Es war das Jahr 2001 als Martijn Westerholt, seines Zeichens Keyboarder bei Within Temptation, eben jene Band krankheitsbedingt verlassen musste. Natürlich ist der gute Mann Vollblutmusiker und so ist es nicht verwunderlich, dass er kurze Zeit später eine neue, eigene Band ins Leben ruft. Diese hört auf den Namen Delain und sie besteht im Kern aus ihm und der jungen, recht unbekannten Sängerin Charlotte Wessels. Ihr Debüt-Album „Lucidity“, von dem die Single „Frozen“ auf Platz 36 der niederländischen Charts einstieg, was ungewöhnlich ist, da es bislang nur Within Temptation in die Charts geschafft haben, erschien bereits im Jahr 2006 in den Niederlanden und erst jetzt bei uns.
Wie mag man sich also die Musik des Herrn M. Westerholt vorstellen. Wenn man der reinen Logik folgt, so ergibt sich, dass Delain eigentlich nach Within Temptation klingen müssten. Dies erschließt sich aus zweierlei Tatsachen: 1. Martijn spielte dort und sein Bruder spielt immer noch dort und 2. mit Charlotte Wessels hat er eine Sängerin an Bord. Warum sollte man also nicht so klingen?
Im Grunde klingen Delain auch wie Within Temptation, doch haben Delain, zumindest für meine Ohren, den Vorteil, dass sie um einiges kerniger klingen, wodurch auch mal das eine oder andere harte Riff nach Außen dringt und dadurch das Bangen angereizt wird. Zum Glück klingt man nur auf den ersten Höhrdurchgang nach Within Temptation. Bei genauerem Hinhören (wenn man diverse Details, auf die ich gleich noch eingehen werde, außer Acht lässt) erkennt man jedoch, dass sich Delain doch von Within Temptation unterscheiden. So sind z.B. die Songstrukturen ganz anders und man legt mehr werd auf groovige Elemente anstatt sein Hauptaugenmerk auch synphonisches zu legen. Desweiteren ist Charlottes Gesang ein weiterer Punkt, an dem man belegen kann, dass es sich nicht um einen Within Temptation-Klon ahndelt, da ihr Gesang wesentlich gehaltvoller ist.
Kommen wir dann also nun zu den Details: Sehr interessant ist erst einmal die Zusammensetzung der "Band" (im Grunde besteht Delain nur aus Martijn Westerholt und Charlotte Wessels). So nimmt God Dethroned Prügelknabe Arien van Weesenbeek platz hinter den Kesseln. Ein Death Metal-Drummer in einer Symphonic Metal-Band, ob das gut geht? Und ob es gut geht, denn Arien zeigt sich sehr vielschichtig und erweißt Gespür für die Songs. Man meint nicht, dass dort ein Todmetal-Drummer sitzt.
Auf dem Album finden sich dann noch mehr bekannte Namen wieder: Zum einen wäre da Marco Hietala (Nightwish), der die Songs mit seinem Basspsiel veredelt und hier und da Vocals beisteuert. Vorallem das Duett mit Charlotte bei „The Gathering“ erweist sich als überaus ohrwurmverdächtig. Dazu kommt dann noch ein Gerorge Oosterhoek (ex-Orphanage) mit seinen Grunts, die den Sound noch vielschichtiger machen. Auf Gesangsebene mischen dann noch zwei Frauen mit, die mehr oder weniger sehr bekannt sein dürften. Die eine ist keine geringere als seine „Schwägerin“ (noch sind Sharon und Robert nicht verheiratet) Sharon den Adel (Within Temptation), die Charlotte bei ein, zwei Songs unterstützt, und Liv Kristine (Leave's Eyes).
Normal verderben viel Köche den Brei, doch hier wirkt durch den Einsatz der verschiedenen Qualitäten der einzelnen Musiker – auch Ad Sluijter von Epica (Gitarre) und Guus Eikens (ex-Orphanage) geben ihr bestes; wir wollen die beiden nicht unter den Teppich kehren – sich positiv auf das ganze Werk aus, wodurch es, wie schon gesagt, extrem vielschichtig und homogen geworden ist, zudem ist jeder Song anders.
Schlussendlich bleibt nur noch abzuwarten, wie man sich live präsentieren wird. Zum Glück kann man sich sehr bald davon ein Bild machen, denn Delain werden im Oktober zusammen mit Within Temptation Deutschland besuchen. Zum Album bleibt nur noch zu sagen, dass Leute mit Sinn für etwas anspruchsvolleren (nicht diese einfache Gedudel), symphonischen Metal sich diese sicherlich Ausnahmeband, die ich durchaus als Geheimtipp klassifizieren möchte, anhören sollten, auch wenn man von Within Temptation abgeschreckt sein dürfte und diverse Parallelen nicht zu verleugnen sind.
Tracklist:
1. Sever
2. Frozen
3. Silhouette of a Dancer
4. No Compliance
5. See Me In Shadow
6. Shattered
7. The Gathering
8. Daylight Lucidity
9. Sleepwalkers Dream
10. A Day For Ghosts
11. Pristine