zu füllen. Über Geschmack lässt sich ja bekanntlich streiten, doch hätte man es vielleicht dezenter gestalten können. Aber nun gut, es muss ja auch direkte Bands geben, wobei dabei natürlich kein Interpretationsspielraum bleibt. Die Texte sprechen Themen wie Liebe und Sex recht unverblümt an und stehen somit in Zusammenhang mit Aufmachung und Titel.
Auffallend ist zudem, dass alle bis auf den Drummer unter anderem für den Gesang zuständig sind. Der Sound erweist sich somit auch als gesangsbetont und eher ruhig, was die Instrumente angeht. Doch der Gesang passt teilweise nicht recht bzw. ist auch ohnehin eher gesprochen als gesungen. Es kommen mit Drehleier, Pfeifen und Violine klassische Instrumente aus dem Mittelalterbereich vor. Dazu kommen E-Gitarre, Bass und Drums, die teilweise auch etwas dominanter zum Einsatz kommen, aber meist im Hintergrund bleiben. Insgesamt erscheint alles ein wenig konfus und ungeplant, ähnlich wie eine Improvisation auf einem Mittelaltermarkt, aber weniger wie eine Studioaufnahme. Teilweise sind musikalisch recht gute Stücke dabei, wie z.B.: "Weltenlauf", die aber durch den Gesang eher an Qualität verlieren als gewinnen. Die Texte sind für den mittelalterlichen Bereich meiner Meinung nach zu direkt und zu modern formuliert, passen also nicht ins Bild des Stils. Zudem sind die Zeilen redundant und vermitteln kaum etwas neues.
Mir scheint, als wolle die Band gewissermaßen die unteren Schichten des Mittelalters darstellen, die sich klar und direkt ausdrückten und ihren Spaß wollten. So finden sich wie z.B. in "Heisser als die Sünde" schnellere Parts, die durch Violine und Klatschgeräusche einen Spaßfaktor enthalten.
Ich kann mich nicht so recht mit der Platte anfreunden, da sie für mich ein zu großes musikalisches "Durcheinander" darstellt und nicht dem entspricht, was ich von Mittelalter-Metal erwarte. Das Werk kann man meiner Meinung nach nicht wirklich in die Metalschiene einordnen, denn allein das Vorkommen von E-Gitarre und Bass macht es nicht zu Metal. Für Metal besitzt es definitiv nicht genug Härte. Wer Spaß an leicht mittelalterlich angehauchter "Gute-Laune-Musik" hat, für den ist dieses Werk wohl geeignet. Wer einen Vergleich haben möchte, dem sei gesagt, dass es eher in die Richtung von Schandmaul als in die Richtung von In Extremo geht.
Tracklist:
01. Ich seh dich
02. Schenk dich mir
03. Lieb mich
04. Wie du und ich
05. Weltenlauf
06. Heißer als die Sünde
07. Frei
08. Ich würde so gerne in dir sein
09. Die Reinheit des Morgens danach
10. Sie
11. Für dich
12. Ich geh ja nicht fort