Nocte Obducta haben sich im deutschen Black Metal-Sektor durch ihre progressive Musik und intelligente Texte einen echten Kultstatus erkämpft. Leider haben sie sich aufgelöst, doch man muss nicht verzweifeln, denn der Sänger hat eine neue Band gegründet, die nun schon das zweite Album veröffentlicht: Agrypnie.
Auch bei Agrypnie legt man viel Wert auf eine druckvolle Produktion, was schonmal sehr gut gefällt. Die Riffs sind ähnlich wie bei Nocte Obducta, allerdings sind hier weniger Soli und Ambient-Parts vorhanden, was nicht heißen soll, dass sowas gar nicht vorkommt. Die Lieder sind trotz ihrer Härte voll von schönen Melodien, die entweder genretypisch sägend gespielt werden, oder auch mal mit cleaner Gitarre. Das Schlagzeug, welches auf dem Debut noch ein Computer war, jetzt aber von einem echten Menschen gespielt wird, hämmert unerbittlich dazu, wodurch eine beklemmende Atmosphäre hervorgerufen wird. Auch hier ist, wie auf dem Vorgängeralbum "F51.4", die Atmosphäre, steril, depressiv, verzweifelt, ein sehr wichtiger Bestandteil. Textlich geht es, wie meist bei Nocte Obducta und dem anderen Agrypnie-Album, um Ängste, innere Leere und den Untergang der Zivilisation. Musikalisches und textliches Konzept sind also hervorragend aufeinander abgestimmt. Die charakteristische Stimme des Sängers ist verhältnismäßig selten zu hören, wenn man sich sie Spieldauer von über einer Stunde, und die Zeit, in der gesungen, beziehungsweise geschriehen wird, ansieht. Nach dem Nackenbrecher "Mauern" wird man mit der "Last der Erinnerung" konfrontiert. Etwas später kommt nach einem Instrumental das Herzstück der CD, das "Fenster zum Hof", was mit seinen beinahe zwölf Minuten und viel Abwechlsung zurecht in der Mitte platziert ist. Mein Favorit ist allerdings "Während du schläfst", ein unglaubliche hartes Lied mit viel Vocals, groovenden Parts und einem wahnsinnigen Solo. Auch "Schwarz" hat durch seinen Keyboard-Part in der Mitte seinen Reiz.
Wer intensive, intelligente arrangierte und ausdrucksstarke Musik hören will, der sollte hier auf alle Fälle zugreifen. Freunde von Nocte Obducta sowieso. Diese Band muss man im Auge behalten.
Tracklist:
01. Mauern
02. Die Last der Erinnerung
03. Zivilisation
04. 0545
05. Fenster zum Hof
06. Wohin
07. Während du schläfst
08. Schwarz
09. R40.2
10. In den Weiten
11. Exit