Draconian haben sich im Sektor Gothic Metal ohne Kitsch, dafür aber einer Portion Doom, inzwischen ganz oben angesiedelt. Seit ihrer Demo spielen sie diese Musik und bleiben sich treu. Grund genug sich das neue Düsterwerk "Turning Season Within" mal genauer anzuhören.
So düster wie sich das Cover präsentiert, so präsentiert sich auch die Musik. Harte, aber langsame Gitarrenriffs treffen auf Doublebass und deathartige Growls. Das ist die eine Seite, auf der anderen erwarten einen filligrane Melodien, schöne Klavierklänge und engelhafter Frauengesang. Das in einem stetigen Wechsel lässt keine Langeweile aufkommen. Die Texte handeln überwiegend von gescheiterten Beziehungen und anderem Herzschmerzkram, werden aber glaubhaft vorgetragen. So gehen mir die Worte "It's the end of me and you" aus "Seasens Apart" nicht mehr aus dem Ohr, so bleibend jagt der Gesang ins Gehirn. Glücklicherweise werden diese zwar sehr schönen, aber mit der Zeit nervenden Trauerphasen innerhalb der Lieder häufig von den bereits angesprochenen aggressiven Growls abgelöst, so dass auch die böse Seite in einem zufriedengestellt wird. Besonders gut gefällt mir auch, dass in dem überlangen "Earthbound" im Mittelpart sowohl cleaner Frauengesang als auch männliches Grunzen gleichzeitig zu hören ist. Trotz ihrer ganz eigenen Note hört man Einflüsse von Katatonia, My Dying Bride und sogar Opeth. Vor allem am Anfang von "The Failure Epiphany" wird man stark an Opeths Deliverance-Album erinnert. Nichts für schwache Nerven ist "Morphine Cloud", eingeleitet von cleanem Flüstern des Growlers wird es zu einem der schleppendsten und depressivsten Liedern überhaupt. Selbstmordgefährdete sollten hier nicht reinhören. Mit dem Klavierstück "September Ashes" nimmt diese traurige CD dann ein würdiges Ende.
Für harte Metaller, die ein Mädel von ihrer weichen Seite überzeugen wollen, ohne dabei auf Geschrei verzichten zu können, ist diese CD wie geschaffen. Für alle anderen, die auf Opeth oder My Dying Bride stehen ist "Turning Seasons Within" sowieso ein Pflichtkauf, allerdings nicht unbedingt jetzt im Sommer, im Herbst und Winter kommt die überlieferte Stimmung sicherlich besser zur Geltung.
Tracklist:
1. Seasons Apart
2. When I Wake
3. Earthbound
4. Not Breathing
5. The Failure Epiphany
6. Morphine Cloud
7. Bloodflower
8. The Empty Stare
9. September Ashes