Es überfällt einen ein wenig Demut, wenn man ein Album einer Band vorliegen hat, die fast ein halbes Jahrhundert schon im Geschäft ist. Vor allem wenn es eine Band ist, deren musikalisches Erbe durch zwei verschiedene Bands, die beide aus ehemaligen Musikern bestehen, hochgehalten wird.
Die Rede ist von Barclay James Harvest. Hochgehalten wird das Erbe durch John Lees und Woolly Wolstenholme sowie Les Holroyd und Mel Pritchard. Die ersteren beide veröffentlichten nun mit „Legacy – Live at the Shepherd's Bush Empire“ ein Live-Album, dass 2006 in London mitgeschnitten wurde.
Der Kernpunkt eines Live-Albums ist im Grunde, ob die Atmosphäre den Hörer erreicht. Viele streiten sich da lieber über die Setlist – ich glaube ich habe dies schon x-mal erwähnt -, da jeder seinen Liebling hören will und motzig ist, wenn dieser nicht gespielt wird. Warum nicht einfach mal abtauchen und solch eine Live-Scheibe auf sich wirken lassen.
Genau dies kann man auch mit „Legacy“ machen. Einfach mal die Scheibe in den Player der Wahl und ab in eine gemütliche Position. Am besten wirkt alles, wenn man die Augen schließt. Der klare, gut sondierbare Live-Sound führt dazu, dass man das Gefühl hat, als würde man quasi in mitten der Leute im „Shepherd's Bush Empire“ stehen würde. Klar, von einem progressiven Konzert, kann man keine Gefühlsausbrüche, Jubelchöre und „Weibergekreische“ erwarten. Allerdings ist das dezente Wahrnehmen des Publikums für die durch die Songs transportierte Stimmung eher förderlich.
Summa summarum zeigt sich, dass dieses Werk ein gelungenes Live-Album ist, mit guten Songs und einer fesselnden Atmosphäre. Songauswahl bleibt offen, da jeder ohnehin seine Vorlieben hat. Freunde sphärischer, progressiver Musik sollten sich dieses Live-Werk der alten Hasen ruhig zu Gemüte führen. Auch andere sollten hier ruhig mal ein Ohr riskieren, vorausgesetzt sie wollen in eine andere Welt eintauchen und sich komplett fallen lassen.
Tracklist:
1. Valhalla
2. For No One
3. Child of the Universe
4. The Iron Maiden
5. The Great 1974 Mining Disaster
6. Poor Man's Moody Blues
7. Suicide
8. Medicine Man
9. In Search of England
10. Poor Wages
11. Mockingbrid
12. The Poet / After the Day
13. Hymn